Baptistengemeinde im Mittelpunkt des Gesprächsabends

"Unser Fundament ist die Bibel: Wir möchten das, was wir lesen, auch leben"

Auch der zweite Gesprächsabend der vier in Schifferstadt beheimateten christlichen Gemeinden mit dem Thema "Was ich schon immer mal wissen wollte" hatte eine sehr gute Resonanz. Dabei ging es um die Vorstellung der Bapistengemeinde, auch Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (EFG) genannt. Gestaltet wurde der Abend im Pfarrzentrum St. Jakobus von der hiesigen Gemeindeleiterin Annette Spoor und Pastor Jörg Lüling aus Lampertheim.

"Unser Fundament ist die Bibel, wir möchten das, was wir lesen, auch leben," stellte Pastor Jörg Lülling voran. Sie bekennen sich zudem ausschließlich zur Gläubigentaufe, Babys werden gesegnet. Es gehe darum, dass die Täuflinge den Sinn der Taufe verstehen, gläubig seien und sich die Taufe wünschten.
"Wir haben eine bestimmte Art von Liturgie, mit der aber sehr frei umgegangen wird und eine Beziehung mit dem lebendigen Gott, der es liebt, wie wir mit ihm reden", so seine Begründung. Es gäbe auch keine Unterschiede zwischen dem Stand einer Person, alte und junge Menschen, Frauen und Männer können Kirche gestalten. Ein großes Gut sei auch die Religionsfreiheit, besonders weil die Gründerväter damals für ihre Überzeugung getötet wurden. Als wichtig bezeichnete er  auch das "freikirchliche Leben". "Bei uns ist jeder freiwillig hier, jeder ist willkommen", stellte er heraus. Die Bapistengemeinde achtet auch auf Trennung von Staat und Kirche, sei unabhängig davon, weil es hier um das Reich Gottes gehe. Nachteilig sei, dass sie keine Steuergelder erhielten und sich somit über Spenden finanzieren.

Strukturen der Baptistengemeinden

"Es gibt einen Bundesrat, der demokratisch organisiert wird und das höchste Entscheidungsgremium ist", so der Pastor. Die Aufgaben der Baptistengemeinde seien angelehnt an die Kernthese von Johann Gerhard Oncken, Gründer der Baptistengemeinde in Hamburg im Jahr 1934, "Zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen". Dazu gehöre, dass möglichst alle Menschen die Wahrheiten über Gott kennenlernen. Aus diesem Grund habe die Predigt eine große Bedeutung, der aber auch Taten folgen sollten, nämlich Evangelisation und Diakonie, Weltmission und humanitäre Hilfen. "In Deutschland existieren 800 Gemeinden einschließlich der Brüdervereine mit insgesamt 82.000 Mitgliedern, davon sind 630 Baptistengemeinden und 130 Brüdergemeinden, die zusammen einen 'Bund' bilden", erklärte er. Dieser bestehe wiederum aus 12 Landesverbänden, die die Gemeinden konkret vor Ort in ihren Entwicklungen unterstützten, begleiten und fördern. Die Landesverbände haben jeweils für die ihr zugehörenden Gemeinden ein Gemeindejugendwerk (GJW). Hier werden Schulungen, Freizeiten und Events durchgeführt.

Jede Gemeinde sei selbstständig und dürfe ihre eigenen Schwerpunkte und Ziele formulieren und gestalten. Zum "Bund" gehörten mehr als 900 ordinierte Mitarbeitende, das seien Pastoren/-innen, Diakone/-innen, und Gemeindereferenten/-innen. Dazu gäbe es ein Netzwerk der Beratung zur Unterstützung.

Bapistengemeinde in Schifferstadt

Gemeindeleiterin Annette Spoor informierte, dass die hiesige Baptistengemeinde am 1. August 2015 gegründet wurde. Es sei der Beginn der Mitarbeit einer guten Ökumene vor Ort gewesen. Die Baptistengemeinde feiere jeden ersten und dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr Gottesdienst im Pfarrzentrum St. Jakobus in deutsch, englisch und tigrinya (semitische Sprache), parallel dazu finde ein Kindergottesdienst statt. Obwohl die Gemeinde offiziell nur aus elf Mitgliedern bestehe, werde der Gottesdienst von 20 bis 30 Personen besucht. Eine feste Mitgliederzahl gäbe es nämlich nicht, da jeder willkommen sei. Es bestehen außerdem zwei Hauskreise, eine Jugend- und eine Kindergruppe, es werden Lobpreis-/Gebetsabende und Gebetsspaziergänge aber auch Ausflüge veranstaltet und diakonische Hilfen angeboten. Ziel sei, füreinander einzustehen, gemeinsam im Glauben zu wachsen, die frohe Botschaft zu verkünden und als Gemeinschaft und Familie schon auf der Erde am Reich Gottes zu bauen.

Für die Gottesdienstgestaltungen könne es ganz unterschiedliche Räume geben. Bei einer charakteristischen Raumgestaltung stehe das Kreuz im Mittelpunkt, ein Bibelvers oder die Jahreslosung hänge an der Wand, es gäbe einen Altar oder ein Rednerpult, ein im Boden eingelassenes Taufbecken und einen Bereich für die Musik. In der Baptistengemeinde Schifferstadt stehe die Vision und der Auftrag von Jesus Christus nach Apostel Matthäus (28, 19+20) im Vordergrund: "Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt."

Fragen

Nach dieser Fülle von Informationen gab es Gelegenheit zum gemeinsamen Gesprächsaustausch, um anschließend noch Fragen beantworten zu können, wie beispielsweise wer am Abendmahl teilnehmen dürfe und wie dessen Ablauf sei. Pastor Jörg Lüling erklärte, dass der Wert des Abendmahls mit den "Einsetzungsworten" hervorgehoben werde, die Jesus gesprochen habe. Teilnehmen dürfe jeder, denn es gäbe keinen Unterschied, allerdings müsse man sich zu Jesus Christus als Retter und Erlöser bekennen. Zuvor werde in den meisten Fällen ein frischer Leib Brot geteilt, der vom Pastor und Helfenden durch die Reihen gegeben werde, ebenso der Weinkelch. Wer aus hygienischen Gründen nicht aus dem großen Kelch oder keinen Wein trinken möchte, dürfe aus einem kleinen Kelch Traubensaft zu sich nehmen.

Interesse galt auch der Ausbildung eines Pastors, zu dessen Ausbildung der Abschluss des Master-Studienganges Evangelische Theologie an der Theologischen Hochschule Elstal, dem Hauptsitz der Bundesgeschäftsstelle, oder ein Zusatzstudium dort nach einer vorhergehenden theologischen Ausbildung an einem anderen Ausbildungsinstitut.

"Welche Disziplin kennt die Liturgie" lautete eine weitere Frage: "Jesus hat gebetet, also ist es das Gebet", so der Pastor. Es sei eine Gesprächsform, in einer Zeit, in der es immer schwieriger werde, seine Überzeugung und Gefühle in Worte zu fassen. Es gäbe aber auch eine Disziplin des Fastens und der Gemeinschaftspflege. Wie man mit einer "Identität nach innen" umgehe, beantwortete Jörg Lüling mit einer "Supervision", indem es jemand gäbe, der einen nach den Gewohnheiten hinterfrage. Denn das innere Leben sei wichtig, auf das es zu achten gelte.

Bericht: Inge Schade / Bilder: privat

Informationen zur Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Schifferstadt (Baptisten) erhalten Sie über die Homepage der Gemeinde.


Dritter Gesprächsabend der Reihe: "neuapostolisch"

Der dritte Gesprächsabend findet am Donnerstag, 8. November, 20 Uhr, in der Neuapostolischen Kirche, Ostring 67, statt. Deren Gemeindevorsteher Michael Binder und Manon Giovannetti werden den Gesprächsabend moderieren.

Hier der Hinweis zu diesem dritten Abend.

Hier geht es zum Vorbericht der Gesprächsreihe mit allen Terminen.