Neetu (8 Jahre, Indien)

„Zum Spielen habe ich keine Zeit. Außerdem bin ich dafür viel zu müde“, erzählt die erst achtjährige Neetu aus Indien. Und sie ist keine Ausnahme! Für viele Millionen Jungen und Mädchen weltweit ist ausbeuterische Kinderarbeit trauriger Alltag. „Ab und zu verletze ich mich an der Flamme. Von den Dämpfen wird mir oft schlecht und ich bekomme Husten und Kopfweh. Aber ich muss weiterarbeiten, auch wenn ich krank bin, denn meine Familie braucht das Geld.“ Neetu schmilzt von 5 Uhr morgens bis 20 Uhr abends in einem dunklen Raum Glasringe zusammen, atmet giftige Dämpfe ein und verbrennt sich oft die Finger. Ihr Vater ist an den Folgen der Arbeit gestorben. Eine Schule hat Neetu nie besucht.

Sangam (10 Jahre, Indien)

„Meine Familie ist arm, deswegen muss ich arbeiten und kann nicht zur Schule gehen. Was ich mir wünsche? Eine Maske, damit ich von der Arbeit nicht krank werde.“
Jeden Tag muss Sangam rund zehn Stunden lang Teppiche knüpfen. Dabei atmet sie Wollfasern ein. Eine Schule hat das Mädchen noch nie besucht. Übrigens: Sangam ist das Kind auf unserem Plakat zur Sternsingeraktion 2018.

Salma (12 Jahre, Indien)

Gemeinsam mit ihrer Familie wohnt Salma in dem kleinen Dorf Milik in Nordindien. Wie viele andere Jungen und Mädchen in Milik arbeitet auch Salma als Teppichknüpferin. Doch sie hat Glück: Partner des Kindermissionswerks ,Die Sternsinger‘ haben eine Dorfschule gegründet und Salmas Eltern überzeugt, wie wichtig Bildung für ihre Tochter ist.
Mit neun Jahren begann Salma mit dem Teppichknüpfen. Damals hatte ihre älteste Schwester geheiratet und war von zu Hause ausgezogen. Salma übernahm ihren Platz am Webrahmen. Seither arbeitet das Mädchen gemeinsam mit ihrer Mutter Mariam und ihren älteren Geschwistern täglich im Innenhof des Familienhauses. „Montags bis samstags arbeite ich den halben Tag, sonntags den ganzen Tag“, erzählt sie.

Auf einer schmalen Holzbank sitzt Salma hinter einem riesigen Knüpfstuhl aus Metall. Von hier aus sieht sie die Welt durch einen dichten Vorhang aus Fäden. Geschickt arbeitet sie sich Knoten für Knoten von links nach rechts. „Ich kann schneller knüpfen als meine Mutter“, sagt sie stolz.
Nach jedem fertigen Knoten ist ein leises Zischen zu hören, wenn Salma mit ihrem sichelförmigen Messer blitzschnell den überstehenden Faden abschneidet. Von der Arbeit hat Salma Hornhaut an den Fingern. Manchmal verletzt sie sich auch mit dem Teppichmesser. Vor Salma auf dem Boden liegt ein detailliertes Knüpfmuster, aus dem sie abliest, wann sie welche Wollfarbe verwenden muss. Täglich wächst ihr Werk mehrere Zentimeter in die Höhe, bis nach rund zwei Monaten ein mehrere Meter großer Teppich entstanden ist. Dann kommt die schönste Zeit für Salma: Zeit zum Spielen mit ihren Freundinnen. Zwei bis drei Tage dauert es, bis ein neuer Webrahmen aufgezogen ist. Dann beginnt die Arbeit von vorne.