Die Neuapostolische Kirche stand im Mittelpunkt des Gesprächsabends
Gemeindeleben orientiert sich an der Beständigkeit in der Lehre der Apostel, im Brotbrechen und im Gebet
Auch der dritte Gesprächsabend der vier in Schifferstadt beheimateten christlichen Gemeinden mit dem Thema "Was ich schon immer mal wissen wollte" hatte eine sehr gute Resonanz. Dabei ging es um die Vorstellung der Neuapostolischen Kirche (NAK) im Ostring 67. "Das wichtigste an diesem Abend ist, dass Jesus Christus bei uns ist", hob deren Gemeindevorsteher Marco Enders in seiner Begrüßung hervor.
Michael Binder, Hirte im priesterlichen Amt, begann seine Ausführungen mit der Beschreibung des Kirchenraumes, dessen Front mit einem schwebenden Kreuz über stilisierten Wellen geschmückt ist. Der Altar ist mittig angebracht, auf ihm liegen die Lutherbibel von 1984, liturgische Texte und stehen Abendmahlskelche. Die Orgel ist neben dem Altarraum. Ansonsten ist der Kirchenraum schlicht gehalten, ein Opferkästchen befindet sich im Eingangsbereich, da keine Kollekten stattfinden.
Große Rolle spiele in der NAK ihr Katechismus. Als besonders wichtig bezeichnete er das Kapitel "Das Verständnis von der Kirche Christi als Gemeinschaft der wahrhaft Gläubigen, das die Neuapostolische Kirche mit anderen Kirchen teilt, führt also notwendigerweise dazu, in einen ökumenischen Dialog zu treten und gemeinsam die Sache Christi zu vertreten."
Gemeindeleben
Es orientiert sich an der Apostelgeschichte 2,42: "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet."
Gefeiert wird dies in jedem Gottesdienst sonntags und mittwochs. Dazu finden viermal jährlich Kindergottesdienste, monatlich ein Jugendgottesdienst und einmal im Jahr ein Seniorengottesdienst statt.
Die wesentlichen Elemente eines neuapostolischen Gottesdienstes sind die Wortverkündigung sowie die Sakrament- und Segenspendung. Gemeinschaft werde gepflegt bei monatlichen Seniorentreffen und Jugendaktivitäten, Zusammenkünften nach dem Gottesdienst, Gemeindeausflüge und überregionalen Veranstaltungen, wie Kirchen-, Kinder- und Jugendtagen. Angeboten werden eine Vorsonntagsschule für Kinder ab drei Jahren bis zur Grundschule, eine Sonntagsschule, Religionsunterricht (parallel zur Schule) und Konfirmandenunterricht. Für ein gut funktionierendes Gemeindeleben sorgen ein Gemeindegremium, ein Event-Team, die Öffentlichkeitsbeauftragte, ein monatlicher Gemeindebrief und eine Trauerbegleitungsgruppe.
Zahlen, Daten, Fakten
Die NAK ist in fast allen Ländern der Erde vertreten und juristisch als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" anerkannt. Sie hat weltweit neun Millionen Mitglieder, davon 115.000 in der Gebietskirche Westdeutschland und im Kirchenbezirk Rheinpfalz 4.663.
Die hiesige Gemeinde besteht aus 300 Mitgliedern mit sechs Amtsträgern. Sie finanziert sich durch Spenden ihrer Mitglieder, zahlt keine Kirchensteuern. Nach Möglichkeit finanziert und unterstützt die NAK Westdeutschland, zu der auch Schifferstadt gehört, viele soziale und humanitäre Projekte.
Geschichte der Neuapostolischen Kirche
Hervorgegangen ist sie aus der Katholisch-apostolischen Kirche. Diese entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts aus einer Erweckungsbewegung, zu der sich Christen unterschiedlicher Konfessionen in England, Schottland und Deutschland bekannten und sich insbesondere mit der baldigen Wiederkunft Christi beschäftigten. Es folgte die Berufung von zwölf "Aposteln", welche die Christen unter ihrer Führung einigen wollten. Nach der Ablehnung der "Apostel" durch die Vertreter der Christenheit kam es zu Gemeindegründungen.
Die NAK ist hierarchisch aufgebaut mit einem Stammapostel und Bereichsapostel. Diese sind in der Regel Hauptamtliche und in der Kirche angestellt, im Gegensatz zu den Gemeindevorstehern, Hirten im priesterlichen Amt und Diakone, die ehrenamtlich tätig sind. Ihre Lehre ist gekennzeichnet durch das "Apostelamt und Kirche". Ihre Sakramente sind die "Heilige Wassertaufe", die "Heilige Versiegelung", die sogenannte "Geisttaufe" durch Handauflegung als Gabe des Heiligen Geistes und das "Heilige Abendmahl" nach Martin Luther.
Zur Glaubenslehre gehöre auch das Erwarten der Wiederkunft Jesu Christi und die Heimholung der "Brautgemeinde", da Jesus Christus als "Bräutigam" wiederkehre anstelle zu "richten".
Der Glaube zeige aber auch Gemeinsamkeiten mit anderen christlichen Konfessionen auf: So diene als Lehrgrundlage die Heilige Schrift, (das Alte und das Neue Testament sowie die Apokryphen Bücher), die Anerkennung der altkirchlichen Glaubensbekenntnisse, die Heilige Wassertaufe und das Heilige Abendmahl als Sakramente.
Gesprächsaustausch
Diese Fülle von Informationen brachten dann auch Fragen mit sich, wie zum Beispiel nach dem Ablauf der Taufe. Diese werden in der Regel im Säuglingsalter mit gesegnetem Wasser und in ausreichender Menge beim Zeichen des Kreuzes und einem Gebet vorgenommen. Auch die Ausbildung zu einem Gemeindevorsteher und anderen priesterlichen Ämtern war von Interesse. Dabei war zu erfahren, dass es keine neuapostolische Theologie gäbe sondern eine theologische Grundausbildung. Zudem werden die Kinder intensiv mit dem Glauben vertraut gemacht. Das beantwortete auch gleich die Frage, wie es möglich sei, ohne theologische Kenntnisse, die Bibel auslegen zu können. Dann dazu gäbe es Leitgedanken des Stammapostels und der Apostel und Lehrwerke der Neuapostolischen Kirche. Zudem werde für den Gottesdienst keine Predigt formuliert, sondern frei gesprochen.
Was denn das grundsätzlich Trennende zu den anderen christlichen Konfessionen sei, wurde mit dem "Apostelamt" begründet. "Sind auch Frauen in priesterlichen Ämtern aktiv?" wollte man wissen. "Es gibt nur männliche Vorsteher und Amtsträger. Diese Frage hat sich auch nie gestellt."
Nachfragen gab es auch, warum eine bisherige Mitgliedschaft beim Arbeitskreis Christlicher Kirchen bisher noch nicht möglich gewesen sei. Dies wurde damit begründet, dass die ökumenische Ausrichtung erst eine Entwicklung der letzten 20 Jahre war. Davor habe man sich aus verschiedenen Gründen "eingeigelt" und nur den eigenen Glauben gesehen. Doch davon habe man sich verabschiedet, denn inzwischen gäbe es eine ganz andere Gesprächsgrundlage. Nachfragen gab es auch zur "Ämtervergabe". Diese erfolgen nach Vorschlag der einzelnen Gemeinden. Entscheidungsvollmacht habe bei allem der "Apostel" nach intensivem Gebet, er könne Gemeindevorsteher, Hirten und Diakon berufen, die alle Laienprediger seien.
Aufgrund der zahlreichen Fragen kam am Ende der Vorschlag und die Bitte an die Hauptamtlichen, im nächsten Jahr nachfolgende Gesprächsabende anzubieten, indem die Charakteristika der einzelnen Gemeinden ausgearbeitet werden sollten, die das Gemeinsame hervorheben.
Bericht: Inge Schade/Fotos: privat
Für weitere Informationen zur Neuapostolischen Kirche in Schifferstadt besuchen Sie bitte deren Internetaufritt: https://www.nak-rheinpfalz.de/schifferstadt
Vierter und letzter Gesprächsabend der Reihe: "protestantisch"
Der vierte und letzte Gesprächsabend ist der Evangelischen Kirche gewidmet. Dieser ist am Dienstag, 27. November, 20 Uhr, im Evangelischen Gemeindezentrum, Lillengasse 99.
Hier geht es zum Vorbericht der Gesprächsreihe mit allen Terminen.