Feierliche Pontifikalämter zur Firmung mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in St. Jakobus
"Es ist ein wichtiger Schritt, 'ja' zum Glauben und zum Heiligen Geist zu sagen"
"Es ist schön, dass wir heute das Fest Eurer Firmung feiern können, wenn auch unter etwas erschwerten Bedingungen durch die Corona-Einschränkungen. Deshalb freue ich mich umso mehr, Euch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist, mitgeben zu können für Euren weiteren Lebensweg", so Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann jeweils zu Beginn der beiden feierlichen Pontifikalämter am Samstagabend und am Sonntagnachmittag (12./13.09.2020) zu den Jugendlichen. Denn aufgrund dieser außergewöhnlichen Situation wurde die Spendung des Firmsakramentes in zwei Gottesdiensten mit jeweils 15 FirmbewerberInnen gefeiert in Konzelebration mit Pfarrer Albrecht Effler und unter Assistenz von Diakon Helmut Weick, Hans Sattel und Pastoralreferent Heinrich Schmith.
"Es ist ein wichtiger Schritt, „ja“ zum Glauben und dem Heiligen Geist zu sagen, und sich als junger Mensch damit auseinanderzusetzen, was in unserer Gesellschaft durchaus nichts selbstverständliches mehr ist", betonte er in seiner Predigt. Wissen und Wissenschaften sei etwas Wesentliches, ebenso dass man den heutigen Standard des Aufgeklärtseins annehme. Doch damit allein könne kein Mensch sein Leben bestreiten. Vielmehr brauche man den richtigen Geist in sich, um mit innerer Kraft, Mut und Stärke, das Leben anzugehen und es sinnvoll zu gestalten. Glauben zeige sich im Leben immer dann, wenn es gelte, das Leben zu wagen, an die Zukunft, die Wahrheit, die Gerechtigkeit und an das Gute im Menschen zu glauben, auch wenn es viel Gegenteiliges gäbe, was man täglich in den Medien höre. Wie würdelos wäre ansonsten ein Leben: Das Miteinander wäre ebenso vergiftet wie das Vertrauen. Es würde alles zerstört werden, was gut und wichtig sei. An Gerechtigkeit zu glauben, verleihe Würde, die es nicht mit Füßen zu treten gelte. Wenn kein guter Geist vorhanden sei und man sich nicht auf die Menschen verlassen könne, nützten alle Konsumgüter und Statussymbole nichts. Doch der Geist zeige sich nicht so sehr bei „großen Wellen der Begeisterung“, sondern vielmehr dann, wenn man im Leben kämpfen und zusammen halten müsse und die Herausforderungen kämen. Das sei in allen menschlichen Beziehungen so. Es gehe um das Gefühl, wieder Sicherheit zu erlangen. Der Heilige Geist könne ein Grundvertrauen vermitteln, wenn man sich ihm öffne, und die Erkenntnis, dass es gut sei, auf dieser Welt zu sein, nicht nur als ein „Zufallsprodukt“ und nicht als „biogenetischer Code“, sondern dass jeder ganz individuell sei, der von Gott geliebt werde.
"Ich kann nicht beweisen, dass es Gott gibt, aber ich kann sagen, dass es einen ganz tiefen Sinn macht, daran zu glauben, dass da jemand ist, der mich beim Namen ruft, der mir innerlich Mut macht und Kraft gibt, an die Visionen für die Welt zu glauben, so wie Jesus das Reich Gottes den Menschen verkündet hat. Setzt Euch ein für die Gerechtigkeit und Wahrheit in der Welt, nehmt nicht einfach so alles hin, sonst würde alles zerbrechen," wandte er sich an die FirmberwerberInnen. Von den Egoisten könne keiner auf der Welt leben. Allerdings gäbe es auch einen bösen und zerstörerischen Geist, der sehr klug sei und versuche, die Menschen in seine Abhängigkeit und seine Macht zu bekommen. Man müsse sich schon entscheiden, auf welcher Seite man stehe, denn Leben sei immer Entscheidung. Es brauche Menschen mit Idealen, die auch gegen ihre Erfahrung glauben. Doch es zähle nicht nur der Glaube an die Menschen sondern auch der Glaube an etwas Größeres, was tiefer gehe, einem Geist, der hinter dieser Welt stehe. Glauben sei in diesem Sinne nicht abspeicherbares Wissen, denn es gäbe auch ein Wissen aus dem Glauben heraus.
Die Jünger hätten den Heiligen Geist in dem Augenblick erfahren, als alles am Ende zu sein schien, als Jesus am Kreuz war. Und es schien einen Augenblick, als ob die Macht dieser Welt gewonnen hätte, die, die ihn ausräumen wollten, einen unbequemen Revolutionär, der den Menschen Träume und die Vision vom Reich Gottes gegeben habe, dass es anders gehen könnte, dass da eine Kraft sei, die auch das andere in den Menschen bewirken und glücklich machen möchte, Sinn geben möchte allem Tun. "Es ist das Geheimnis des Christentums, dass aus diesem Scheitern ein unglaubliches Leben erwachsen ist, und zwar in der Begegnung mit dem, den sie gesehen hätten am Kreuz durch den Geist, der gesandt wurde, der dann als brennende Liebe in ihren Herzen erschien, als einen Sinn, der durch keinen Tod mehr zu vernichten sei. Deswegen sind wir noch heute hier, 2000 Jahre später, sonst hätten wir ihn ja mal als historische Figur abhaken können, als einen gescheiterten Revolutionär", sagte der Bischof. Jesus habe durch seine Auferstehung in den Menschen etwas berührt, das zum Tiefsten des Lebens gehöre: die Hoffnung! Das sei mehr als Wissen: das Setzen des Lebens auf eine innere Kraft, Tag für Tag, was Mut, Trost und Zuversicht gäbe, also die Gaben des Geistes Gottes. "Ich wünsche Euch, dass Ihr diesen Glauben entdecken könnt, auch in glaubwürdigen Menschen, die Euch dabei helfen, nicht zu verzweifeln, nicht an der Wahrheit, weil sie gut ist und an der Gerechtigkeit, die für alle Menschen von Gott gewollt ist," gab Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann den Jugendlichen mit auf den Weg.
Die Pontifikalämter wurden musikalisch mitgestaltet von Kindern und Jugendlichen der Jungen Kantorei, Helen Ohnheiser (Querflöte), Jens Schröder (Bass-Gitarre) und Stefan Dinges (Cachon) bzw. von Sängerinnen und Sängern des Kirchenchors St. Jakobus, jeweils unter Gesamtleitung von Dekanatskantor Georg Treuheit (Orgel/E-Piano).
Bericht: Inge Schade