95 Jahre St. Laurentiuskirche: Festgottesdienst und Empfang

Es ist nicht nur das Jubiläum eines Bauwerkes sondern auch das der Gemeinde

"Die Kirche ist erbauet auf Jesus Christ allein", erklang es zu Beginn des festlichen Gottesdienstes am Samstagabend, 28.10.2023, in der St. Laurentiuskirche, deren 95-jähriges Weihejubiläum gefeiert wurde. Denn an diesem Tag, am 28. Oktober 1928, wurde sie vom Speyerer Bischof Dr. Ludwig Sebastian zu Ehren des Heiligen Laurentius geweiht, erbaut von Architekt Albert Boßlet. "Diese Zeile aus dem Lied 'Ein Haus voll Glorie schauet' galt 1928 und gilt auch noch heute. Wenn wir uns immer wieder zurückbesinnen auf diesen Grund, auf den wir auferbaut sind, dann werden wir auch in dieser Zeit einen guten Weg als einzelne Christen, als Gemeinde und als Kirche finden", sagte Pfarrer Stefan Mühl zu Beginn des gut besuchten Gottesdienstes. Die Zahl der Gläubigen sei damals groß und die St. Jakobuskirche zu klein gewesen. "Heute, wo wir eher das Umgekehrte erleben, schauen wir dankbar und anerkennend zurück auf die Menschen, die damals mutig die Entscheidung getroffen haben, eine zweite katholische Kirche zu bauen – in Zeiten, die wirtschaftlich und politisch unsicher waren. Wir gedenken aber auch in Dankbarkeit aller, die den äußeren Bau der Kirche und den inneren Aufbau der Gemeinde mitgeprägt haben", so der Pfarrer. "Aber wir wollen nicht beim Blick in die Vergangenheit stehen bleiben, sondern uns durch diese Feier bestärken lassen, auch die Zukunft unserer Gemeinde mitzugestalten, in einer völlig anderen Situation der Kirche und Glaubens als damals", fügte er hinzu.

In seiner Predigt brachte er seine Dankbarkeit für diese schöne Kirche zum Ausdruck. Es sei eine anheimelnde, bergende Kirche, in der man sich irgendwie sicher fühle in den Stürmen des Lebens und der Zeit. Was habe diese Kirche nicht alles kommen und gehen sehen, Zeiten mit guten Erinnerungen und traurigen Nachrichten, düstere Zeiten mit Beginn des sogenannten Dritten Reiches, die schwere Zeit des Krieges. Aber auch viele Menschen hätten hier eine christliche Prägung erhalten, die sie ihr ganzes Leben lang begleitete habe und für die sie heute noch dankbar seien. "Wir feiern 95 Jahre Kirche St. Laurentius. Aber das Wort 'Kirche' ist ja mindestens doppeldeutig. Wir kennen die Kirche aus Steinen und die Kirche aus Menschen. Kirche ist auch die Gemeinschaft der Gläubigen", zählte er auf. Deshalb sei es nicht nur das Jubiläum eines Bauwerks, sondern auch 95 Jahre Gemeinde St. Laurentius. "Wir haben eine schöne Kirche – und wir sind Kirche", führte er weiter aus. Von der Wortbedeutung her gehe das Wort 'Kirche' zurück auf das griechische 'Kyriake', das heißt 'die zum Herrn Gehörenden'. "Kirche sind wir, weil wir zum Herrn gehören, zu Jesus Christus, weil wir eng mit ihm verbunden sind. Kirche, das ist die große Gemeinschaft derer, die sich zu ihm bekennt, die ihren Weg mit ihm geht, die in der Taufe eingegliedert wurden in seinen Leib, in seine Gemeinschaft", erläuterte er. Kirche sei schon immer eine Gemeinschaft im Wandel der Zeit.

1928 wäre sie vermutlich vor allem verbunden gewesen mit dem Papst, den Bischöfen und den Priestern, vor allem Hierarchien. Doch das 2. Vatikanische Konzil habe die Pyramide wieder auf die Füße gestellt. Denn sie werde im Wesentlichen als die Gemeinschaft der Getauften betrachtet. Nicht durch die Weihe, sondern durch Taufe und Firmung werde man vollwertiger Christ. Und die Aufgabe der Amtsträger sei es, den Christen zu helfen, dass sie ihre Berufung als Getaufte leben. Gemeinsames Priestertum aller nenne man das. "Wer hätte vor 95 Jahren gedacht, wie sich der Gottesdienst wandelt, dass er für alle verstehbar sein wird, weil der Priester sich keiner Insidersprache, sondern der Muttersprache bedient, weil er der Gemeinde zugewandt ist und ihr nicht den Rücken kehre. Oder dass es Lektorinnen und Lektoren, Kommunonhelferinnen und -helfer geben wird, die sich selbstverständlich im Altarraum bewegen, oder dass es demokratisch gewählte Gremien geben wird, die über die Geschicke der Kirche vor Ort entscheiden," stellte er einige Beispiele in den Raum. Die Kirche habe sich nicht nur gebäudemäßig gewandelt, wo der Altar im Zentrum gut einsehbar für alle stehe und in seiner unmittelbaren Nähe der Taufbrunnen als Symbole für die Sakramente sei, sondern sie habe sich ebenso als Lebensgemeinschaft gewandelt, was auch weitergehen werde.

Man könne nur erahnen, wohin der Weg gehe. Es werde eine ärmere Kirche sein, die weniger Geld, Privilegien, Einfluss habe. Es werde eine Kirche sein, die noch viel mehr als heute von den sogenannten Laien, den Gemeindemitgliedern, den Ehrenamtlichen geleitet und geprägt werde. "Denn die Hauptamtlichen, wie wir sie kennen, sind eine aussterbende Spezies", so seine Überzeugung. Was bleiben werde, sei das Fundament 'Kirche', die zum Herrn Gehörenden. "Wenn wir diese Verbindung mit Jesus Christus leben und immer wieder stärken - im Gebet, im Gottesdienst, in den vielfältigen Formen von Gemeinschaft, im Einsatz für die Menschen in Not - dann werden auch diese Veränderungen für uns zur Chance. Dann werden wir – in anderen Formen, aber doch im gleichen Bekenntnis – noch in den kommenden Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten – Kirche sein", so sein Wunsch und seine Hoffnung.

Zur Feierlichkeit des Gottesdienstes trugen auch die zahlreichen Ministranten bei, darunter auch einige Ehemalige, inzwischen Erwachsene. Der Ökumenische Chor unter Leitung von Georg Metz sorgte mit festlicher Chormusik für einen passenden würdigen musikalischen Rahmen. Domorganist Prof. Ruben Sturm, seit 1. September 2022 berufener Domorganist am Dom "Zu Unserer Lieben Frau" in München, fungierte als exzellenter Chorbegleiter und verlieh zudem den Gemeindeliedern einen ganz besonderen Glanz, begeisterte durch seine künstlerischen Orgelzwischenspiele und ließ als krönenden Abschluss eine herrliche Orgelimprovisation über das Lied "Großer Gott, wir loben dich" erklingen, ein wahrhaft fulminanter und unter die Haut gehender Gottesdienstabschluss zum 95-jährigen Weihejubiläum der St. Laurentiuskirche.

Anschließend wurde im Pfarrheim bei einem Umtrunk und einem kleinen Imbiss weitergefeiert. Landrat Clemens Körner und Bürgermeisterin Ilona Volk zeigten sich beeindruckt von Gottesdienst und Empfang. "Ein starker und dauerhafter Zusammenhalt formt diese Gemeinschaft und gibt Halt in schwierigen Phasen des Lebens", meinte dann auch die Bürgermeisterin im Gespräch mit dem Schifferstadter Tagblatt. Gerade in Zeiten, in denen sich alles immer schneller verändere, von den sozialen Strukturen bis zur Alltagstechnologie, suchten Menschen nach dem, was beständig sei. Denn in jedem Leben gäbe es Situationen, in denen man den Beistand Gottes erbitte, mit Zuversicht eine Last in seine Hände lege. "Es tut gut, die Welt für eine kleine Weile draußen zu lassen, Stille zu empfinden und der Verbindung zu Gott nachzuspüren", so ihre Auffassung.

Bericht und Bilder: Inge Schade für das Schifferstadter Tagblatt