Beeindruckende Musik und Texte zur Passionszeit

"Kirchenmusik auf dem Dörfel" begeisterte mit erlesenen Werken und geistlichen Impulsen

Die Konzertreihe "Kirchenmusik auf dem Dörfel" hat sich seit vielen Jahren zu einer lieb gewordenen Tradition entwickelt und nimmt einen großen Stellenwert in Schifferstadts Kulturleben ein.

Musik zur Passionszeit stand nun am Samstagabend, 06.04.2019 in der vollbesetzten Lutherkirche auf dem Programm. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem Förderverein "Kirchenmusik Ökumenischer Chor Schifferstadt", der Volkshochschule des Rhein-Pfalz-Kreises und der Stadt Schifferstadt durchgeführt.

Unter dem Motto "Von guten Mächten treu und still umgeben" kamen erlesene Werke aus dem 16. bis zum 20. Jahrhundert zur Aufführung. "Wie eine große Klammer möge dieses Gedicht, dieses Gebet, des unvergessenen Dietrich Bonhoeffer das Konzert umspannen", wünschte sich Pfarrerin Barbara Abel-Pohlack in ihrer Begrüßung. Dietrich Bonhoeffer, der für seinen Glauben am Ende des Nationalsozialismus in den Tod ging, möge mit seinen Worten helfen, die bald beginnende Karwoche, die Passionszeit, im richtigen Licht zu sehen. Die Kantate "Von guten Mächten treu und still umgeben" von Dietrich Bonhoeffer und Kurt Gral (Melodie) unterstrich das Motto hervorragend durch ihren romantisch-warmen Klang, das geschickte stets sangliche Arrangement und den großen Spannungsbogen, der sich am Ende nachhaltig verklingend schloss. Dabei handelte es sich um den letzten erhaltenen theologischen Text vor der Hinrichtung Bonhoeffers am 9. April 1945.

Der Ökumenische Chor präsentierte sich von Anfang an in voller Klangpracht, markig in der Linienführung der einzelnen Stimmen, sicher in den Einsätzen, ausgewogen im Zusammenklang und präzise in der Diktion. Überall hatte deren Leiter Georg Metz gute Vorarbeit geleistet, der die meisten aufgeführten Stücke eigens für den Chor arrangiert hat.

Eine glückliche Hand bewies er auch mit der Verpflichtung von Robert Frank (Violine), der zweifelsfrei eine Bereicherung des  Konzertes war. In der Region kennt man Robert Frank als langjährigen 1. Konzertmeister am Nationaltheater Mannheim und auch bei den Bayreuther Festspielen, zu denen er berufen wurde, genoss er hohes Ansehen. In Schifferstadt war er außerdem während der Tätigkeit von Diözesankirchenmusikdirektor Dietmar Mettlach bei Orchestermessen und Konzerten in St. Jakobus 1. Geiger im Bach-Collegium bzw. im Nationaltheater-Orchester. Und auch an diesem Abend begeisterte das fein nuancierte Spiel des inzwischen 63-jährigen Ladenburgers in der Romanze in F-Dur op. 50 von Ludwig van Beethoven, das er gemeinsam mit Georg Metz (Klavier) dargeboten hat. Denn die Romanze wurde bis zum letzten Takt stilistisch geschmackvoll und technisch brillant interpretiert. Robert Frank und Georg Metz harmonierten bestens und sorgten für ein herausragendes Klangerlebnis, das mit Extra-Beifall honoriert wurde. Einfühlsamer Begleiter war Robert Frank auch in einem "Vater unser", dem "Herzstück" des Oratoriums "in terra pax" des Schweizer Komponisten Frank Martin, bei dem sich die Musik instrumental nach  innen konzentriert und die Ehrfurcht durch den einstimmig singenden Chor besonders hervorgehoben wurde.

Dem gegenüber stellte Georg Metz das geistliche Lied "Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du für uns gestorben bist", das die Geschichte der Frauen am Ostermontag erzählt. Sehr eindrucksvoll gelang den Sängerinnen und Sängern auch ein "Benedictus" von Josef Gabriel Rheinberger, dessen einzelne Sätze harmonisch reich gestaltet, mit viel Sinn für Klang  und mit den für Rheinberger typischen Modulationen hervorgehoben wurden. Eine fabelhafte Leistung bot der Ökumenische Chor ebenfalls mit dem Chorsatz "Herr, könnt ich reden" mit typisch "mozärtlichen Klängen" des Salzburger Komponisten, dessen Text eine Anlehnung aus dem 1. Korintherbrief, 13. Kapitel, ist. Doch auch die weiteren aufgeführten Werke "Gib uns Frieden jeden Tag", "Herr, deine Güte reicht so weit", "O Traurigkeit, O Herzeleid", "Herr Jesu, deine Angst und Pein", "Ich weiß, woran ich glaube" und "Tag für Tag" aus verschiedenen Jahrhunderten ließen nichts an Schönheit und Ausdruckskraft missen.

Zur Passsionszeit passend vertiefte Pfarrerin Barbara Abel-Pohlack dazu mit geistlichen Impulsen den musikalischen Schwerpunkt und stellte dabei das "Kreuz" in den Mittelpunkt. "Das Kreuz ist ein Skandal, das wusste schon Paulus, und alle theologischen Erklärungen verstummen vor dem Schmerz der Eltern am Grab ihres Kindes,  vor den Terrormorden, vor den Schlammlawinen eines Tsunami", so die Pfarrerin. "Aber es ist auch ein Zeichen der Hoffnung, dass die Liebe stärker ist als alles Versagen, alle Resignation, alle Brutalität, stärker noch als der Tod. Weil einer sich auf den Kreuzweg wagte, stolpern wir auf den Via Dolorosas unseres Lebens nicht allein dahin. Weil einer sich vor dem Schmerz und der Gottverlassenheit nicht drückte, halten wir mehr aus, als wir dachten. Und weil einer uns im Tod voranging, können wir uns ins Dunkle wagen, in der Hoffnung, dass Gott auch uns herausrufen wird wie diesen Mann aus Nazareth, der Gott im Leben und im Sterben 'Vater' nannte", führte sie weiter aus. Diese Hoffnung werde tragen, wenn die eigene Kraft zu Ende gehe. "Darauf vertrauen wir und deswegen feiern wir den Tod des Herrn und seine Auferstehung. Bis er selbst uns entgegen kommt."

Bericht und Bilder: Inge Schade