"Jesus möchte Gemeinschaft mit den Menschen haben"

Traditioneller Ökumenischer Gottesdienst an Pfingstmontag coronabedingt in St. Jakobus

Das Symbol des "Fisches" stand im Ökumenischen Gottesdienst an Pfingstmontag im Mittelpunkt, der coronabedingt in der St. Jakobuskirche gefeiert wurde. Seit 2004 wird er traditionell an diesem Tag bei gutem Wetter am Mittellacheweiher an der Straße nach Dudenhofen oder bei schlechtem Wetter in den Pfarrkirchen gefeiert.

"Wir haben uns heute aufgemacht, Gottes Geist und seine Gegenwart am Geburtsfest der Kirche im gemeinsamen Glauben zu feiern, den wir in verschiedenen Ausprägungen leben. Aber wir stehen gemeinsam in Gottes Geist, der die christlichen Konfessionen miteinander verbindet, der in vielen Sprachen im Bekenntnis des einen Glaubens eine", sagte Pfarrer Albrecht Effler zu Beginn des Gottesdienstes.

Bezugnehmend auf das Motto erinnerte er daran, dass schon die Jünger Fischer gewesen und der Fisch mit das älteste Zeichen für Jesus sei. Jeder Buchstabe aus dem griechischen Wort für "Fisch" ("ICHTYS") bedeute einen Titel für ihn: "Jesus, Christus, Gottes Sohn, Retter", was eine Art Kurzformel des Glaubens sei.
"Der Fischfang ist ein Gleichnis dessen, was in der Kirche geschieht, eine symbolträchtige Erfahrung der Jünger. Fisch und Brot sind zugleich Zeichen der Mahlgemeinschaft mit Christus", hob Pfarrer Effler hervor.

Pfarrer Maik Weidemann, seit 1. März hauptamtlicher Verwalter der "Pfarrstelle 2" der Evangelischen Kirchengemeinde, bezog sich in seiner Predigt auf das vorhergehende Johannes-Evangelium "Der Auferstandene am See von Tiberias", in dem die Jünger zum dritten Mal Jesus nicht erkannten, nachdem sie ihn nach ihrem erfolglosen Fischfang am Ufer trafen. Erst als er sie erneut zur See schickte, sie mit 153 großen Fischen zurück kamen und er sie am Kohlefeuer zum Mahl mit bereits vorhandenen Fischen eingeladen hatte, erkannten sie ihn. Doch keiner der Jünger traute sich aus Scham, es zuzugeben, gerade weil Jesus wusste, dass sie ihn erneut nicht erkannt hatten.

Diese Geschichte habe etwas Mystisches, so dass es interessant sei, sie zu hinterfragen, meinte Pfarrer Weidemann. Dabei hob er besonders zwei Punkte hervor. Zum einen signalisiere ihm die Geschichte, dass Jesus mit den Jüngern Gemeinschaft haben möchte, was ihm wichtiger sei als der riesige Fischfang. Dieser sehe er nur als Mittel zum Zweck, damit die Jünger sich an den ersten Fischfang mit ihm erinnerten, bei dem er sie zu seinen "Menschenfischern" gemacht habe. "Diese Leute, mit denen er Gemeinschaft will, sind die, die bei seiner Kreuzigung schamvoll auf Abseits standen, die weggerannt, in Aktionismus verfallen sind und versucht haben, noch das Schwert zu zücken, die ihn verleugnet haben und die ihn jetzt erneut nicht erkennen", so seine Auslegung. Jesus wolle vielmehr Tisch- und Mahlgemeinschaft mit den Zögerlichen, Ungläubigen und den Zweiflern haben. "Jesus will auch Gemeinschaft mit uns, die doch genauso ticken, so daherkommen," versinnbildlichte er.

Zur Verdeutlichung hielt Pfarrer Maik Weidemann für jeden eine kleine Kerze in Fischform bereit. Obwohl diese Kerze kaum Strahlkraft und Energie besitze, soll sie symbolisieren, dass Jesus mit all den kleinen Fischen im großen Ozean Gemeinschaft wolle. "Wohl wissend, weil wir es sind, die Jesus so oft übersehen und nicht erkennen, obwohl er sich offenbart", so sein Vergleich. "Doch Jesus kann Dich kleines Fischlein gebrauchen, und zwar, weil Du nicht allein bist, weil um Dich herum noch viele andere kleine Fischlein sind, weil Ihr eigentlich ein großer Schwarm und gemeinsam unterwegs seid im riesigen Ozean dieser Welt. Rauft Euch endlich zusammen und trennt Euch nicht!", appellierte er. "Und wenn wir ihn, während wir noch stammelnd, zögernd, und ungläubig, den Auferstandenen, anstarren wie die Fische mit ihren Glubschaugen, dann sagt er schon: Herzlich willkommen, der Tisch ist gedeckt."

Und ein zweites wolle die Geschichte lehren: Hier werde ein Auftrag erneuert und untermauert, nämlich ein Menschenfischer zu sein, was für jeden Menschen im Reich Gottes gelte. Dieser Auftrag habe nicht aufgehört an den Jüngern nach der Auferstehung. Vielmehr habe Jesus mit den Menschen noch viel vor. Dazu sende er seinen Heiligen Geist, damit das Wort Gottes vielfältig verkündigt werde, von jedem auf auf seine Art und Weise. Die Kraft des Heiligen Geistes wecke in der Gemeinde Jesu Christi nämlich vielfältige Gaben. "Lassen Sie sich heute vom Herrn dieser Welt einladen, in seinem Dienst zu stehen, für ihn unterwegs zu sein, als kleines Fischlein, als kleine Leuchte, im großen Ozean mit vielen anderen gemeinsam", so sein abschließender Wunsch.

Bericht: Inge Schade