Von einem Mitglied unserer Pfarrei im Netz gefunden ... - Danke!
Rezept
Jage die Ängste fort
 Und die Angst vor den Ängsten.
 Für die paar Jahre
 Wird wohl alles noch reichen.
 Das Brot im Kasten
 Und der Anzug im Schrank.
 Sage nicht mein.
 Es ist dir alles geliehen.
 Lebe auf Zeit und sieh,
 Wie wenig du brauchst.
 Richte dich ein.
 Und halte den Koffer bereit.
 Es ist wahr, was sie sagen:
 Was kommen muß, kommt.
 Geh dem Leid nicht entgegen.
 Und ist es da,
 Sieh ihm still ins Gesicht.
 Es ist vergänglich wie Glück.
 Erwarte nichts.
 Und hüte besorgt dein Geheimnis.
 Auch der Bruder verrät,
 Geht es um dich oder ihn.
 Den eignen Schatten nimm
 Zum Weggefährten.
 Feg deine Stube wohl.
 Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.
 Flicke heiter den Zaun
 Und auch die Glocke am Tor.
 Die Wunde in dir halte wach
 Unter dem Dach im Einstweilen.
 Zerreiß deine Pläne. Sei klug
 Und halte dich an Wunder.
 Sie sind lang schon verzeichnet
 Im grossen Plan.
 Jage die Ängste fort
 Und die Angst vor den Ängsten.
Mascha Kaléko (aus: Die paar leuchtenden Jahre)
