Biblische Weinprobe zum 90-jährigen Bestehen der St. Laurentiuskirche bot Spannung und Tiefgang

Noah war der erste Winzer

Bei einer biblischen Weinprobe, die anlässlich des 90-jährigen Bestehens der St. Laurentiuskirche stattfand, konnte Pfarrer Albrecht Effler am Freitagabend im Pfarrheim St. Laurentius zahlreiche Freunde der Bibel und des Weines begrüßen. Eingeladen dazu hatte der Gemeindeausschuss St. Laurentius.

An diesem Abend galt es, mit dem Wein die Botschaft der Bibel zu 'verkosten' und ihr auf den 'Geschmack' zu kommen. Denn der köstliche Rebensaft ist in der Bibel über 600 Mal erwähnt und spielt dabei eine große Rolle, ist er doch ein Getränk mit großer Symbolkraft.

Anhand von elf ausgewählten Weinsorten führte er interessant durch die Bibel. Der in Deidesheim, einem der größten Weinbaugemeinden des Weinbaugebietes der Pfalz, geborene und dort aufgewachsene Pfarrer, war geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Zudem verfügt er über praktische Kenntnisse, denn er ist seit Kindesbeinen mit dem Weinbau vertraut, da seine Familie mütterlicherseits als Winzer tätig ist. Deshalb war seine daraus resultierende und spürbare Begeisterung für den Weinbau und den Wein eine gute Voraussetzung für die Vorstellung der einzelnen Weine, so dass er mit einer fundierten und unterhaltsamen Weinprobe aufwarten konnte. So gäbe es bei der Begutachtung eines Weines verschiedene Kriterien: Er müsse auf seine Klarheit und seine Farbe geprüft werden. Um ihn riechen zu können, müsse der Wein seine "Blume entfalten", um seinen Geschmack wahrnehmen zu können, solle man den "Wein über die Zunge spielen lassen".

"Das erste Mal wird der Weinbau im Alten Testament in Genesis 9,20 erwähnt. Denn hier pflanzte Noah als erster Winzer einen Weinberg, der auch die rauschende Wirkung zu spüren bekam," begann Pfarrer Albrecht Effler die erste Weinprobe. Dazu stellte er als Eröffnungswein die "Gimmeldinger Meerspinne" (Riesling, halbtrocken). Auch beim Auszug der Israeliten aus Ägypten in das "Gelobte Land Kanaan" seien Kundschafter vorausgeschickt worden, um zu erforschen, ob es wirklich das Land der Verheißung sei. Mit Granatäpfeln, Feigen und großen Trauben an der Stange, die von zwei Männern getragen werden mussten, seien sie schließlich zurückgekommen. Noch heute ist dies das Zeichen des israelitischen Tourismusverbandes. Unterlegt wurde das Ganze mit dem "Deidesheimer Herrgottsacker" (Riesling, Spätlese).

Es habe aber auch eine andere Seite gegeben, die der Wein als Rauschmittel verursachte. So hätten Lots Töchter ihren Vater betrunken gemacht, um von ihm Nachkommen zu erhalten. Es wurden ihre Söhne Moab und Ben-Ammi geboren. Daraus entstanden die Moabiter und Ammoniter, die von allen gehasst wurden. Als krasses Beispiel erzählte er die Judith-Legende, eine angesehene fromme, junge und hübsche Witwe, die den betrunkenen assyrischen Feldherrn Holofernes enthauptete, um ihre Stadt Betulia vor ihm zu retten, über die er sich zuvor bei den moabitischen und ammonitischen Fürsten erkundigte. Passenderweise gab es dazu den Wein "Forster Ungeheuer" (Riesling Spätlese trocken).

Doch bevor Wein und Bibel all zu sehr in mörderische Sphären abglitten, gab es zur Beruhigung das Gleichnis des "Barmherzigen Samariters" der neben Öl auch Wein zur Wundpflege verwendete. Kredenzt wurde deshalb ein trockener Hospizien-Riesling. Die Sorge um die Pflege der Kirche verband der Pfarrer mit der Pflege des Weinstocks und des Weinbergs. Dies sei auch das Gleichnis für das Volk Gottes. Es sei nun die Aufgabe deren Hirten und Bischöfe, die daran erinnert werden sollten. "Manchmal ist diese Aufgabe nicht leicht und deshalb herb und bitter", meinte er. Die Weinsorte "Forster Bischofsgarten" (Grauburgunder) wurde als Pendant dazu gereicht.

"Auch die Klöster galten als Ortes des Weines", erklärte Pfarrer Effler. So sei das St. Guido-Stift in Speyer Namensgeber der Lage "Forster Stift", was mit einem gleichnamigen Wein, (Riesling Kabinett, halbtrocken) und dem Motto des Abends "Der Wein erfreut des Menschen Herz" (Psalm 104,15) unterlegt wurde.

Fehlen durfte an diesem Abend nicht die Weinsorte "St Laurent", denn St. Laurentius sei es gewesen, der hervorhob, dass die eigentlichen Schätze der Kirche nicht die Reichen und Wohlhabenden sondern die Bedürftigen, Armen und Kranken seien.

Im Laufe des Abends ging es weiterhin um das Gleichnis der Winzer und den Arbeitern im Weinberg, was mit der Verkostung des "Forster Kirchenstücks" (Riesling Kabinett trocken) verbunden war. Die Jesuiten, die schon damals als Volk Gottes den Auftrag hatten, Frieden zu halten, hatten auch wesentlichen Anteil an der katholischen Soziallehre. Nach den entsprechenden Ausführungen wurde dem "Forster Jesuitengarten" (Riesling, Spätlese, trocken) zugesprochen.

Ein "Merlot, im Barrique gereift", sollte dann die Kette von Verwandlungen gemäß dem Johannes-Evangelium 15,1-8: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben ff." aufzeigen.

Der amüsante, tiefgründige und informative Ausflug durch die Religions- und Kulturgeschichte, bei dem es auch einen wohlschmeckenden Imbiss gab, ließ beeindruckte Besucherinnen und Besucher zurück. Die Riesling Auslese des Deidesheimer Herrgottsackers entließ die biblischen Weinprobenden dann heiter und redselig, aber auch mit der Erkenntnis, dass die Bibel mit ihren spannenden Geschichten dazu anregte, wieder (intensiver) in ihr zu lesen.

Bericht und Fotos: Inge Schade