"...durch das Band des Friedens" die Lasten des Lebens gemeinsam in Liebe tragen
Seit 1927 feiern christlich orientierte Frauen am ersten Freitag im Monat März den Weltgebetstag, der inzwischen 150 Länder vereint. Sie setzen wichtige Zeichen für Frieden und Versöhnung, kämpfen für die Gleichberechtigung von Frauen in Kirche und Gesellschaft.
In diesem Jahr war der Weltgebetstag mit "... durch das Band des Friedens“ überschrieben, dessen Gottesdienstordnung von einer Gruppe christlicher Frauen aus Palästina erarbeitet wurde. Der Titel greift den zentralen Text aus dem Brief an die Gemeinde Ephesus auf: "Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält", und es auch heißt "Ich bitte euch... ertragt einander in Liebe". Der schreckliche Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober, der vom Weltgebetstagskommittee scharf verurteilt wurde, überschattete die langen Planungen. Die ursprüngliche Gottesdienstordnung wurde daher aktualisiert, die dennoch dazu beitragen soll, die Worte der palästinensischen Christinnen trotz allem hörbar zu machen.
In Schifferstadt wurde der Weltgebetstag in der Gustav-Adolf-Kirche gefeiert, von einem ökumenischen Team vorbereitet und gestaltet. Eine der wichtigsten Aufgaben war es, die Stimmen der Frauen hörbar zu machen, ihnen in geschwisterlicher Solidarität zuzuhören, nahe zu sein und ihre Botschaft zu respektieren. Die Weltgebetstags-Liturgie aus Palästina spiegelte den Alltag, die Erfahrungen, Leiden und Hoffnungen der Christinnen wider, über die sie berichteten. In gemeinsamen Gebeten, Texten und Liedern stand die Hoffnung im Mittelpunkt, dass von allen Seiten das Menschenmögliche für das Erreichen des Friedens getan wird, dass Frauen die Bildung und andere Grundrechte nicht verweigert werden, sie keine Gewalt und Missbrauch erleben müssen und dass Kirchen und Regierungen sichere Orte für Frauen schaffen sowie Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Bewegungsfreiheit gewährt werden.
Das ökumenische Team sprach im Namen von drei palästinensischen Frauen über ihre persönlichen Erfahrungen. Dabei spielte auch der Olivenbaum eine große Rolle, der als Symbol für Weisheit, Unsterblichkeit, Beständigkeit, Treue und Frieden steht.
Über ein "Leben in Stärke" berichtete die palästinensische Christin Eleonor, die, wie die Olivenbäume, viele Kriege und Gewalt erlebte, deren Familie in Jerusalem tief verwurzelt ist, aber zwischen 1947 und 1949 flüchten musste. Inzwischen lebt sie wieder in Jerusalem und engagiert sich bewusst für ihre Gemeinschaft, leistet vielfältige humanitäre Arbeit, entwickelte Nothilfe- und Entwicklungsprojekte. Auch wenn sie viele Hindernisse, Rückschläge und Drohungen erlebt hat, ist sie der festen Überzeugung, dass man mit echter Liebe, Verständnis, Freundlichkeit, Demut und Geduld gemeinsam stark sein kann. Sie hat sich dazu entschieden, in ihrem Land zu bleiben und nach dem Gebot Jesu zu leben, andere zu lieben, wie Gott sie liebt.
Die Geschichte von Lina handelte von einem "Leben im Eintreten für die Wahrheit". Sie erzählte von ihrer Tante, der Journalistin Shireen Abu Akleh, die im Mai 2022 bei einem Presseeinsatz im Westjordanland ums Leben gekommen ist. Die Umstände ihres Todes sind nach wie vor nicht vollständig geklärt. Für Lina war sie wie der Zweig eines Olivenbaumes, der den starken Winden widersteht, die drohen, unsere Erfahrungen nicht anzuerkennen und zu zerstören. Shireen Abu Akleh war Christin und begegnete aus dieser Überzeugung heraus Menschen aller Glaubensrichtungen in Liebe. Sie stand an der Seite derer, denen Leid zugefügt wurde, kämpfte für den gleichberechtigten Zugang aller Religionen zu den heiligen Stätten in Jerusalem. Sie begegnete der Besatzungsmacht stets in Form des liebevollen Widerstands, rief sie zur Menschlichkeit auf.
In Saras Geschichte spielt ein "Leben für die Hoffnung" eine große Rolle. Auch sie spricht vom Olivenbaum, bei dem sie sich wie ein Blatt fühlt, der mit den Wurzeln verbunden ist und von innen heraus blüht. Die in Jerusalem geborene lutherische Christin sieht es als Herausforderung, eine palästinensische Frau zu sein. Sie schilderte die Flucht ihrer Großeltern nach Jordanien, die bisher in der Hafenstadt Jaffa wohnten (heute ein Stadtteil der Stadt Tel Aviv, eine israelische Stadt an der Mittelmeerküste). Jahre später kamen ihre Großeltern zu Besuch nach Jerusalem, nahmen sie mit zu einem Ausflug nach Jaffa, um ihnen ihr früheres Haus zu zeigen Doch die neuen Besitzer jagten sie weg, obwohl sie das Haus nur von außen betrachten wollten, was für die Großeltern ein schlimmes Gefühl auslöste, da sie zum zweiten Mal von ihrem eigenen Haus vertrieben wurden. Doch nach wie vor bewahrten sie ihren Hausschlüssel auf in der Hoffnung, dass sie eines Tages zurückkehren konnten. Viele Menschen haben ihre Schlüssel in dieser Hoffnung behalten, die über viele Generationen weitergegeben werden.
Die Geschichten dieser drei Frauen zeigten auf, wie viel Kraft darin liegt, die Lasten des Lebens gemeinsam in Liebe zu tragen.
Der Weltgebetstag begeistert immer wieder von den Stärken der beteiligen Frauen, die Anteil nehmen lassen an ihren Sorgen und Ermutigung im Glauben geben. Die Vision ist eine Welt, in der alle Frauen selbstbestimmt leben können. Auf diesem Weg werden Zeichen der Liebe, des Friedens und der Versöhnung gebraucht. Eines davon ist die Kollekte als Beitrag zum betenden Handeln. An diesem Abend erbrachte sie die Summe von 805 Euro. Damit soll die israelische Frauenorganisation "MachsomWatch" (MW), was bedeutet "Kontrollposten-Beobachtung", unterstützt werden, die das Vorgehen an den Checkpoints zwischen Israel und den besetzten Gebieten beobachtet und in menschenrechtlich problematischen Situationen eingreift.
Nach dem Gottesdienst fand im Gemeindezentrum ein gemütliches Beisammensein mit etwa 80 Teilnehmenden statt, darunter auch die Pfarrer Stefan Mühl und Albrecht Effler, Prädikantin Karen Lill und Pfarreiratsvorsitzender Jürgen Reimer. Abgerundet wurde der Abend mit einem Buffet aus leckeren landestypischen Köstlichkeiten. Das ökumenische Team dankte allen, die zu der großartigen Vielfalt beigetragen haben, stellvertretend namentlich Rebekka Meinhardt, die den Großteil übernommen hatte. - Der Weltgebetstag 2025 kommt von den Cookinseln (Staat im Südpazifik).
Hier präsentieren wir einen Gottesdienst zum Weltgebetstag aus Neustadt/Weinstraße, der von einem ökumenischen Team liebevoll vorbereitet und gestaltet wurde.
Bericht und einzelne Bilder: Inge Schade für das Schifferstadter Tagblatt
Weitere Informationen:
Hier auf der Homepage des Weltgebetstags
und auch auf unserer Sonderseite.