Eine weitere soziale Einrichtung wird von Pfarrer Ripplinger gegründet
Vier Jahre nach Gründung des Darlehnskassen-Vereins wird 1896 durch Pfarrer Ripplinger das Fundament gelegt für einen weiteren Verein, der besonders in der Alten-, Krankenpflege und Kinderbetreuung tätig wird. Grund dafür war Ripplingers Beobachtung, dass einerseits viele arme Kranke ohne jegliche Hilfe und Pflege waren, andererseits oftmals viele Kinder sich selbst überlassen waren, weil die Garten- und Feldarbeit die Mithilfe auch der Frauen forderte. Da es keine organisierte Sozialpflege gibt, will er aus christlicher Verantwortung und Fürsorge den Menschen Hilfe zu teil werden lassen.
Pfarrer Ripplinger macht sich für eine Station mit den Niederbronner Schwestern stark, die 1849 im unterelsässischen Niederbronn gegründet worden waren und offiziell dem Orden der "Schwestern vom Göttlichen Erlöser" angehörten. Bereits 1866 zählte diese Ordensgemeinschaft, die sich der Kranken- und Armenpflege annahm, 700 Schwestern in 15 Diözesen in Europa.
Unter den Verhältnissen des 19. Jahrhunderts nimmt es nicht wunder, dass die Arbeitskraft der Menschen rasch verbraucht war. Im Alter, bei Krankheit oder vorzeitiger Invalidität kehrten Armut und Not in den Familien ein. Die Auflösung der Großfamilie wirkte sich besonders nachteilig aus, denn in ihr wurden bislang die Kranken gepflegt und die Mittellosen mitgetragen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts ein staatliches Netz der sozialen Absicherung geschaffen wurde, oblag darum die Krankenpflege karitativen Ordensgemeinschaften.
Um die Mittel zur Unterhaltung einer Schwesternstation aufzubringen, wurde zuerst der Elisabethenverein gegründet. Da dieses Vorhaben bei der Bevölkerung gut ankam – der Verein hatte zehn Wochen nach seiner Gründung bereits 800 Mitglieder bei 10 Pfennig Monatsbeitrag – wurde schon bald Kontakt mit den Niederbronner Schwestern aufgenommen. Die Zusage vom Mutterhaus in Oberbronn wurde Pfarrer Ripplinger sofort gegeben, allerdings erst für den Herbst 1897 oder noch später. Mit dem Hinweis, dass der Bischof bereits am 10. Januar seine Zustimmung zur Errichtung einer Schwesterstation in Schifferstadt gegeben hätte, drängte er ungeduldig auf einen früheren Termin. Auch mit der Zusage von drei Schwestern war er nicht recht zufrieden, sondern rechnete vor, dass er für alle seine Pläne etwa zehn Schwestern benötigte. Allerdings sah er ein, dass dieses Ansinnen nicht so schnell zu verwirklichen war. Erst in den dreißiger Jahren konnte diese Zahl erreicht werden.
Für die notwendige Unterkunft der Schwestern ergibt sich im selben Jahr eine günstige Gelegenheit: Die direkt neben der Kirche liegende Wirtschaft „Zu den drei Lilien“ in der Kirchenstraße steht zum Verkauf. Pfarrer Ripplinger nutzt die Gunst der Stunde und kauft – da der junge Verein dazu nicht in der Lage ist – aus eigenen Ersparnissen für 21.500 Mark das Gebäude. Damit ist für die Schwesternstation in unmittelbarer Nähe der Kirche und mitten im Dorfzentrum ein idealer Standort gefunden. Wie er später bekennt ist er mit dem Kauf auch eine große Sorge los, denn viermal brannte es in der Wirtschaft und er war stets in größter Sorge, dass das Feuer auf die unmittelbar daneben liegende Kirche übergreifen könnte. Nach dem Kauf wurde sofort mit dem Umbau für die Schwesternwohnungen begonnen, die etwa 23 Wochen andauerten.
Am 21. März 1897 kamen die ersten Schwestern nach Schifferstadt. Sie nahmen sofort die Krankenpflege auf. Im September folgte die Handarbeitsschwester Zeta, und im gleichen Monat nahm die Handarbeits- und Nähschule ihren Betrieb auf. Als letztes wurde im Oktober die Kinderschule von Schwester Florentina eröffnet. Beide Einrichtungen kamen bei der Bevölkerung sehr gut an. In der Nähschule wurden in der Folgezeit 50 bis 70 Mädchen unterrichtet, die Kinderschule hatte im Sommer 120 und im Winter 180 bis 200 Kinder zu versorgen. Der Kindergartenbeitrag betrug 20 Pfennig pro Woche, für die Nähschule zahlte jedes Mitglied was es konnte.
Bis zum Jahr 1903 stieg die Zahl der Schwestern auf acht, so dass im Frühjahr desselben Jahres das Haus gründlich umgebaut werden musste. Der Dachstuhl wurde abgetragen, ein Kniestock aufgebaut und der alte Tanzsaal in Zimmer umgewandelt. Über dem Eingang wurde eine fast lebensgroße Sandsteinfigur der hl. Elisabeth angebracht. Das Haus bekam das Aussehen, das es heute noch hat. (1929 erfolgte durch einen Anbau in der Kirchenstraße eine Vergrößerung.)
Wie sehr Pfarrer Ripplinger die Schwesternstation am Herzen lag ist auch daran zu erkennen, dass er nach seinem Tode sein gesamtes Vermögen dem Elisabethenverein vermachte, allerdings mit der Auflage, dass das Schwesternhaus für alle Zeiten seinem bisherigen Zwecke erhalten bleiben muss. Ein Vermächtnis, das bis heute eingehalten werden konnte, auch nachdem 99 Jahre nach der Einweihung für die letzten drei übriggebliebenen Schwestern die Räumlichkeiten viel zu groß geworden waren und mit ihrem Auszug eine Ära zu Ende ging. Aber mit dem Einzug der Ökumenischen Sozialstation 1996 dient das Gebäude weiterhin dem ursprünglichen Zweck der Alten- und Krankenpflege und wird so dem Vermächtnis Pfarrer Ripplingers gerecht.