75 Jahre Atomwaffen sind genug

Friedenswache vor dem Dom am 8. August – Friedensgottesdienst in St. Bernhard am 9. August

Die Zerstörung der japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch zwei Atombomben jährt sich zum 75. Mal. Die Dompfarrei Pax Christi in Speyer möchte aus diesem Anlass des Leids der Opfer gedenken. Sie möchte aber auch auf die fortdauernde Gefährdung des Friedens durch Atomwaffen aufmerksam machen und zur Diskussion von Wegen der Friedenssicherung einladen. Die Dompfarrei schließt sich nach einem Beschluss ihres Pfarreirats der Forderung nach einer weltweiten Ächtung von Atomwaffen an.

Veranstaltungen und Termine zum Gedenken und zur Mahnung:

Do., 6. August, 19 Uhr, Gedächtniskirche: meditatives Friedensgebet

Das Gedenken im Gebet beginnt die protestantische Gesamtkirchengemeinde Speyer mit dem meditativen Friedensgebet am Donnerstag, dem 6. August um 19 Uhr in der Gedächtniskirche. Das ist der Jahrestag des Abwurfs der ersten Atombombe auf Hiroshima.

Sa., 8. August, 17 - 1 Uhr, vor dem Dom: Friedenswache

Am Samstag, dem 8. August, dem Vorabend des Jahrestags der Zerstörung der japanischen Stadt Nagasaki, hält die Dompfarrei Pax Christi von 17 bis 1 Uhr eine Friedenswache vor dem Dom. Wer dazustoßen möchte, ist eingeladen, gemeinsam zu beten, Friedenslieder zu hören und seine Friedensvisionen mit den anderen zu teilen.

So., 9. August, 11 Uhr, Kirche St. Bernhard: Friedensgottesdienst

Am Sonntag, dem 9. August 2020, beginnt um 11 Uhr, zur Stunde des Abwurfs der Atombombe auf Nagasaki, ein Friedensgottesdienst in der Friedenskirche St. Bernhard. Die Messfeier leitet Pfarrer Dr. Patrick Asomugha. Unter der Kirche wird in der Pax-Christi-Kapelle Erde aus Nagasaki aufbewahrt. Sie gehört zu einer Sammlung von Steinen und Erde von allen Kontinenten, mit der die Konflikte der Welt und die Hoffnung auf Frieden präsent gehalten werden.
Gottesdienstteilnehmer werden gebeten, sich ► im Pfarrbüro anzumelden. Bei allen Veranstaltungen gelten besondere Corona-Schutzmaßnahmen.

Mi., 19. August, 19:30 Uhr, Heinrich-Pesch-Haus, Ludwigshafen: "75 Jahre Atomwaffen - (k)ein Auslaufmodell?!"

Zur Online-Veranstaltung „75 Jahre Atomwaffen – (k)ein Auslaufmodell?!“ laden am 19. August um 19:30 Uhr das Forum Katholische Akademie und pax christi, Diözesanverband Speyer, ein. Es tragen vor und diskutieren mit den Teilnehmenden zwei Politologen und Theologen: Thomas Zuche von der Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V., Trier, und Horst-Peter Rauguth, dem geistlicher Beirat von pax christi Deutschland.

Information: KEB Diözese Speyer, Tel.: 06232 102-180 oder Katholische Akademie Rhein-Neckar, Tel.: 0621 5999-162.
Anmeldung auf der ► Website des Heinrich-Pesch-Hauses.

Am 6. und 9. August 1945 fanden etwa 100.000 Menschen unmittelbar durch die beiden Atombombenexplosionen den Tod, eine noch größere Zahl ist an den Folgen des Abwurfs gestorben. Ein neues Schreckensszenario der Kriegsführung bestimmt seither die Politik: der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, die nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern auch die kommenden Generationen und die Umwelt langfristig schädigen. Zwar schien mit dem Ende des Kalten Krieges die Gefahr gebannt. Der 1987 zwischen den USA und der Sowjetunion geschlossenen INF-Vertrag sollte zum Abbau der atomaren Kurz- und Mittelstreckenraketen führen. Aber seit dem 2. August 2019 hat der INF-Vertrag keine Gültigkeit mehr. Die USA und Russland werfen einander Vertragsbrüche vor. Und es hat sich eine neue geopolitische Lage entwickelt: Neue Nuklearmächte wie u.a. China, Pakistan und Indien agieren unabhängig vom INF-Vertrag. Ein neues nukleares Wettrüsten hat längst begonnen, die Möglichkeit, einen Atomkrieg zu führen und nicht nur durch „Abschreckung“ zu verhindern, eingeschlossen.

In den letzten Jahren werden die Stimmen wieder lauter, die auf eine Abschaffung aller Atomwaffen drängen. 2017 ging der Friedensnobelpreis an die internationale Organisation ICAN, die einen internationalen Atomwaffenverbotsvertrag auf den Weg gebracht hat. Die Päpste unterstützen dieses Anliegen schon lange – mit besonderem Nachdruck Papst Franziskus. In diesem Sinne fordert die katholische Friedensbewegung pax christi, dass auch Deutschland sich dem Vertrag zur Ächtung von Atomwaffen anschließt, mit der Konsequenz, dass die in Deutschland stationierten Atomwaffen abgezogen werden sollen. Dies wäre ein Schritt zu einer zivilen Sicherheitspolitik, wie sie etwa die Badischen Landeskirche unter der Überschrift „Sicherheit neu denken“ entworfen hat. Der Pfarreirat der Dompfarrei Pax Chisti hat sich in seiner letzten Sitzung am 25. Juni mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, die Forderungen der Friedensbewegung pax christi zu unterstützen.

Bernhard Kaas (Vorsitzender Pfarreirat Pfarrei Pax Christi, Speyer)


Nukleares Wettrüsten hat längst begonnen

Die Abwürfe der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki vor 75 Jahren eröffneten ein neues Schreckensszenario der Kriegsführung: Massenvernichtungswaffen, die nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern auch die kommenden Generationen und die Umwelt langfristig schädigen. Im Widerstand gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen in Deutschland engagierten sich ab Ende der 1970er breite Teile der Zivilgesellschaft in der Friedensbewegung.

1987 feierte die Friedensbewegung den zwischen der USA und der damaligen Sowjetunion geschlossenen INF-Vertrag (Intermediate Range Nuclear Forces). Atomare Kurz- und Mittelstreckenraketen sollten endgültig abgebaut werden. Der Kalte Krieg schien beendet; ein wichtiges Schlüsselelement der europäischen Sicherheitsarchitektur war installiert.

Seit dem 2. August 2019 hat der INF-Vertrag keine Gültigkeit mehr. Beide Seiten werfen sich Vertragsbrüche vor. Und es hat sich eine neue geopolitische Lage entwickelt: Neue Nuklearmächte wie u.a. China, Pakistan und Indien agieren unabhängig vom INF-Vertrag.

Bereits am 2. Februar 2018 hatte das Pentagon seine neue Nuklearstrategie veröffentlicht: Neue Atomwaffen werden entwickelt, die eine geringere Sprengkraft (bis 20 Kilotonnen) haben und deren Einsatz präziser erfolgen soll. Ein neues nukleares Wettrüsten hat längst begonnen, die Möglichkeit einen Atomkrieg zu führen und nicht nur durch „Abschreckung“ zu verhindern eingeschlossen.

Gleichzeitig haben sich sowohl Papst Franziskus als auch der Präsident der Katholischen Friedensbewegung pax christi und Mainzer Bischof Peter Kohlgraf für eine Ächtung der Atomwaffen ausgesprochen. Konzepte einer Friedenspolitik wie der Entwurf der Badischen Landeskirche „Sicherheit neu denken“ sind erstellt (siehe unten), werden diskutiert und sollen politisch wirksam werden.

Auf diesem Hintergrund lädt die Pfarrei Pax Christi Speyer am Samstag, den 8. August, ab 17.00 Uhr zu einer „Friedenswache“ vor dem Dom zu Speyer ein. Wir beten gemeinsam, hören Friedenslieder und teilen unsere Friedensvisionen miteinander.


Weitere Informationen zum Thema:

  • Homepage der deutschen Sektion
    der internationalen katholischen Friedensbewegung
    pax christi
  • Factsheet Oktober/2019
    "Die Ächtung der Atomwaffen"
    pax christi - Internationale Katholische Friedensbewegung
  • "Papst Franziskus und die katholische Atombombe"
    Die Visite von Papst Franziskus in Hiroshima und Nagasaki
    Meldung von vatican news vom Nov. 2019
  • Homepage der Evangelischen Landeskirche in Baden
    Szenario "Sicherheit neu denken"
  • "Sicherheit neu denken" - Zivile Sicherheitspolitik
    Kurzfassung, Auflage 3/2019
    der Evangelischen Landeskirche in Baden
  • "Sicherheit neu denken" - Zivile Sicherheitspolitik
    Vollversion, Auflage 2/2019
    der Evangelischen Landeskirche in Baden
  • Homepage der Initiative "Sicherheit neu denken"