Das Bekenntnis zum christlichen Glauben gehört in die Öffentlichkeit

"Unsere Teilnahme am Leib und Blut Christi zielt auf nichts anderes, als das zu werden, was wir empfangen" war das Fronleichnamsfest, auch "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" genannt, am Donnerstag überschrieben, zu dem alle katholischen Christen zu einer gemeinsamen Feier eingeladen waren.

"Am Festtag Fronleichnam folgen wir der alten Tradition, unseren Glauben nicht hinter den vier Mauern der Kirche zu feiern, sondern ihn nach außen in die Welt zu tragen" begrüßte Pfarrer Albrecht Effler die Gläubigen, auch im Namen von Pfarrer Dr. Georg Müller, Diakon Hans Sattel und Pastoralreferent Heinrich Schmith.
Denn das Bekenntnis zum christlichen Glauben gehöre in die Öffentlichkeit, auf die Straßen und Plätze, wo Menschen wohnen, sich täglich begegnen würden. "Gerade in einer Zeit, da viele unserer Glaubensschwestern und -brüder in vielen Teilen der Welt für ihren Glauben an Jesus Christus verfolgt und ermordet werden", fügte er hinzu. Es könne nicht sein, sich über die sogenannte "Islamisierung" aufzuregen, aber zum Christsein nicht bereit zu sein. "Gott steht im Mittelpunkt unseres Festes. Wir feiern die leibliche Gegenwart Christi in der Eucharistie und zeigen der Welt bei der feierlichen Prozession: Seht her, hier in der Gestalt des Brotes ist Gott unter uns", betonte der Seelsorger bei der Statio.

Auch in diesem Jahr hatte die Frauengemeinschaft St. Laurentius die Treppen der Pfarrkirche blumenreich geziert und auch den Vorplatz mit einem farbenprächtigen Blumenteppich wunderschön ausgeschmückt, was durch strahlenden Sonnenschein belohnt wurde.
Von dort aus führte eine Prozession mit dem eucharistischen Brot in der Monstranz an festlich geschmückten Häusern vorbei an die Waldfesthalle, wo der Gottesdienst im Freien gefeiert wurde. Das Soundorchester der Stadtkapelle unter Leitung von Bernd Schneider übernahm auch dort, wie bei der Statio, einiges an Liedbegleitung. Der Chor der St. Jakobuskirche unter Leitung von Dekanatskantor Georg Treuheit war mit mehrstimmigen Chorwerken zu hören.

In seiner Predigt ging Pfarrer Albrecht Effler zunächst der Frage nach dem Unterschied zwischen einem Faschingsumzug und einer Fronleichnamsprozession nach. So sei der Fasching, vor allem im 15. Jahrhundert, der Hort des Bösen, des Verkehrten, der Gottferne und der Sünde, personifiziert im Narren, gewesen. Eine Welt ohne Gott sei mit verschiedenen Traditionen mit teuflischen Masken und zerrissenem Gewand dargestellt worden. Dies als Kontrast gesehen, könnte es insofern aber auch durchaus als ein Fest mit christlichen Hintergrund gesehen werden.

Fronleichnam hingegen sei das Gegenbild: Eine Demonstration einer Welt, einer Stadt mit Gott, wie er sie für die Menschen gedacht habe. "Wir verlassen bewusst den Raum der Kirche und gehen mit Christus in der Gestalt des Brotes durch die Straßen, denn hier wohnt Gott. Er bedeutet uns etwas, und zwar so viel, dass wir auf ihn unser ganzes Leben gründen, jeder für sich persönlich, aber auch so, dass wir unsere ganze Kultur auf ihn gründen" lautete die Erklärung des Pfarrers. Doch Christsein sei heute nicht mehr selbstverständlich. So sei in Deutschland ein Drittel der Bevölkerung katholisch, ein Drittel protestantisch, fünf Prozent muslimisch und 32 Prozent konfessionslos, was aber nicht ungläubig bedeuten müsse sondern eher ohne konfessionelle Bindung, da bei ihnen andere Werte höher im Kurs stünden, wie beispielsweise Freunde, Familie und Liebe.

In Schifferstadt sehe die Statistik mit 21.500 Einwohnern folgendermaßen aus: 9.100 Katholiken, 3.500 Protestanten – also 12.600 christlich – dazu ca. 3.500 Muslime und gut 5.000 Konfessionslose. Diese Zahlen sollten zu denken geben. "Das bedeutet, dass wir uns nicht mehr auf unseren Privilegien, Traditionen und unserem Selbstverständnis ausruhen können", ist die Meinung des Pfarrers. Deshalb sei es wichtig, die Gegenwart Christi zum Leuchten und ihn ins Gespräch zu bringen, mit ihm im Gespräch zu sein im Gebet. "Denn Gott ist ja nicht fern sondern mitten unter uns. Wir wollen die Welt mit ihm bauen und laden die Menschen unserer Straßen dazu ein, um ihm Raum zu geben", forderte er die Gottesdienstbesucher dazu auf. Denn nur so könne Gott gegenwärtig werden.

Nach dem festlichen Gottesdienst überbrachten die Seelsorger und der liturgische Dienst das Allerheiligste in die Kapelle des Alten- und Pflegeheimes St. Matthias und erteilten den eucharistischen Segen. Währenddessen nutzten viele Gottesdienstbesucher die Gelegenheit zum Mittagessen: Über 160 Portionen hausgemachter "Pichelsteiner"-Eintopf mit Rindfleischeinlage hatte ein Team des Malteser-Hilfsdienstes mit seinem "Chefkoch" Herbert Altmann zubereitet. Die weitere Bewirtung mit Pfälzer Spezialitäten und Getränken übernahmen die Mitglieder des DJK SV Phönix, für den Ordnungsdienst war die Kolpingfamilie, die Polizei und die Freiwillige Feuerwehr zuständig und auch die Ortsgruppe der Malteser Schifferstadt war mit einem Versorgungszelt mehrfach im Einsatz.

Text: Inge Schade / Fotos: Norbert Strubel, Markus Hein, Jürgen Reimer

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