Feierlicher Kantatengottesdienst zum 50-jährigen Jubiläum des Ökumenischer Chors
Musikalische Verkündigung des Gotteslobes steht seit Anfang an im Mittelpunkt
Mit festlich-freudiger Musik des ersten Chorals aus der Kantate Nr. 129 "Gelobet sei der Herr, mein Gott" von Johann Sebastian Bach wurde am Sonntag, 23. Juni der Kantatengottesdienst zum 50-jährigen Jubiläum des Ökumenischen Chors in der Gustav-Adolf-Kirche eröffnet.
"Was gibt es Besseres, als miteinander einen Gottesdienst zu feiern mit der Musik eines Komponisten und eines Textdichters, die eine gesungene Verkündigung ist", zeigte sich Pfarrer Michael Erlenwein erfreut. Der Text der Kantate ist das Lied "Gelobet sei der Herr, mein Gott" von Johann Olearius, der die Dreifaltigkeit in insgesamt fünf Strophen feiert. Zur Aufführung kamen im Kantatengottesdienst, in dem die Predigt in die Kantate integriert wird, noch die zweite und vierte Arie sowie der Schlusschoral.
"Heute haben wir in diesem Kirchenlied und in der Predigt eine der Grundaussagen des christlichen Glaubens, nämlich dass Gott in dreierlei Gestalten da ist, in Vater, Sohn und Heiliger Geist im Mittelpunkt stehen", so der Pfarrer. Dies sei in sehr einprägsamen und einfühlsamen Worten beschrieben und vertont worden.
Im ersten Teil seiner Predigt erinnerte er an einen Gruß des Apostel Paulus an seine Gemeinde in Korinth: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen". Aber es sei schwer zu verstehen, dass Gott nicht nur einer ist, den man ganz genau beschreiben und abgrenzen, sondern nur ansatzweise begreifen könne, wenn man mehrere Worte dazu brauche. "In Jesus Christus ist uns Gott begegnet, ein Mensch unter Menschen, der sich mit Leib in Seele in diese Welt hineinbegeben hat und der Heilige Geist uns hält", so seine Erklärung. Bach habe all dies in seine Musik gefasst, der Textdichter dazu sehr einfache und schlichte Worte gefunden, um das musikalisch auszudrücken, was Theologen gedacht haben.
Während der Eingangschor vierstimmig und strahlend erklang, stand die zweite Arie in starkem Kontrast, die Gottes Sohn eindringlich als Heilbringer lobt, und dem Bass anvertraut war. Solist Thomas Herberich gelang es vortrefflich, sie mit edlem Wohllaut und großer Würde zu gestalten.
"Gelobet sei der Herr, mein Gott", wiederholte Pfarrer Erlenwein die Eingangsworte dieser Arie. Der Dichter habe offensichtlich eine Glaubensvertiefung erreichen und deutlich machen wollen, dass Gott ewig lebe und nicht der Vergangenheit angehöre. "Die Menschen sind nach wie vor Teil dieser Glaubensbewegung und Teil der Gemeinschaft des Heiligen Geistes", meinte er. Er sei aber kein übermächtiger Gott, der von oben herab diktiere, vielmehr ein Gott zum Anfassen, der in diese Welt hinein komme. "Da braucht man den Heiligen Geist, um auszuhalten, dass Gott wie ein Mensch auf Augenhöhe daher kommt", sagte er. Mit Logik könne man hier nicht überzeugen, sondern es bedarf des Glaubens und der Kraft, die aus interessierten Menschen gläubige Menschen mache. Weil das so sei, könne ein Loblied auf Gott angestimmt werden, der "auf der Erde ist und gleichzeitig der, der in den Lüften schwebt und uns in dreierlei Gestalten begegnet," kam er wieder auf seine eingangs erwähnte Grundaussage zurück und leitete in die vierte Arie der Kantate über, "den alles lobet, was in allen Lüften schwebet".
Altistin Sandra Stahlheber begeisterte dabei mit ihrer voluminösen und warm klingenden Stimme. Die letzte Choralstrophe, die wieder dem Ökumenischen Chor vorbehalten war, begeisterte wie im Eingangschor durch einen kompakten und dennoch durchsichtigen Chorklang. Das von Chorleiter Georg Metz zusammengestellte Orchester bewies an allen Pulten Engagement und Flexibilität und musizierte stilsicher.
Feierstunde zum Jubiläum
"Wir sind sehr dankbar, diese Feierstunde ausrichten zu können", so Margit Thomas vom Vorstandsteam des Ökumenischen Chors bei der anschließenden Feierstunde im Gemeindezentrum. "Ich freue mich, dass auch Wolfgang Panzer gekommen ist, der 24 Jahre den Ökumenischen Chor und zuvor bereits 17 Jahre den Kirchenchor St. Laurentius leitete", erklärte sie. Denn er habe maßgeblich und mit viel Kraft und Energie zur Entwicklung des Chors beigetragen.
Pfarrer Michael Erlenwein hob in seinem Grußwort die musikalische Verkündigung des Gotteslobes durch den Ökumenischen Chor, und die Entwicklung der Ökumene hervor. "Wenn wir jetzt zurückschauen, merken wir doch in ganz positiver Weise, welche Wege wir zurück gelegt haben und was mittlerweile möglich ist", meinte er.
Bürgermeisterin Ilona Volk übermittelte im Namen des Stadtrates und der Verwaltung die besten Glückwünsche. "Eine ganz wichtige Quelle für den Chorgesang waren schon immer geistliche Chöre", sagte sie. "Es war eine Gemeinschaft entstanden, die nicht mehr auseinander gehen wollte", zitierte sie eine Aussage von Wolfgang Panzer. "Heute ist der Ökumenische Chor eine feste Größe im kulturellen Leben unserer Stadt." Er könne dabei auf 50 Jahre Chorgesang auf höchstem Niveau und auf große Erfolge zurückblicken.
Gründungsmitglied Inge Jüllig sprach über das Werden und Wachsen des Ökumenischen Chors, dem Zusammenschluss des damaligen katholischen Chors St. Laurentius unter Leitung von Wolfgang Panzer und dem evangelischen Kirchenchor unter Leitung von Pfarrer Karl Gerhard Wien.
Wolfgang Panzer (89) seinerseits danken allen, die sich um den Chor verdient gemacht und ihm Rückhalt gegeben, ihm durch Kreativität wertvolle Impulse und Anregungen gegeben hätten.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Ökumenischen Chor mit einer herrlichen Wiedergabe des Chorsatzes "Herr könnt ich reden" von Wolfgang Amadeus Mozart, KV 549 sowie von Robert Frank (Violine) und Georg Metz (Flügel) mit dem 4. Satz aus der Sonate in G-Dur Opus 100 von Antonin Dvořák. Dabei harmonierten Robert Frank und Georg Metz bestens und sorgten für ein herausragendes Klangerlebnis. In der Region kennt man Robert Frank als langjährigen 1. Konzertmeister am Nationaltheater Mannheim. Auch bei den Bayreuther Festspielen, zu denen er berufen wurde, genoss er hohes Ansehen.
Bericht: Inge Schade