Nach zwei Jahren Corona-Pause: Patronatsfest von St. Laurentius mit festlichen Gottesdiensten und Geselligkeit gefeiert
"Es kommt nicht darauf an, großartige Gewinne zu erzielen, sondern Gemeinschaft zu pflegen"
Die Gemeinde St. Laurentius eröffnete am Wochenende 13./14. August mit ihrem Patronatsfest den Reigen der Gemeindefeste der Pfarrei Heilige Edith Stein.
Es begann am Samstagabend mit dem Ökumenischen Gottesdienst "Lebenswege - Gotteswege". "Es ist eine schöne und inzwischen eine bewährte Tradition, dass wir die Gemeindefeste ökumenisch beginnen und feiern dürfen", hob Diakon Helmut Weick am Anfang des Gottesdienstes hervor, zu dem er auch Pfarrer Michael Erlenwein begrüßen konnte. Lebenswege verliefen nie geradlinig sondern oft durch Umwege oder Einbahnstraßen, Karambolagen oder Verletzungen. "Wir müssen allesamt auf unsere Wege achten, damit wir nicht in die falsche Richtung laufen und am Ende dort ankommen, wo wir gar nicht hin wollen", meinte er.
Pfarrer Michael Erlenwein begrüßte die Gottesdienstteilnehmenden auch im Namen des Ökumeneausschusses, der die ökumenischen Gottesdienste in St. Laurentius, Herz Jesu und zum Dörfelfest vorbereitet und mitgestaltet. "Wir wollen dabei darüber nachdenken, wie sich unsere Lebens- und Gotteswege kreuzen, sich widersprechen und Kraft geben", erklärte er.
In seiner Ansprache ging er auf die Geschichte des Heiligen Laurentius ein, wie sie in der "Goldenen Legende" überliefert ist. Denn nachdem der römische Kaiser Valerian Papst Sixtus II hatte enthaupten lassen, wurde der römische Diakon Laurentius, der für die Verwaltung des örtlichen Kirchenvermögens zuständig war, ausgepeitscht und aufgefordert, den Kirchenschatz innerhalb von drei Tagen herauszugeben. Daraufhin verteilte Laurentius diesen an die Mitglieder der Gemeinde, versammelte eine Schar von Armen und Kranken und präsentierte sie als "den wahren Schatz der Kirche" dem Kaiser. Daraufhin wurde Laurentius mehrfach gefoltert und auf einem glühenden Eisenrost hingerichtet.
"Die Zeiten, in denen man den Heiligen magische Kräfte zugewiesen hat und dachte, sie sind ähnlich wie Gott, sind vorbei. Heute können wir aus den Heiligen etwas Ökumenisches machen, wenn wir sie als Vorbilder und als Beispiele für unsere Lebenswege betrachten", so der Pfarrer. Da gäbe es nicht nur katholische oder christliche Heilige sondern Menschen, die Vorbild sein könnten. "Wenn wir uns fragen, wie kann ich glauben, leben handeln, dann kann man sich die Lebensgeschichte der Heiligen vor Augen führen und Geschichten von Menschen hören, um daraus Mut und Kraft zu schöpfen", verdeutlichte er. Damals wie heute gelte diese Glaubensgeschichte, die helfen wolle, darauf zu vertrauen, dass Gott den Menschen gut tue und man frohgemut den Glaubens- und Lebensweg gehen könne, besonders, wenn die Zeiten trüb und gewalttätig seien. Dabei solle man die Menschen nicht vergessen, die in Not seien und der Hilfe bedürfen und die als wahrer Schatz der Kirchen gelten.
Mitglieder des Ökumeneausschusses sprachen dabei die Hoffnung aus, dass Gott in vielen Situationen Hoffnung und Frieden schenke, wenn: Egoismus und Ungerechtigkeit überhandnehmen, Gewalt zwischen Menschen ausbricht, Versöhnung nicht möglich erscheint, Unterschiede in Sprache, Kultur und Glauben vergessen lassen, dass alle Gottes Geschöpfe sind und er die Schöpfung als gemeinsame Heimat anvertraut hat, wenn Menschen gegen Menschen ausgespielt werden, Macht ausgenutzt wird, um andere auszubeuten und Tatsachen verdreht werden, um andere zu täuschen. Dann schenke Gott Mut, und Kraft, dieses Leben anzugehen.
Zweiter Festtag
"Christsein ist nicht nur eine private Angelegenheit sondern wir leben gemeinsam, feiern zusammen, denn wir gehören alle zum einen Herrn." so die Aussage von Pfarrer Effler zu Beginn des Sonntagsgottesdienstes.
"In diesen Wochen reden wir viel von Waldbrandgefahr. Selten sind so viele Waldflächen verbrannt wie in diesem Jahr", begann er seine Predigt. Und ausgerechnet jetzt ist der Tenor des Lukasevangeliums von Jesus: "Ich bin in die Welt gekommen sei, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!" Ähnlich sei es mit dem Pfingstereignis: ... und es kamen Zungen wie Feuer oder das Gleichnis der Emmaus-Jünger, die zueinander sagten: Brannte uns nicht das Herz in der Brust. Demnach gehe es Jesus nicht darum, die Menschen leiden zu sehen, sondern um das innere Feuer, wofür man brenne und sich begeistern könne. "Das soll uns aus der Lethargie reißen, die sich auch in der Corona-Krise breit gemacht und erlahmt hat", versinnbildlichte er es auf den Alltag. Deshalb sei es schön, dass das Gemeindefest gefeiert werde. "Wenn wir uns begeistern lassen für die Sache Gottes, treten wir ein für die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit, gegen Machtstrukturen und Unterdrückung", fügte er hinzu. Vielmehr gelte es, sich wie der Heilige Laurentius für Schwache und Bedürftige einzusetzen. Doch mit dieser Haltung würden sich die Christen nicht nur Freunde machen, sondern müssten einiges aushalten. Manche fühlten sich provoziert, weil sie ihr Wertekonzept oder ihr Lebensmodell infrage gestellt sähen. Andere glaubten, dass Veränderung ihnen den Halt nehme, den sie in Strukturen, Riten und Traditionen fänden. "Doch uns ist es aufgetragen, im Gespräch und Diskussion zu bleiben, um die Welt dem Reich Gottes ähnlich zu machen," meinte er.
Kulinarisches und Geselligkeit
Nach den Gottesdiensten am Samstag und Sonntag erwartete die Gäste auf dem Gelände der Grundschule Süd ein vielseitiges Getränke- und Speiseangebot, wobei auch der am Sonntag zusätzlich zubereitete "Tafelspitz mit Meerrettich" und der beliebte "Handkäs mit Musik" großen Absatz fanden, auch das reichhaltig bestückte Kuchenbuffet war gegen Abend ausverkauft, so dass der Waffelstand der Messdiener gefragt war, ebenso deren Cocktailstand mit erfrischenden Getränken mit und ohne Alkohol. "Wir sind mit der Resonanz an beiden Tagen trotz Ferienzeit und Hitze zufrieden und auch die Stimmung war sehr gut", meinte Organisator Markus Hein und Vorsitzender des Gemeindeausschusses am Sonntagabend im Gespräch mit dem Schifferstadter Tagblatt. "Es ist uns das Wichtigste, dass wir als Kirche nach zwei Jahren Corona wieder zusammen kommen und Gemeinschaft pflegen können. Es kommt dabei nicht darauf an, großartige Gewinne zu erzielen, sondern gemeinsam zu feiern, auch außerhalb der Gottesdienste," so die Meinung von Markus Hein. Besonders habe ihn gefreut, dass Bürgermeister Klaus Habermann und Altbürgermeister Heinrich Hutzler nach den Feierlichkeiten anlässlich der 30-jährigen Partnerschaft mit Aichach dem Gemeindefest einen Besuch abstatteten, ebenso unter anderem Landrat Clemens Körner, Bürgermeisterin Ilona Volk, Bürgermeister i.R. Edwin Mayer, Pfarrerin i.R. Barbara Abel-Pohlack und Pfarrer i.R. Gerhard Grewer.
Für das Gelingen des Festes engagierten sich über 80 Ehrenamtliche, darunter auch 12 Ukrainerinnen aus dem Sprachkurs von Gemeindemitglied Christian Matthes. "Wir sind dankbar und stolz, dass sich bei solch einem Fest nach wie vor so viele engagieren", zeigte sich Markus Hein erfreut über diesen großartigen Einsatz.
Bericht: Inge Schade im Schifferstadter Tagblatt
Fotos: Inge Schade u. privat