Die Protestantische Kirchengemeinde stand im Mittelpunkt des vierten Gesprächsabends

Martin Luther, die Pfälzische Union und die Gustav-Adolf-Kirche bildeten die Eckpfeiler der Veranstaltung

Den Abschluss der Gesprächsabende der vier in Schifferstadt beheimateten christlichen Gemeinden mit dem Thema "Was ich schon immer mal wissen wollte" hatte die Protestantische Kirchengemeinde übernommen. Auch diesem Abend, der in der Gustav-Adolf-Kirche stattfand, war eine sehr gute Resonanz beschieden.

Pfarrerin Barbara Abel-Pohlack warf zunächst einen Blick auf die "Ahnen" und erinnerte daran, dass Martin Luther am 5. Oktober 1544 die Schlosskapelle in Torgau geweiht habe, als "erste neue Evangelische Kirche". Luther habe damals gesagt: "Kirchen sind dazu da, dass nichts anderes darin geschehe, denn dass unser lieber Herr Jesus selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch das Gebet und Lobgesang".

Diese Haltung sei für die Theologie im Protestantismus bis heute bestimmend. "Entscheidend ist nicht der Raum, sondern das, was darin geschieht: die Predigt des Wortes Gottes, Gebet und Lied", so die Pfarrerin. Im Grund sei der Raum gleichgültig, entscheidend sei nur, dass die Gemeinde zusammen komme, dass für alle Platz sei und vor allem, dass "rein" gepredigt werde. Auch Luther habe in den Kirchen Gottesdienste gefeiert und sich vor allem gegen den Missbrauch des Kirchenraums gewandt. "Es soll nichts anderes darin geschehen als das Wort unseres Herrn und die Antwort der Gemeinde. Nichts anderes!" ist ein Zitat des Reformators. Wenn Evangelische Bischöfe eine Kirche einweihen, werde das sogenannte "Tempelweihgebet" von König Salomo gesprochen und Gott darum gebeten, dass er in diesem Raum seinen Namen wohnen lassen möge. Im Gegensatz zur katholischen Theologie, die davon ausgehe, dass der Kirchenraum heilig sei, weil in ihm Christus selbst auf sakramentale Weise gegenwärtig sei. Der Gottesdienstraum in den Kirchen der Reformation werde hingegen anders definiert: "Er ist ein Versammlungsraum, der nur in bestimmten Zeiten ein besonderer Raum ist: Wenn sich Menschen in ihm versammeln und Gottes Wort gepredigt wird. Erst durch den Vollzug des Gottesdienstes und nur währenddessen wird der Raum zur Kirche."

Ausstattung der Evangelischen Kirche

Dazu gehöre der Altar, auf dem das Kreuz, die Bibel und je nach Gottesdienst die Oster-, Altar-, Tauf- oder Traukerze stehen. Denn diese Kerzen spielten mittlerweile auch bei der Evangelischen Kirche eine große Rolle. Weiterhin sei eine Taufschale vorhanden, Kanzel, Liedtafeln, Blumenschmuck und Paramente in der jeweils liturgischen Farbe des Kirchenjahres.
Bei Gottesdiensten mit der Feier des Abendmahles mit Brot und Wein/Traubensaft werde ein Gemeinschafts- oder Einzelkelche gereicht. "Alle sind eingeladen, auch Kinder vor der Konfirmation, wenn sie das entsprechende Verständnis aufbringen", erklärte sie. Nach evangelischem Verständnis sei es Christus selber, der zum Abendmahl einlade, so dass grundsätzlich alle Getauften zum Abendmahl eingeladen seien. Nach reformiertem Verständnis gelten "Brot" und "Wein" als Symbole, Abbilder und Zeichen für eine geistliche Realpräsenz Christi im Wort und Glauben, ohne Wandlung der Elemente. Zum Abendmahl gehöre nach reformiertem Ritus, dass es "unter beiderlei Gestalt" von allen anwesenden Gläubigen empfangen werden könne. Im lutherischen Verständnis bedeute es hingegen eine leibliche Realpräsenz von Christi Leib und Blut. Allein die Worte Christi über Brot und Wein, durch den ordinierten Pfarrer gesprochen oder gesungen, bewirkten die sakramentale Einheit von Brot und Leib Christi, von Wein und Blut Christi.

Die Feier des Gottesdienstes

Ein Predigtgottesdienst besteht aus drei Teilen: Der Eröffnung mit Lied, Gebet und Psalm, der Verkündigung mit Schriftenlesung, Predigt, Glaubensbekenntnis, Fürbitten, das Gebet "Vater unser" und der Sendung und Segen. Der Predigttext ist hier vorgeschrieben und wiederholt sich alle sechs Jahre.

Bei einer verbalen Kirchenführung erläuterte die Pfarrerin das von Rolf Müller-Landau entworfene Konzept der 1954 erbauten Kirche. Hier zeigte sie zunächst auf die Wandfiguren hinter dem Altar, den vier Evangelisten Johannes, Lukas, Markus und Matthäus. Auch die beiden Seitenwände haben eine besondere Bedeutung. Während die eine mit einer Fensterwand das Symbol für Licht darstellen, ist die andere Seite ohne Fenster, welche die Schattenseiten des Lebens aufzeigen soll. Die unregelmäßig auftauchende Wandfarbe "weiß" stellt die Christusfarbe dar, "so wie Christus unerwartet in unserem Leben da ist". Die drei Altarstufen stünden für "Glaube, Liebe, Hoffnung", die Stufen vor der Kirche sollen den Alltag unter sich lassen. Der Türgriff besteht aus einem Fisch, denn man kommt nur durch die Taufe in die Kirche.

Worin unterscheidet sich die pfälzische Union von den anderen Unionen?

Nach einem ausführlichen historischen Rückblick und Hintergründe über die Entwicklung der Reformation, beginnend ab 1517, ging Pfarrer Michael Erlenwein auch auf die pfälzische Union ein. Sie habe die beiden Konfessionen – Lutheraner und Reformierte – zusammengeführt und anders als alle anderen Unionen, eine Abstimmung in den Gemeinden zu ihrer Grundlage. Sie stehe für demokratische, freiheitliche Züge, für Gewissensfreiheit und sei eine Konsensunion, keine reine Verwaltungsunion.

In der Reformationszeit habe zudem innerhalb drei Jahrzehnte die Konfession gleich zweimal zwischen lutherisch und reformiert gewechselt. "Aber hier hat sich eine Form von Theologie entwickelt, die den Frieden zwischen den evangelischen Konfessionen reformierte", sagte er.

Doch auch den "Ablasshandel", Teil der 95 Thesen von Luther, griff Pfarrer Michael Erlenwein an diesem Abend auf. Denn in der damaligen Zeit sei es bei der Kirche sehr um Geld gegangen. Da habe es ausgereicht, wenn man sich einen Ablassbrief gekauft habe. Luther sei aber der Überzeugung gewesen, dass "der ganze Ernst der Lebensprüfung damit verloren geht".

Gesprächsaustausch

Hier stand die Frage nach der Struktur an erster Stelle. "Als Basis gilt die Kirchengemeinde, bei der im 6-Jahres-Rhythmus von den Gemeindemitgliedern ein Presbyterium gewählt wird", erklärte Pfarrer Erlenwein. Dieses leite gemeinsam mit den Pfarrern die Kirchengemeinde. Außerdem gäbe es eine Bezirkssynode, einen Bezirkskirchenrat, eine Landessynode, ein Landeskirchenrat und eine Kirchenregierung.
Auch das Thema "Sakramente in der Evangelischen Kirche" wurde angesprochen. "Bei uns gibt es zwei Sakramente: die Taufe und das Abendmahl", antwortete Pfarrerin Abel-Pohlack.
"Warum wird beim Kruzifixus auf dem Altar nur der Kreuzbalken dargestellt?" lautete eine weitere Frage. Der Unterschied zwischen den Lutheranern und den Reformierten habe darin bestanden, dass für die Lutheraner ein Korpus am Kreuzbalken mit "Magie" verbunden sei. Und weiterführend erklärte  Pfarrer Michael Erlenwein, dass es in der Evangelischen Kirche keine "Marienfrömmigkeit" und "Heiligenverehrung" gäbe, weil man allein auf Christus schauen solle.

Bericht: Inge Schade/Fotos: privat

Informationen zur Protestantischen Kirchengemeinde in Schifferstadt erhalten Sie über deren Homepage.


Hinweis in eigener Sache:

Die Hauptamtlichen der vier christlichen Konfessionen und der Ökumeneausschuss werden zu Beginn des neuen Jahres über die Weiterführung der Gesprächsabende beraten, um die vielen offenen Themen und Fragen aus den vier Gesprächsabenden der Reihe in geeigneter Form diskutieren zu können.
Informationen hierzu erhalten Sie immer hier, auf den Seiten zur Ökumene.

Danke an alle, die die vier Abende vorbereitet und durchgeführt haben und vor allem den vielen Interessierten, die sich offen zeigten für die Begegnung mit den christlichen Konfessionen in unserer Stadt.