Das Gebet für die Stadt eröffnet eine zusätzliche Dimension

75 Jahre Stadtrechte in Schifferstadt im ökumenischen Gottesdienst gewürdigt

Anlässlich der Feierlichkeiten zum Jubiläum "75 Jahre Stadtrechte in Schifferstadt" hatten die christlichen Kirchen am Montagabend, 29. September, unter dem Motto "Ökumenisches Gebet für unsere Stadt" zum ökumenischen Gottesdienst eingeladen. Gestaltet wurde er von Pfarrer Maik Weidemann, Pfarrer Stefan Mühl, Maria Meinhardt und Jürgen Reimer (Pfarrei Heilige Edith Stein), Karen Lill (Protestantische Kirchengemeinde), Marco Hemmer und Annette Spoor von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Ekklesia) sowie Stefanie Hill an der Orgel.

"Wir sind heute zusammen gekommen, um unsere Stadt und die Menschen, die in ihr wohnen, im Gebet vor Gott zu bringen. Denn wir sind davon überzeugt: Damit das Zusammenleben in unserer Stadt gut gelingt, braucht es neben dem Einsatz aller Bewohnerinnen und Bewohner auch Gottes Segen – gerade in den schwierigen Herausforderungen unserer Zeit", meinte Pfarrer Maik Weidemann in seiner Begrüßung zu den (leider nur) 50 Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern, darunter Pfarrer Albrecht Effler, Pastoralreferent Heinrich Schmith und Bürgermeister a.D. Edwin Mayer.

Passenderweise trug Pfarrer Weidemann eine Lesung aus dem Buch Jeremia vor: "Bemüht euch um das Wohl der Stadt, in die ich euch wegführen ließ, und betet für sie. Wenn es ihr gut geht, wird es auch euch gut gehen." Das griff auch Pfarrer Stefan Mühl in seiner Predigt auf. Der Prophet habe diese Worte an das Volk gerichtet, das in der Verbannung und fern der Heimat gewesen sei. Das habe für ihn nicht völlige Anpassung und Aufgabe des Eigenen bedeutet, sondern die Bewahrung ihrer Identität und vor allem ihres Glaubens, dass Gott da sei und der selbst in der Verbannung eine Zukunft schenken und dem man vertrauen könne.

Auch wenn die Situation eine andere gewesen sei als heute, dürfe man den Appell des Jeremia auch an die Menschen heute gerichtet wissen. "Meines Erachtens ist das auch für uns als Christen in unseren Tagen der gebotene Weg, um in unserer Gesellschaft ein lebenswertes Miteinander zu finden. Denn Christsein heißt auch, dass wir uns einbringen in unsere Stadt mit der Bereitschaft zum Engagement", so seine Meinung. Als Christ und Christin solle man sich bemühen um das Wohl der Stadt, im Miteinander, im Blick für den Nachbarn, im Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen, durch Engagement in Vereinen, durch Beteiligung an Wahlen, Interesse an der Politik oder der Mitarbeit in ihr aus dem Geist der Verantwortung heraus. Es sei aber auch wichtig, die Gemeinschaft in der Stadt zu stärken, auch zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen bis hin zu denen, die als Fremde kommen, die sich Schifferstadt nicht als Heimat ausgesucht hätten, sondern hierher zugeteilt worden seien. "Deshalb ist es großartig, was zum Beispiel das 'Team 31' seit zehn Jahren macht für eine gelingende Integration. Oder was unser Bündnis für Demokratie und Toleranz tut, nämlich darauf hinzuweisen, dass es immer wieder den Einsatz für Demokratie braucht, damit das Gemeinwesen lebenswert bleibt", erklärte er.

Doch Jeremia habe noch den Zusatz beigefügt "... betet für sie." Das Gebet bringe das Engagement mit dem Glauben in Verbindung, den Glauben an einen Gott, der ein gutes Zusammenleben möchte. Das Gebet für die Stadt eröffne eine zusätzliche Dimension, denn ob und wie das Zusammenleben gelinge, hänge nicht nur vom Tun ab, denn da sei noch einer, dem das auch wichtig sei, einer, dem das Leben in dieser Stadt am Herzen liege. Das Gebet für die Stadt bewahre davor, sich alleinverantwortlich zu sehen, aber auch vor Resignation, wenn etwas nicht so gelinge, wenn es Probleme und Hindernisse gäbe. Beten für die Stadt bedeute, sie und die Menschen vor Gott hinzubringen, vor seinen liebenden Blick, sein Verständnis, seine Zuwendung. Beten heiße aber nicht, die Hände in den Schoß zu legen, denn es befreie nicht vor dem eigenen Einsatz. Dazu stellten Pfarrer Stefan Mühl eine Aussage des Heiligen Ignatius dazu, was auch heute noch gelte: "Handle so, als ob alles von dir selbst abhinge. Und bete so, als ob alles von Gott abhinge."

Das Zentrum dieses Gottesdienstes bildeten die Fürbitten und Gebete für verschiedene Gruppen in Schifferstadt. Darin hieß es unter anderem:
Lasset uns beten ...

"... für diese Stadt und unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger; dass hier für jeden und jede von uns ein menschliches Zusammenleben möglich wird und sie eine Stadt des Friedens, der Gerechtigkeit und der Gemeinschaft sei und immer mehr werde."

"... für alle, die nah bei uns wohnen und uns nahestehen, für unsere Familie, unsere Nachbarn und Bekannten, unsere Freundinnen und Freunde, aber auch für die, die nicht gut auf uns zu sprechen sind; für alle, die uns mit ihrer Zuneigung umgeben, aber auch für die, die uns lästig fallen."

"... für alle, die hier arbeiten, die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken, den Bediensteten in Geschäften und Büros, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, die in einem medizinischen Beruf wirken, die in der Landwirtschaft und im Handel für Lebensmittel sorgen, die unsere Infrastruktur am Laufen halten, die Handwerkerinnen und Handwerker, für alle, die bei der Polizei, der Feuerwehr und den Rettungs- und Hilfsorganisationen für unsere Sicherheit sorgen."

"... für die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in der Mitte des Lebens stehen, die Alten und Hochbetagten in ihren Häusern oder im Pflegeheim, die sie pflegen und betreuen."

"... für alle, die das politische Geschick unserer Stadt bestimmen, die Verantwortlichen an der Spitze der Stadt, die Mitglieder des Stadtrats und der Gremien, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, die in Parteien und politischen Initiativen Verantwortung tragen und für uns alle, die wir Wählerinnen und Wähler, Bürgerinnen und Bürger, für den Erhalt unserer Demokratie verantwortlich sin."

"... für alle, die die Kirchen und christlichen Gemeinschaften vertreten und sich in ihnen beruflich oder ehrenamtlich engagieren, alle Christinnen und Christen in unserer Stadt, Muslime und Musliminnen, die einem anderen Bekenntnis oder Weltanschauung angehören und die keinen dezidierten Glauben haben."

"...  für alle, die hier wohnen und die, die bezahlbaren Wohnraum suchen, die schlecht und in veralteten Wohnungen untergebracht sind, die in Notunterkünften oder Containern leben müssen, die kein sicheres Obdach haben, die Fremden, die zu uns kommen auf der Suche nach Freiheit, Arbeit und Sicherheit, dass sie alle gastlich aufgenommen werden und die Hilfe erhalten, die sie brauchen."

"... für alle, die heimgesucht sind von Krankheit und Unglück oder einer anderen Prüfung, die körperlich oder seelisch Kranken und die Sterbenden, die mit einer Behinderung im Leben zurecht kommen müssen, die jungen Menschen in der Jugendstrafanstalt und alle, die sie dort betreuen."

Bericht: Inge Schade für das "Schifferstadter Tagblatt"