"Die Menschen haben es mir leicht gemacht, hier anzukommen"

Pfarrer Stefan Mühl eröffnete die Reihe "Gesichter der Pfarrei" mit interessanten Aussagen

Die Premiere ist gelungen, denn die gute Resonanz und das Interesse an der neuen Veranstaltungsreihe "Gesichter der Pfarrei" hat es eindeutig bestätigt. Initiiert wurde sie vom Gemeindeausschuss St. Laurentius. Gestartet wurde am Sonntagvormittag, 16. April, im Pfarrheim St. Laurentius unter dem Motto "Pfarrer Stefan Mühl stellt sich vor".
"Wir freuen uns, dass Sie sich sofort dazu bereiterklärten, diese Veranstaltung zu eröffnen", betonte der 1. Vorsitzende des Gemeindeausschusses, Markus Hein, in seiner Begrüßung im Namen der Gemeinde.

"Es ist mir eine Ehre, den Anfang machen zu dürfen", merkte Pfarrer Stefan Mühl seinerseits an. Dieser ging zunächst in einem chronologischen und unterhaltsamen Rückblick auf seine Jugend und den Weg zum Priesteramt ein, unterlegt mit Erinnerungsfotos via Beamer, auf denen das eine oder andere Gesicht aus der Vergangenheit auch bei den Zuhörerinnen und Zuhörern Erinnerungen weckte.

Der im südpfälzischen Kandel geborene Stefan Mühl ist bereits in seiner Jugend in seine Gemeinde "hineingewachsen", was ihn auch maßgeblich geprägt hat, denn er war als Messdiener und Gruppenleiter sowie bei den Sternsingern aktiv. Es hat ihm stets Freude bereitet, Gruppenstunden und Freizeiten vorzubereiten und durchzuführen. Dies alles habe den Anstoß gegeben, sich dem Priestertum zuzuwenden. So entschloss er sich nach seinem Zivildienst beim DRK Neustadt, was er als eine sehr interessante Zeit bezeichnete, zum Theologiestudium, das er in Mainz und München absolvierte. Nach seiner Priesterweihe in Speyer 1994 war er Kaplan in Pirmasens und Bexbach. 1998 wurde ihm angeboten, Aufgaben in der Jugendseelsorge im Bistum Speyer zu übernehmen. Besonders gern erinnert er sich an die Messdienerwallfahrten nach Rom, bei denen er im Organisationsteam tätig war. "Angefangen hat das Ganze mit 6 Bussen, im Laufe der Jahre wurden sogar Sonderzüge eingesetzt. Es war immer eine sehr schöne Zeit, die viele Messdienerinnen und Messdiener aus zahlreichen Ländern angezogen hat. Allein aus unserem Bistum waren beim letzten Mal 1050 junge Menschen dabei", blendete er zurück. Begeistert zeigte sich Pfarrer Mühl auch von den Weltjugendtagen in Köln 2005 und 2008 in Australien. Doch auch für die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg war er zuständig und feierte mit ihr zum Beispiel das 100-jährige Bestehen der Weltpfadfinderbewegung im Jahr 2007. Wichtige Impulse für sein Leben gab ihm die Schönstatt-Bewegung, deren Ursprungsort in Vallendar bei Koblenz liegt. Am Herzen liegt ihm auch die Ökumene, die er in seinen bisherigen Gemeinden immer praktiziert und gelebt hat.

Nach 12 Jahren in der Jugendseelsorge war es für ihn aber Zeit, neue Wege einzuschlagen. So wurde er am 1. November 2010 Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Ludwig in Frankenthal, ab dem 1. Advent 2015 nach Zusammenlegung der Gemeinden dortiger Leitender Pfarrer der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit. Da es dem agilen 58-jährigen Pfarrer immer wichtig ist, sich auf neue Herausforderungen einzulassen, bewarb er sich nach 12 Jahren in Frankenthal auf die ausgeschriebene Stelle in Schifferstadt. "Denn wenn man zu lange an einer Stelle ist, schleichen sich Gewohnheiten ein, die nicht immer nur gut sind. Deshalb ist es auch Usus, dass man nach 10 bis 15 Jahren die Stelle wechseln sollte", so seine Begründung.

Freizeitaktivitäten

Selbstverständlich war es auch interessant zu erfahren, mit was sich Pfarrer Stefan Mühl in seiner Freizeit beschäftigt. Da kam zunächst ein reisefreudiger Mensch zum Vorschein. "Früher war ich sehr viel in der Welt unterwegs, wie beispielsweise ein halbes Jahr in Chile, wo ich ein Praktikum in Gemeinden gemacht habe," erzählte er. Dazu kamen Reisen nach Peru, Bolivien und Brasilien. Als ein besonderes Erlebnis bezeichnete er, dass er als Jugendlicher einem inzwischen heilig gesprochenen Mann die Hand gegeben hat, nämlich Papst Johannes Paul II. bei einer Generalaudienz in Rom.

Beeindruckt ist er von der ökumenischen Brüdergemeinschaft in Taizé, wo er schon öfter allein oder auch mit Jugendlichen sein durfte und noch den 2015 verstorbenen Gründer und ersten Prior Frère Roger Schutz kennenlernen durfte. "Aber auch das Pilgern ist für mich von großer Bedeutung", hob er hervor. Vor etlichen Jahren begann er in Speyer in Etappen den Weg nach Santiago und ist inzwischen bis ins Burgund gekommen. Die restliche Strecke möchte er im Laufe der Zeit unbedingt noch zurücklegen. "Es ist für mich eine gute Art, zu mir selbst zu finden und ein Symbol, dass wir auf dem Weg an das Ziel sind, an das wir irgendwann ankommen werden", so seine Überzeugung.
Seinen Sommerurlaub verbringt er hingegen an Seen, denn beim Schwimmen kann er sich gut erholen. Im Winter zieht es den Pfarrer auf die Skipiste. Im Alltag ist er gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Und auch an Fußball ist er sehr interessiert. So ist der FCK "seine Mannschaft", war sogar 1990 beim Pokalfinale in Berlin dabei.

Erste Eindrücke von der Pfarrei

Erfreut zeigte er sich über viele lebendige Traditionen, die gepflegt werden und das große Engagement in vielen Bereichen.
"Wir müssen aber schauen, wie es uns gelingen kann, Jüngere für das Ehrenamt zu begeistern. Vielleicht muss das auch ganz anders aussehen, vorstellbar ist für mich auch Projektarbeit", so seine Überlegungen. "Ich erlebe hier viel Offenheit und Freundlichkeit. Die Menschen haben es mir leicht gemacht, hier anzukommen."

Er müsse aber noch vieles beobachten und kennenlernen. An Ostern habe ihn beispielsweise beeindruckt, dass in allen drei Gemeinden das Klipp-Klappern möglich gewesen sei, auch dank des Einsatzes von einigen Erwachsenen. "Wir müssen darauf hinarbeiten, das 'Wir-Gefühl' zu stärken, auch über die Gemeinden hinaus und auch überlegen, wie sich Pfarrei und Gemeinden ergänzen, prüfen, was noch möglich ist und was nicht", so sein Eindruck. "Auch bei den Messdienern ist darauf zu achten, dass wir viel gemeinsam unternehmen, auch bei Freizeiten, damit sie in der 'Kirche' beheimatet sind und sich wohlfühlen", fügte er hinzu.

Angesprochene Themen

Es kam der Wunsch auf, in regelmäßigen Abständen nach den Sonntagsgottesdiensten sich über die jeweiligen Predigten auszutauschen. Sie seien so interessant und ansprechend, dass es bedauerlich sei, wenn sie verhallen würden. Pfarrer Stefan Mühl erklärte, dass seine Predigt auch per Mail oder in gedruckter Form immer bei ihm zu erhalten sei. Weitere Vorschläge: Regelmäßige Glaubensgesprächskreise dazu abhalten, Liste in Kirchen auslegen, damit an der Predigt Interessierte ihre Mail-Adresse angeben können.

Aufgrund eines Artikels im "Pilger" wurde die Frage gestellt, ob sich Pfarrer Mühl auch vorstellen könnte, gleichgeschlechtliche Paar zu segnen. Dazu erklärte er, dass bereits in Frankenthal eine Feier im Pfarrgarten angeboten wurde, bei der Ehepaare, frisch Verliebte, geschiedene Wiederverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare sich segnen lassen konnten. Er habe aber noch nicht erlebt, dass ein einzelnes gleichgeschlechtliches Paar um den Segen gebeten habe. "Ich kann es mir gut vorstellen, es zu tun. Es wurde auch beim synodalen Weg beschlossen, dass es in Deutschland möglich sein soll. Mittlerweile bestätigt ja die Wissenschaft, dass die sexuelle Orientierung eine Veranlagung von Geburt her ist und nicht eine Fehlentwicklung oder gar Krankheit, wie man früher angenommen hat. Außerdem sehe ich es nicht als Schwächung des Ehesakraments, wenn wir auch andere Formen der Partnerschaft segnen", so seiner Erklärung.

Mit Erleichterung wurde aber auch auf Nachfrage wahrgenommen, dass das Fronleichnamsfest in diesem Jahr wie vor Corona gefeiert werden kann. Pfarrer Stefan Mühl und Markus Hein betonten übereinstimmend, dass es mit einer Statio an der St. Laurentiuskirche beginne, gefolgt von einer Prozession mit zwei Zwischenstationen in der Speyerer Straße, hin zur Waldfesthalle, an der ein Gottesdienst stattfinden werde. Bei der anschließenden Reunion übernehme der Sportverein DJK-SV Phönix Schifferstadt e.V. wieder die Verköstigung. Beide wiesen abschließend darauf hin, dass sie jederzeit gerne kontaktiert werden können, falls irgendwelche Missverständnisse oder "Gerüchte" in Umlauf seien.

Bericht und Fotos: Inge Schade für das Schifferstadter Tagblatt

Nächster Termin der Reihe

Die nächste Veranstaltung "Gesichter der Pfarrei" findet am Sonntag, 21. Mai, nach dem Gottesdienst gegen 10:15 Uhr im Pfarrheim oder Pfarrgarten St. Laurentius statt und wird unter dem Motto stehen: "Helmut Schießl – der Apfel- und Quittenexperte".