Konzertbericht

Choräle und Orgelmusik zum 20-jährigen der Vleugels-Orgel mit Professor Ruben Sturm vom Feinsten

Spielfreude und technische Perfektion

"Es ist mir eine große Freude, am heutigen Abend Professor Ruben Sturm in seiner Heimatstadt begrüßen zu dürfen und das zu einem Konzert, in dem wir 20 Jahre Vleugels-Orgel in St. Jakobus musikalisch begehen können", meinte Pfarrer Dr. Georg Müller am Sonntagabend, 03. Februar 2019 zu Beginn des ersten Konzertes im Rahmen der "Pfälzischen Chortage für geistliche Musik St. Jakobus Schifferstadt 2019". Das mit "Choral und Orgelmusik zum Jubiläum" überschriebene Konzert enthalte einige Choräle, die sich auch in den Orgelstücken wiederfinden würden, erklärte er. "Einige davon sind ein kleiner Nachhall der Weihnachtszeit mit weihnachtlichen Motiven und Texten, passend auch zum gestrigen Fest, der Darstellung des Herrn, Maria Lichtmess", fügte er hinzu, bevor er den Konzertbesuchenden einen schönen, geisterfüllten, musikalischen Abend wünschte.

Dem ist sowohl Professor Ruben Sturm als auch die Schola Cantorum Schifferstadt, bestehend aus insgesamt 10 Sängern des Kirchenchors St. Jakobus, unter Leitung von Dekantskantor Georg Treuheit aufs Vortrefflichste nachgekommen.

Ruben Sturm ist geradezu prädestiniert, dieses Jubiläumskonzert auf der "Königin der Instrumente" mitzugestalten, war er doch maßgeblich an der Planung des Orgelneubaus im Jahre 1999 beteiligt. Er verstand es dann auch meisterhaft, während des ganzen Konzertes den Reichtum an Klangfarben der Vleugels-Orgel mit ihren 45 Registern und 2616 klingenden Pfeifen von feinsten Registrierungen bis zu der Klangwucht des vollen Werkes auszuschöpfen.

Den Auftakt bildete das bekannteste Orgelwerk europäischer Kirchenmusik, die berühmte "Toccata und Fuge" in d-moll, BWV 565, von Johann Sebastian Bach. Nach einem markanten Auftakt, fast im Stakkato spielend, der flüssig gespielten Fuge und ihren deutlichen Echostellen sowie der machtvollen Toccaten-Wiederholung wurde der Vortrag zur eindrucksvollen Demonstration der Bachschen Kunst, das Freie mit dem Strengen zu verknüpfen.

Im Kontrast zur klanggewaltigen Toccata ließ er mit einem Anflug impressionistischer Farbgebung das getragene "Prélude sur I'Introit de I'Épiphanie", op. 13, von Maurice Duruflé erklingen, dessen Musik weitgehend von der Gregorianik inspiriert ist. Gesanglich aufgenommen und sehr schön intoniert wurde dies von der Schola Cantorum mit dem gregorianischen Introitus vom Fest der Erscheinung des Herrn "Ecce advenit dominator Deus" ("Seht, er kommt, der Herrscher, der Herr"). Passend dazu stellte Ruben Sturm eine harmoniereiche Orgel-Meditation des Komponisten dazu, bevor die Schola dessen intensives "Kyrie" und "Agnus Dei" aus der Messe "Cum Juiblo", op. 11 anstimmte, einfühlsam unterlegt an der Orgel, um es mit "Dona nobis pacem", der "Bitte um Frieden", schlicht ausklingen zu lassen.

Eindrucks- und ausdrucksvoll sowie mit hoher technischer Präzision spielte der begnadete Organist eine Improvisation über "Lumen ad relevationen gentium" ("Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden"), was wiederum klangschön von der Schola mit einem gregorianischen Wechselgesang vom Fest der Darstellung des Herrn aufgegriffen wurde.

Sein besonderes Empfinden für Improvisationen und ausgeprägter Klangfarbensinn zeigte sich auch im gleichnamigen Werk von Marcel Dupré, in dem er mit speziell gesetzten Akzenten sehr lebendig musizierte und bewies, wie ausdrucksstark und sensibel er mit der Orgel umzugehen versteht. In einer kurzen marianischen Antiphon für die Advents- und Weihnachtszeit "Alma redemptoris mater" ("Erhabene Mutter des Erlösers"), brachte die Schola mit Intensität und einer Reinheit der Linienführung den Glauben und die Erwartung zum Ausdruck. Ruben Sturm stellte dazu eine leidenschaftliche, kraftvolle und phantastische Improvisation mit perlenden Spielläufen und Flötenklängen mit einem fein durchklingendem "Salve Regina", an Virtuosität kaum zu überbieten. Das Finale des Konzertes läutete das zart gespielte "Andante cantabile" aus der 4. Orgelsymphonie des Spätromantikers Charles-Marie Widor ein, dem die berühmte Toccata aus der 5. Orgelsymphonie Widors folgte, die er brillant mit imposantem Klangvolumen umsetzte.

Mit Standing Ovations feierten die Konzertbesuchenden die Schola Cantorum und Professor Ruben Sturm, der sich zur Freude aller dann noch einmal für eine Zugabe an die Vleugels-Orgel setzte. Dabei zog er bei einer Improvisation noch einmal alle Register, entlockte der Orgel immer neue Farben und Schattierungen mit einem schier unerschöpflichen Gestaltungsreichtum und ließ dabei auch noch das Glockenspiel, verschiedene Flöten, den machtvollen "Zorn Gottes" (Ira Dei) und die Nachtigall erklingen. Ein wunderbar unter die Haut gehender Konzertabschluss in kühnen Schwüngen.

Bericht: Inge Schade / Fotos: privat

nächstes Konzert der Konzertreihe:

Das 2. Konzert am Sonntag, den 17. März 2019, 18:00 Uhr, steht ebenfalls unter dem Zeichen des Jubiläums "20 Jahre Vleugelsorgel" - Orgelmusik der Romantik - mit Werken von Philipp Wolfrum, J. S. Bach und George Gershwin mit Bezirkskantorin Beate Rux-Voss, Heidelberg.


Konzertvorankündigung

"Choral und Orgelmusik zum Jubiläum"

Das 1. Konzert der Chortage am 03.02.2019 um 18:00 Uhr stimmt mit "Choral und Orgelmusik zum Jubiläum" auf das "Geburtstagsjahr" ein.

Mit Professor Ruben J. Sturm an der Vleugelsorgel, den Gesängen der Schola Cantorum Schifferstadt, unter der Leitung von Dekanatskantor Georg Treuheit stehen Werke unterschiedlicher Epochen auf dem Programm.
Es sind u.a. zu hören

  • die "Toccata und Fuge d-moll, BMW 565" von Johann Sebastian Bach
  • "Prelude sur I’Introit de l’Épiphanie. op. 13" von Maurice Duruflé
  • "Lumen ad relevationen gentium" von Marcel Dupré
  • "Toccate aus der 5. Orgelsymphonie, op. 42 Nr. 1" von Charles Marie Widor
  • "Lumen ad relevationen gentium", Gregorianische Antiphon vom Fest der Darstellung des Herrn (2.Februar)
  • "Alma redemptoris mater", eine Marianische Antiphon
  • sowie eine Fantasie improvisée sur le "Alma redemptoris mater" von Ruben J. Sturm

Professor Ruben J. Sturm

wurde 1979 in Speyer geboren und wuchs in Schifferstadt auf.
Er erhielt seine erste musikalische Ausbildung am Bischöflichen Kirchenmusikalischen Institut seiner Geburtsstadt. Er studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und Künstlerisches Orgelspiel. Zahlreiche Studien und Unterricht bei verschiedenen bekannten Professoren und Lehrern folgten in den nächsten Jahren. Seine Ausbildung zum Orgelsachverständigen absolvierte er bei der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD).

Nach verschiedenen Aufgaben als Organist erhielt er 2004 einen Lehrauftrag für Orgel beim Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz bevor er 2005 zum Regionalkantor dieser Diözese ernannt wurde. Im Herbst 2009 erfolgte die Berufung in die Bischofsstadt Rottenburg am Neckar, wo er seit 2010 als Domorganist und Professor für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation/Liturgisches Orgelspiel an der Katholischen Hochschule für Kirchenmusik wirkt. Er ist der Künstlerische Leiter der "Internationalen Rottenburger Orgelkonzerte" und Bischöflischer Orgelsachverständiger der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Er erhielt mehrfach Preise und Auszeichnungen. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen widmet er sich einer umfangreichen Aufnahme- und Konzerttätigkeit im In- und Ausland.

Professor Ruben Sturm versah erste Dienst als Organist in St. Laurentius Schifferstadt. Von 1995-2005 war er als Kirchenmusiker an St. Jakobus Schifferstadt tätig. Dort war er maßgeblich an der Planung des Orgelneubaus im Jahre 1999 beteiligt und begleitete u.a. die Junge Kantorei St. Jakobus Schifferstadt 2001 auf ihrer Konzertreise nach Japan.Mehr über Ruben Johannes Sturm erfahren Sie auf seiner homepage www.rubensturm.de.

Ort: St. Jakobuskirche, Kirchenstraße 16, Schifferstadt

Eintritt: 12 €; ermäßigter Eintritt für Menschen mit Behinderung, Schüler, Studenten: 10 €.
Karten sind im Vorverkauf erhältlich bei
- Cäcilie Strubel, Tel.: 06235/2211
- Margrets Blumenstube, Mannheimer Str. 9, 67105 Schifferstadt, Tel.: 06235/5141