Feierlicher Abschluss der Weihnachtsfeiertage in St. Jakobus mit der "Jubelmesse" von Carl Maria von Weber
"Die Musik ist eine Sprachform religiösen Sprechens"
"Wir haben uns als Festversammlung hier eingefunden, um Weihnachten gebührend zu feiern, aber auch dem Heiligen Stephanus zu gedenken, dem Urbild der Heiligen Märtyrer, der seinen Glauben an Jesus Christus konsequent bis zum Ende seines Lebens gelebt und für ihn Zeugnis abgelegt hat", hob Pfarrer Albrecht Effler zu Beginn des festlichen Hochamtes am zweiten Weihnachtsfeiertag in der St. Jakobuskirche hervor.
Während Weihnachten ein emotionales Fest sei, werde man am Gedenktag dieses Märtyrers in die Realität zurück geholt. "Denn er ist der Ernstfall von Weihnachten", so Pfarrer Albrecht Effler.
"Die Musik ist eine der Sprachformen religiösen Sprechens, denn sie spricht viele Schichten in uns an", meinte er in seiner kurzen Predigt im Hinblick auf die festliche musikalische Gestaltung des Hochamtes. "Sie sprechen auch diese Sprache", wandte er sich an die Sängerinnen und Sänger. "Dazu vertiefen Sie sich in ein Musikstück hinein, um deren Geist zu erspüren, um es nicht nur herunter zu singen, sondern richtig zum Ausdruck zu bringen, so dass es die Zuhörenden mitreißt, begeistert und mit hineinnimmt in die Menschwerdung Gottes", fügte er hinzu. Das gelte auch für andere Formen des religiösen Sprechens. "Wir müssen uns in Gottes Geist vertiefen, um richtig und angemessen von ihm reden zu können und um andere zu begeistern, zum Nachdenken oder auch zur Auseinandersetzung zu bringen", verdeutlichte er. Wie sicher und überzeugend müsse der Heilige Stephanus gesprochen haben, dass bei anderen die Argumentationen ausgingen und sie nur noch zu den Steinen greifen konnten! "Aber auch bei uns stelle ich fest, dass wir religiös sprachlos geworden sind", so Pfarrer Albrecht Effler. Angesichts der Erhabenheit Gottes und seiner Taten könne man schon sprachlos werden. Deshalb müsse man sich im Klaren darüber sein, wie man angemessen über Gott reden könne. "In unserer pluralen Welt müssen wir auskunftsfähig werden und unseren Standpunkt begründen können. Dazu müssen wir uns natürlich auskennen in der Sache Gottes und zu unserem Glauben stehen", betonte er. Man müsse dialogfähig werden, bereit, sich den Anfragen zu stellen. Denn Atheisten hätten Gründe, warum sie den Glauben ablehnen. "Den eigenen Glauben im Gespräch begründen zu können, ist unsere Aufgabe. Der Heilige Stephanus kann uns ein Beispiel dafür sein", meinte er, und fügte hinzu: "So dürfen wir uns zu diesem Gott bekennen, was eine Ehre ist."
Den Glauben im Gesang begründete im Hochamt der Chor der St. Jakobuskirche und Mitglieder des Ökumenischen Chors mit der Aufführung der "Jubelmesse" in G-Dur von Carl Maria von Weber. Den Sängerinnen und Sängern unter Leitung von Dekanatskantor Georg Treuheit gelang es bei dieser Messe vortrefflich, die Wärme und Empfindung des Sakralwerkes zum Leuchten und jubelnd zum Ausdruck zu bringen. Der Chor klang sehr frisch und agierte musikalisch sehr durchdacht und engagiert. Das "Kyrie", beginnend mit einer kurzen fröhlichen Orchestereinleitung mit dem Kantatenorchester Heidelberg, begeisterte mit großem Klangreichtum des Chors und brachte darin bereits die homophone Gegenüberstellung der Solisten Sigrun Haser (Sopran), Gabriele Gomez (Alt), Tae Hwan Yun (Tenor) und Thomas Herberich (Bass), Chor und Orchester wunderbar zum Ausdruck. Auch im wunderschönen "Gloria", in einem genialen und schwungvoll gehaltenen Rhythmus von allen Ausführenden dargeboten, trat bestimmt und klar einher. Sopranistin Sigrun Haser glänzte dabei besonders in der traditionellen "Cum Sancto Spiritu"-Fuge ("mit dem Heiligen Geist") mit brillanten Koloraturgirlanden.
Die Geheimnisse der Menschwerdung, des Leidens und der Auferstehung Jesus wurden im "Credo" durch stimmungsvolle Klänge mit mächtiger Wirkung sehr inbrünstig ausgedeutet. Besonders dem "Et in carnatus est" ("und hat Fleisch angenommen") war eine erhebende Orchesterpassage vorbehalten, was im "Cruzifixus etiam pro nobis" ("Gekreuzigt wurde er für uns") Tenor Tae Hwan Yun ebenso mit inniger Stimme und ehrfürchtig weitergeführt hat. Machtvoll und jubelnd stimmten dann die Sängerinnen und Sänger in das "et resurrexit tertia die" ("ist am dritten Tage auferstanden") ein, und führten es fröhlich weiter. Das "Sanctus" war nach einem strahlenden Choreinsatz den vier Solisten zugeteilt, die sich auch hier als homogenes Quartett erwiesen, bevor der Chor erneut strahlend die "Hosanna-Rufe" übernahm. Das "Agnus Dei" ("Lamm Gottes") begann mit einer andächtigen, rührenden Melodie und der wohlklingenden Altstimme von Gabriele Gomez, einer mit graziösen Motiven versehenen "dona nobis pacem"-Fuge ("Gib uns deinen Frieden") mit einem einfachen aber unbeschreiblich graziösen Motive fällt der Sopran in "dona nobis pacem" ("gib uns deinen Frieden") ein, das Bassist Thomas Herberich mit schöner sonorer Stimme und der Chor jubelnd zu Ende führte. Das "Benedictus", eine liebliche um Segen flehende Melodie, das während des Kommunion zu hören war, gestalteten zunächst die vier Solisten auf einfühlsame Weise, wobei der Chor mit den "Hosanna in excelsis"-Rufen ("Hosanna in der Höhe") einen würdigen musikalischen Schlusspunkt der Messe setzten.
Weiterhin wurde das Festhochamt musikalisch bereichert mit dem feierlichen Chor "Tollite hostias" aus dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens.
Michael Filsinger begleitete konzertant die Gemeindelieder an der Vleugelsorgel und begeisterte am Ende des Gottesdienstes mit der berühmten "Tocatta" aus der Orgelsymphonie Nr. 5 f-Moll, opus 42 von Charles Marie Widor.
Bericht und Foto: Inge Schade