"Das Kind in der Krippe gibt Hoffnung"
Feierliche Weihnachtsgottesdienste und Kinderkrippenfeiern erinnerten an die Menschwerdung Gottes
Das Kind in Krippe bildete in den Gottesdiensten während der Weihnachtsfeiertage der zentrale Mittelpunkt und ließ sich auch von der Pandemie nicht verdrängen. Damit möglichst viele Menschen Gelegenheit hatten, die Gottesdienste zu besuchen, wurde auch in diesem Jahr das Gottesdienstangebot erweitert, da durch die Corona-Abstände nach wie vor nur eine bestimmte Anzahl an Gläubigen in die Kirche kommen dürfen. So fand am Heiligen Abend um 14 Uhr eine Kinderkrippenfeier am Vogelpark statt, geleitet von Pastoralreferent Heinrich Schmith. Zeitgleich war um 14 Uhr eine Kinderkrippenfeier in der St. Jakobuskirche mit Pfarrer Dr. Georg Müller und um 16 Uhr eine weitere mit Diakon Helmut Weick. Ebenfalls um 16 Uhr begann in St. Laurentius eine Messfeier zum Heiligen Abend mit Pfarrer Albrecht Effler.
"Gott wird Mensch und kommt uns auf eine Art und Weise nahe, wie wir Menschen sie nicht erwartet haben", hob Pfarrer Dr. Georg Müller zu Beginn der Christmette kurz nach 22 Uhrhervor. Ein Messias sei angekündigt worden, ein Retter erwartet und viele Menschen im jüdischen Land hätten wahrscheinlich gedacht, dass ein großer Heerführer komme mit einem mächtigen Staat, einem Heer, das die Römer vertreibe. "Aber es ist nur ein kleines Kind, das geboren wurde, das unsere menschliche Machtlosigkeit teilt und das doch alle Macht hat im Himmel und auf der Erde, sogar die Macht, den Tod zu überwinden."
"Doch je nachdem, wie die Zeitumstände sind, fragt man sich manchmal, ob einfach 'normal' Weihnachten gefeiert werden kann oder ob es denn nicht etwas Wichtigeres gibt, in einem Jahr mit großer Pandemie, mit Menschen, die durch eine Flut alles verloren haben", so der Pfarrer in seiner Weihnachtspredigt. Die Antwort laute: Ja und nein. Ja, weil Sorge und Beschäftigung, Hilfe und Unterstützung da sein müssen, wobei aber auch immer Gründe persönlicher und allgemeiner Natur einem das Fest vergällen könnten. Und nein, weil unveränderlich wahr bleibe, dass Gott Mensch geworden sei und das Dunkel des Lebens teile und erhelle. "Daher ist besonders in einer solchen Zeit unverzichtbar, dass Weihnachten gefeiert wird: Die Ankunft Gottes bei den Menschen," hob er hervor.
Der Glaube setze im Advent und an Weihnachten einen klaren Akzent: "Fürchtet euch nicht." So sagten die Engel zu Maria, zu Josef, zu den Hirten. "Es geht hier nicht um alte Geschichten sondern um unsere Gegenwart", betonte der Pfarrer. Die Bibel sage nämlich nicht einfach, das, was ängstige, sei nicht so schlimm oder dass es das gar nicht gäbe, nein vielleicht ist es schlimm und es könne sehr wohl da sein - so da sein wie der große Gott auch. Doch selbst vor IHM solle man sich nicht fürchten, obwohl es bei IHM, dem großen Schöpfergott, berechtigt wäre, nicht im Sinne von Schreckensangst sondern vor Ehrfurcht. Trotzdem heiße es „Fürchtet Euch nicht. Jetzt ist er Euch nahe im Kind“. Deshalb spreche die Bibel von Freude. Das setze der Glaube gegen die Angst. Die Freude der Heiligen Schrift sei eine erfahrene, eine erlittene Freude, die um die Abgründe wisse, so sehr, dass Gott für die Menschen in den Abgrund gegangen sei. Die aber auch darum wisse, dass Gott bedacht habe, wie er das Leben für uns schaffen könne und dass er es in einer so schönen unüberbietbaren Weise anfange, dass er als Kind unter armseligen Umständen in der Heiligen Nacht in der Krippe liege, um ein ganzes Menschenleben zu leben und sogar den Tod am Kreuz für die Menschen in Kauf nehme, um sie zu erlösen. "Das ist Gottes Weg, auf dem er uns ganz und gar mitnimmt, in unserem ganzen Menschsein und Leben, mit unserer Freude und Angst, mit dem, was uns begeistert und erschreckt", führte er aus. Über dieses Mitnehmen dürfe man sich immer freuen und deshalb nie vergessen: "Das Kind gibt Hoffnung. Es ist der König. Er allein."
Gemeinde Herz Jesu
"Christus ist das Licht, das uns in diesen Finsternissen erschienen ist", so die Weihnachtsbotschaft von Pfarrer Albrecht Effler. Als Finsternisse bezeichnete er Angst, Gewalt, Schmerz, Krankheit, Einsamkeit, Armut und Verzweiflung, in denen so gerne ein helles Licht der Hoffnung gesehen würde. "Dazu kommen oftmals auch Finsternisse, die wir selber schaffen, durch unsere Ignoranz, Gleichgültigkeit, Herzenskälte, Engstirnigkeit, Bequemlichkeit und unsere Gottlosigkeit", fügte er hinzu. Dies seien Finsternisse, in die man lieber gar kein allzu helles Licht hineinscheinen lassen wolle, weil sie gut eingerichtet seien. Unter diesem Aspekt sei die Botschaft des Lichtes erst recht wichtig und dürfe nicht mit der Brille des Handels, des Umsatzes und der Meinungsmache verschiedener Medien und diverser Verschwörungstheorien gesehen werden, die das Eigentliche überschatten würden. "Licht und Sinn können wir deshalb nicht im Supermarkt der Weltanschauungen einkaufen oder einfangen, denn Christus ist das Licht, es ist uns geschenkt," kam er auf seinen Ausgangspunkt zurück. Er erlöse aus der Heillosigkeit, der Ausweglosigkeit und aus dem endgültigen Dunkel. "Wirbrauchen die Fenster nur zu öffnen im Haus des Lichtes, denn Christus ist 'ein-leuchtend'. Dann wird es keine Nacht und keine Angst vor der Finsternis mehr geben, die aber nicht weg geleugnet werden kann", so der Pfarrer. Denn auch Dunkelheiten und Finsternisse werde es leider immer geben. "Wohl ist schon Wachsamkeit nötig, wessen Licht im Haus leuchtet, damit sich nicht falsche oder Irrlichter einschleichen, die nur Terror veranstalten", erklärte er. Wenn aber Christus in der Kirche nach außen strahle, könne sie den Menschen Licht, Hoffnung und Sinn geben, wenn es ihnen finster geworden sei.
Ökumenischer Gottesdienst in der Gustav-Adolf-Kirche
Die evangelische Kirchengemeinde feierte zusammen mit katholischen Christen am Heiligen Abend um 22 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst in der Gustav-Adolf-Kirche mit Pfarrer Maik Weidemann und Pastoralreferent Heinrich Schmith. Dieser war überschrieben mit "Gott ist in Bewegung" - seit Anbeginn der Zeit – in der Geschichte mit seinem geliebten Volk Israel bis hin zum Kind in der Krippe. Und auch heute noch sei Gott in Bewegung, der dies auch für uns möchte. Doch "wohin" sei die entscheidende Frage. "Wird Gott Teil meiner Geschichte oder werde ich Teil seiner Geschichte? Letzteres ist das, was Gott möchte", ist die Überzeugung des Pfarrers.
Bericht: Inge Schade