Diese Musik ist Ausdruck des Geistes Gottes

Feierlicher Abschluss der Weihnachtstage in St. Jakobus mit der "Missa in C-Dur" von Franz Xaver Richter

"Wir ehren an diesem Tag den ersten Märtyrer der Christenheit, den Heiligen Stephanus", hob Pfarrer Albrecht Effler zu Beginn des festlichen Hochamtes am zweiten Weihnachtsfeiertag in der St. Jakobuskirche hervor, das in Konzelebration mit Pfarrer Ralf Feix gefeiert wurde. "Denn Stephanus ist der Überlieferung nach der erste Mensch gewesen, der wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus getötet wurde."

In einer kurzen Predigt ging er auf die damalige Rede des Stephanus ein, in der er die ganze Glaubensgeschichte von Abraham bis Mose dargestellt habe, die Pfarrer Effler in drei Thesen beschrieb: "1. Gott wohnt nicht nur im Tempel in Jerusalem sondern überall auf der Erde. 2. Das Heilige Land ist überall da, wo der Geist Gottes wohnt. 3. Das Gesetz des Mose wird abgelöst durch das Gesetz Christi." Apostel Paulus, der zunächst bei der Verurteilung des Stephanus beteiligt war, habe aber nach seiner Bekehrung die Botschaft des Märtyrers aufgegriffen: "Allein aus Gnade und allein durch die Erlösung in Christus sind wir erlöst." Dadurch hätten Stephanus und Paulus durch Christi Geist das bisher starre Gesetzesdenken in der Freiheit des Geistes Gottes erweitert.
"Die Musik die wir heute im Gottesdienst hören, ist Ausdruck davon, dass Gottes Geist in ihr wohnt. Diese Musik führt uns in die Begegnung mit Gott", führte der Seelsorger weiter aus. Die Aufgabe der Christen sei es, Zeugnis davon zu geben dass "Gott in unserer Mitte gegenwärtig ist". Leider hätten viele Christen verlernt, über Gott und seine Sache zu reden. Wer sich aber in seine Botschaft vertiefe, wisse, wovon und wie er reden solle.

Den feierlichen musikalischen Rahmen des Hochamtes bildete die Aufführung der "Missa in C-Dur" von Franz Xaver Richter (1709 bis 1789). Dieser war eine führende Persönlichkeit der Mannheimer Schule und hat etwa 30 Messen komponiert. In seinen Werken verbinden sich Stilmerkmale des Barock mit galanten Elementen. Der Komponist gehörte zu jenen Meistern der Mannheimer Schule, die für die Anfänge der vorklassischen Sinfonie wichtig waren. So hatte auch die im Festhochamt aufgeführte Messe noch barocken Klangreichtum und brachte die homophone Gegenüberstellung von Solisten, Chor und Orchester wunderbar zum Ausdruck. Als Solisten wirkten mit Lena-Maria Kosack (Sopran), Judith Rautenberg (Alt), Florian Löffler (Tenor) und Walter Henzel (Bass).

Dem Chor der St. Jakobuskirche unter Leitung von Dekanatskantor Georg Treuheit gelang es bei dieser Messe vortrefflich, die Wärme und Empfindung des Sakralwerkes zum Leuchten zu bringen. Das "Kyrie" hatte feierlich-fließenden Charakter und lebte vom Wechsel Chor-Solistenquartett. Jubel und Freude prägte das "Gloria", das "Credo", das Herzstück der Messe, trat bestimmt und klar einher. Feierliche Anbetung oblag dem folgenden "Sanctus". Das für die Sopranstimme ausgelegte "Benedictus" gab der Sopranistin Gelegenheit, mit ihrer schöngeführten Stimme zu glänzen. Doch auch die Altistin und der Tenor überzeugten in der Messe mit dynamischen Stimmen. Im ausdrucksstarken "Agnus Dei" setzte der Chor dann nach einem Solistenteil einen würdigen Schlusspunkt der Messe.
Der Chor klang sehr frisch und und agierte musikalisch  sehr durchdacht und engagiert. Die stets abgestimmte Klangbalance war Leitlinie für die Ausführenden. Aus dem Geist solcher Empfindung entspross Sopran-Innigkeit, Alt-Wärme, tenorale Strahlkraft und Bass-Kultur.

Der Chor bereicherte das Festhochamt außerdem mit dem innig vorgetragenen "Ave verum" von Wolfgang Amadeus Mozart und dem beseelt gesungenen stimmungsvollen "Weihnachts-Wiegenlied" von John Rutter.
Chor und Solisten stand außerdem das Kammerorchester Metropol zur Seite, das an allen Pulten in schöner Ausgewogenheit musizierte und zum Gelingen der Messe beitrug. Einfühlsame Begleiterin an der Truhenorgel war Dagmar Sold. Michael Filsinger begleitete konzertant die Gemeindelieder an der Vleugelsorgel.

Bericht: Inge Schade/Bilder: privat