Was ist uns heilig?

Das Misereor-Hungertuch 2023 - gestaltet von Emeka Udemba.

Gottesdienste in der Fastenzeit mit Impulsen zum MISEREOR-Hungertuch

Das neue Misereor-Hungertuch des Künstlers Emeka Udemba aus Nigeria trägt den Titel "Was ist uns heilig?"
Sein farbenstarkes Bild ist als Collage aus vielen Schichten ausgerissener Zeitungsschnipsel, Kleber und Acryl aufgebaut: Nachrichten, Infos, Fakten, Fakes - Schicht um Schicht reißt und klebt der Künstler diese Fragmente und komponiert aus ihnen etwas Neues.

Dabei werden die vielen Krisen unserer Tage (Klima, Pandemie, Kriege…) sichtbar. Im Mittelpunkt steht die Klimaveränderung als fundamentale Frage unseres Überlebens.

Das Hungertuch stellt Fragen:

  • Was ist uns noch heilig?
  • Was ist unverfügbar?
  • Was tasten wir nicht an?
  • Was ist uns das Leben wert?

Die Werktagsgottesdienste in der Fastenzeit am Montag in Herz Jesu (Salierstr. 99) und am Mittwoch in St. Laurentius (Jägerstr. 14), jeweils um 18:00 Uhr laden ein, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, das Bild miteinander zu entdecken und so Teil einer neuen, weltumspannenden Schöpfungs-Erzählung zu werden.

weitere Inhalte unserer Seite:

  • Kurzfilm über das Hungertuch

  • Lesehilfen zur Hinführung

  • Meditation

  • Der Künstler

  • Der Film zum Hungertuch

 

  • Das Lied zum Hungertuch

  • Das Hungertuch in unserer Pfarrei

  • Impulse, Gedanken - zum Weiterstöbern

  • Das Fastentuch und Hungertücher der vergangenen Jahre

 

MISEREOR-Hungertuch: "WAS IST UNS HEILIG?"

Klima, Kriege, Pandemien: Die komplexen Multikrisen unserer Tage führen uns vor Augen, wo die Schwachstellen unserer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen liegen. Auch wenn Krisen immer verzahnter werden und sich gegenseitig verstärken, ist und bleibt die Klimaveränderung die fundamentale Frage unseres Überlebens.

Dieses Szenario zielt mitten in das Hungertuch von Emeka Udemba. Sein farbenstarkes Bild ist als Collage aus vielen Schichten ausgerissener Zeitungsschnipsel, Kleber und Acryl aufgebaut: Nachrichten, Infos, Fakten, Fakes - Schicht um Schicht reißt und klebt der Künstler diese Fragmente und komponiert aus ihnen etwas Neues.

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In einen freien rötlichen Raum ohne Horizont hineingesetzt, ragen zwei Unterarm- und Hand-Paare offen in die Fläche hinein: Form und Farbe nach gehören sie zu einem dunkelhäutigen Mann und einer weißen Frau, Ihre Hände berühren gemeinsam sachte die Erdkugel, die sie gemeinsam halten, ihr aber auch Spielraum lassen. Die Kugel bleibt in der Schwebe von Halten und Loslassen, Schutz und Preisgabe. Rollt die Kugel im nächsten Moment nach links unten in den roten aufgeheizten Raum hinein? Wird sie kippen wie unser Klima? Die Erdkugel, gute Schöpfung und Heimatplanet oder Spielball verschiedener Interessen?

„Vom Anfang“ lesen wir im Zentrum des Hungertuchs. Lassen wir uns zurück zu diesem Anfang führen: Von Schöpfung zu sprechen ist mehr, als nur Natur zu meinen. Es hat mit einem Plan der Liebe Gottes zu tun, in dem jedes Geschöpf einen Wert besitzt und nicht verfügbar ist.

Lesehilfen

Hinführung und Erläuterungen zum Hungertuch

Meditation

Jacqueline Keune in:
Dein  Blaues Wunder
Meditationen zum Hungertuch
© Jacqueline Keune

Der Künstler Emeka Udemba

"Wir haben nur diese Welt, und wenn wir sie nicht richtig behandeln, wird sie uns ins Gesicht springen."

Emeka Udemba, 1968 geboren in Enugu (Nigeria), studierte Kunst an der Universität von Lagos in Nigeria und bekam einige Stipendien in Deutschland, Frankreich und Südafrika. Heute lebt und arbeitet er in Freiburg.

Mit seiner Kunst verbindet Emeka Udemba verschiedene Medien und nutzt die Überschneidung von Bildern und Strukturen als Mittel. Er versucht damit einen tieferen Einblick in die Art und Weise zu gewinnen, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir Identität und Kultur formulieren (oder verbergen) - und wie diese Elemente unser kollektives Bewusstsein beeinflussen.

Der Film zum Hungertuch

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Was ist uns noch heilig? Was ist unverfügbar? Was tasten wir nicht an? Was ist uns das Leben wert?
Diese Fragen laden ein, das Misereor-Hungertuch 2023/2024 zu entdecken und Teil einer neuen, weltumspannenden Schöpfungs-Erzählung zu werden.

Das Lied zum Hungertuch

Gottes Gabe Grüne Erde

Lied zur Misereor Hungertuch-Aktion 2023-2024
Ricarda Moufang (Musik/Harfe/Gesang) und Helmut Schlegel OFM (Text)
 

Gottes Gabe - grüne Erde
Frucht im bunten Schöpfungsspiel.
Dass sie uns zum Segen werde:
Leben schenken ist ihr Ziel.

Refrain:
Spielt kein falsches Spiel mit ihr,
gehört nicht dir, gehört nicht mir,
uns nur von Gott geliehen.

Hütet sie, die grüne Erde;
Haus für alle, Mensch und Tier,
sorgt, dass sie nicht Spielball werde
einer ungehemmten Gier.

Refrain:
Spielt kein falsches Spiel mit ihr,
gehört nicht dir, gehört nicht mir,
uns nur von Gott geliehen.

Heilig, unsre grüne Erde,
heilig Wälder, Meer und Land
dass sie heil erhalten werde,
legt sie Gott in unsre Hand.

Refrain:
Spielt kein falsches Spiel mit ihr,
gehört nicht dir, gehört nicht mir,  
uns nur von Gott geliehen.

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© Text: Helmut Schlegel
© Musik: Ricarda Moufang (Melodie zum Nachsingen im Clip)

Das Hungertuch in unserer Pfarrei

Es ist eine gute Tradition, dass das jeweilige MISEREOR Hungertuch auch in unserer Pfarrei Hl. Edith Stein in Schifferstadt zur Aufstellung kommt. Einige der bisherigen Hungertücher schmücken die Wände der Herz Jesu Kirche.

Das diesjährige Hungertuch steht großformatig in der Herz Jesu Kirche (Salierstr. 104), in der St. Laurentiuskirche (Jägerstr. 16) und in der St. Jakobuskirche (Kirchenstr. 14) und kann zu den Öffnungszeiten gerne betrachtet werden.

Impulse, Gedanken - zum Weiterstöbern

Was sehe ich?

Zuerst nehme ich leuchtende Farben wahr: altrosa-rot, blau, grün, blutrot.
Da sind vier Hände und Unterarme, die eine grün-blau-rote Kugel halten. Schnell kommt mir die Assoziation: Das ist unser Planet. Das ist die Erde, im Chaos des Universums. Das allerdings ist hier in der Signalfarbe rot dargestellt…

Wir sehen Punkte, Striche, Zeitungsausrisse. Das Bild ist in Bewegung, es wirkt höchst dynamisch.

Arme und Hände sind von unterschiedlicher Hautfarbe, dunkelbraun und hellbraun. Die Hände halten die Kugel – oder sie übergeben sie aneinander? Behutsames Halten? Oder gar ein Spiel?

Der Künstler hat das Zeitgeschehen mit eingearbeitet. Auf diversen Zeitungsausrissen stehen Begriffe: "Frau. Heldin. Vom Anfang. Wandeln. Leben. Farbe bekennen. Geld. Wissenschaft." Das Wort "Anfang" kommt sogar zwei Mal vor. Es ist ein wichtiger Begriff: Immer wieder Anfang. Immer wieder Neuanfang. Gerade heute, gerade inmitten vieler Krisen. Neuanfang, mitten im dynamischen, bunten, manchmal bedrohlichem Chaos der Gegenwart. Neuanfang, wie Gott ihn immer wieder mit den Menschen wagt. Auch heute. Jetzt.

Jetzt Leben. Jetzt Wandel. Jetzt Farbe bekennen.

Impuls von Ricarda Moufang


Blicken wir auf die Hände: Halten sie die Erde oder lassen sie die Kugel los?
Fällt die Erde aus unseren Händen?
Tragen wir unsere Gedanken zusammen und kommen wir in den Austausch.
Wir als Menschen stehen für beides: Wir sind Teil der gesamten Schöpfung (Weltkugel) und haben eigene Hände.

Die Hände wiederum sind gleichermaßen Gottes Hände und unsere Hände, die Hände der gesamten Menschheit, ein paar Frauen – und ein paar Männerhände. Nach Gottes Bild geschaffen, schwarz und weiß. Sie gehören zu Menschen verschiedenster Regionen und Kulturen.

Dr. Claudia Kolletzki, Misereor: Erste Notizen und Ideen zum Hungertuch, 2022

Das farbintensive Hungertuch des Künstlers Emeka Udemba erzählt von der Schönheit des "blauen Wunders", aber auch von seiner Zerstörung.
Dr. Claudia Kolletzki, Misereor


Vom Mond aus gesehen wirkt die Erde blau oder grün. Das zeigt, dass hier Leben möglich ist.
Aber die Atmosphäre heizt sich auf und der Meeresspiegel steigt. Das Rot, das unseren Planeten umgibt, ist ein Alarmsignal, das sagt: Gefahr!

Die Wissenschaft hat Beweise dafür, dass der Klimawandel die Erde überwärmt und das Gleichgewicht verändert. Meine Arbeit möchte dieses Gefühl der Dringlichkeit einfangen und eine Warnung aussprechen: Wir müssen jetzt innehalten. Jetzt!
Emeka Udemba, Misereor-Hungertuchkünstler 2023/24


Ist alles auf der Welt bepreisbar? Mit Sicherheit ist sie ein Spielball verschiedenster Interessen.
Die Rechnung zahlen allzu oft diejenigen, die heute schon in Armut leben und kaum zur Aufhitzung der Atmosphäre beitragen …

Gerade inmitten globaler und multipler Krisen brauchen wir Menschen, die Lust auf Veränderung haben und sie mit Leidenschaft und Solidarität vorantreiben.
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer Misereor

Das Fastentuch und Hungertücher der vergangenen Jahre

Was sind Hungertücher?

Das Fastentuch (auch als Fastenvelum, Hungertuch, Palmtuch, Passionstuch oder Schmachtlappen bezeichnet) hat den Zweck während der Fastenzeit in katholischen Kirchenhäusern die bildlichen Darstellungen Jesu (Kruzifix) zu verhüllen. Sein Ursprung liegt vermutlich im jüdischen Tempelvorhang begründet, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird.
Die frühesten Erwähnungen vom Brauch, ein Fastentuch vor dem Altar aufzuhängen (es hing in der Regel im Chorbogen der Kirche vor dem Hauptaltar und verhüllte letzteren, wobei es meist zweigeteilt war und so zur Seite gezogen werden konnte), finden sich bereits im 9. Jahrhundert.
Üblicherweise ist das Fastentuch ein schlichtes oder in Weißstickerei gefertigtes, auch mit biblischen Motiven versehenes Tuch. Die Darstellungen reichen von der Heilsgeschichte (Schöpfung bis Weltende) über Tier- und Pflanzenabbildungen bis hin zu ganz außergewöhnlichen Motiven.

Das Fastentuch kann während der gesamten Fastenzeit im Chor hängen (daher lat.velum quadragesimale „Tuch der 40 Tage“, als Bezug auf den Tempelvorhang auch velum templi). In manchen Kirchen wird es vor dem Passions- oder dem Palmsonntag angebracht.

Das Tuch trennt die Gemeinde optisch vom Altarraum und dessen Schmuck und erlaubt der Gemeinde, die Liturgie lediglich hörend zu verfolgen. Zur körperlichen Buße des Fastens tritt eine geistliche. Der volkssprachliche Ausdruck „am Hungertuch nagen“ bezieht sich somit nicht nur auf materielle Armut. Das Fastentuch wurde nach der Komplet des ersten Fastensonntags aufgehängt und blieb bis zur Komplet des Mittwoch in der Karwoche. An Sonntagen und bei besonderen Gottesdiensten wurde es zurückgezogen, regional auch während der Elevation1 bei der heiligen Messe an Werktagen. Manche Fastentücher waren in der Mitte geteilt und konnten nach beiden Seiten auseinandergezogen werden.

Durch diese Tradition wird dem sich anschließenden Osterfest ein noch stärkerer Glanz verliehen. Die Abnahme des Fastentuchs vor der Osternacht soll zeigen, dass Jesus wieder unverhüllt in seiner Göttlichkeit vor den Menschen steht und er den Himmel für diese geöffnet hat.

1) Elevation: In der heiligen Messe der römisch-katholischen Kirche zeigt der Zelebrant beim eucharistischen Hochgebet der Gemeinde nach der Wandlung die Zelebrationshostie und das Blut Christi im Kelch. Danach macht er eine Kniebeuge. Die Elevation wird meist akustisch durch das Läuten der Wandlungsglocken angezeigt.

Die MISEREOR-Hungertücher 1976 – 2020

MISEREOR hat 1976 die Tradition der historischen Hungertücher neu aufgegriffen und ihr in über 40 Jahren weltweite Resonanz verschafft.
Meist von Künstlern und Künstlerinnen aus dem Süden gemalt, ermöglichen die MISEREOR-Hungertücher eine Begegnung mit dem Leben und dem Glauben von Menschen anderer Kulturen. Kunst ist mehr als schöner Schein: Sie ist Element der Gestaltung gemeinschaftlichen Lebens und wesentlicher Teil von Emanzipationsprozessen. Sie ist immer auch Anfrage an uns und unseren Lebensstil.

Das Begleitheft zu den MISEREOR-Hungertüchern 1976-2020 bieten wir ► hier zum Download an.

Das MISEREOR-Hungertuch 2021 ...

... stellten wir hier auf unserer Sonderseite vor.

Du stellst meine Füße auf weiten Raum