Ein ganz besonderes Geschenk zu Fronleichnam

Im Mittelpunkt: das Brot, das Leben und das Brot des Lebens

"Gott schenkt Brot – Gott schenkt Leben" war das Fronleichnamsfest, auch "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" genannt, am Donnerstag, 08. Juni 2023 überschrieben, zu dem alle katholischen Christen zu einer gemeinsamen Feier eingeladen waren. Den Auftakt bildete bereits am Mittwochabend ein Gottesdienst in der St. Laurentiuskirche, zelebriert von Pfarrer Stefan Mühl. Anschließend fand ein Lobpreisgottesdienst statt, gefolgt von einer eucharistischen Anbetung die Nacht hindurch, der sich um 6 Uhr eine Laudes (Morgenlob) anschloss.

Vor der traditionellen Prozession war auch in diesem Jahr eine Statio vor der St. Laurentiuskirche. "Es dreht sich heute alles um dieses besondere Brot, in dem uns Jesus begegnet. Deshalb tragen wir ihn heute durch die Straßen", verdeutlichte Pfarrer Stefan Mühl dabei.

Mitgestaltet wurde die Feier auch von den katholischen Kindertagesstätten, dessen Leiterinnen Martina Baumann (St. Konrad), Ina Raschke (Herz Jesu) und die stellvertretende Leiterin von Herz Jesu, Rebecca Zauner, über die "Wundersame Brotvermehrung" sprachen. "Auch wir leben im Überfluss. Es gibt Menschen, die leiden Hunger, sind Situationen ausgesetzt, die hoffnungslos erscheinen. Diese Geschichte kann auch Hoffnung bringen, dass diejenigen, die im Überfluss leben, etwas abgeben, nämlich so viel, wie andere brauchen. Wir sind diejenigen, die auch Hoffnung bringen und aus wenig viel machen können", brach Martina Baumann dieses Evangelium auf den Alltag herunter.

Während der Prozession, die musikalisch begleitet wurde vom Musikverein 1974 e.V. unter Leitung von Patrick Koch, gab es zwei Stationen mit Außenaltären in der Speyerer Straße, an denen kurz verweilt wurde.

"Wir sind mit Christus unterwegs, der in unseren Straßen wohnt. In den Menschen begegnen wir ihm überall dort, wo Menschen sich zugewandt sind, wo Hoffnung lebt, wo Menschen Trauer, Hoffnung und Freude miteinander teilen", sagte Pfarrer Albrecht Effler zu Beginn des gut besuchten Gottesdienstes an der Waldfesthalle. "Viele nehmen ihn aber nicht wahr, weil wir ihn meistens nur in den Kirchen feiern, deshalb sind wir heute in die Öffentlichkeit gegangen. Wir verbinden damit eine Einladung, seine Gegenwart in unserem Leben zu spüren", fügte er hinzu.

"Im Mittelpunkt steht heute das Geschenk, das Gott uns macht: das Brot und das Leben", ging Pfarrer Stefan Mühl in seiner Predigt auf das Motto ein. Das tägliche Brot und alles, was zum Essen zur Verfügung stehe, verdanke man Gott. Jedes Jahr werde zwar an Erntedank daran erinnert, doch es sei fraglich, ob es auch immer ins Bewusstsein dringe, dass Brot alles andere als selbstverständlich sei. "Gott schenkt Brot – und es liegt an uns, dieses Geschenk zu würdigen und zu genießen", machte er deutlich. Doch auch über den Satz "Gott schenkt Leben" lohne es sich, nachzudenken. Denn das Leben sei ein Geschenk, das sich eben nicht nur der Liebe zweier Menschen verdankt, sondern einem Schöpfer. Egal, in welche Bedingungen man hineingeboren werde, Gott wolle jedes Leben, bedingungslos und ohne Vorbehalt. Das Leben, das vor Milliarden von Jahren entstanden sei und sich entwickelt habe, in all seinen Facetten und Verästelungen, sei von ihm gewollt. "Es ist faszinierend, wieviel Rätsel die Wissenschaft über die Entstehung des Lebens mittlerweile gelöst hat. Immer mehr Details kennen wir über den Urknall, über die Evolution und so weiter. Das hilft uns, unsere Welt und uns besser zu verstehen", erläuterte er. Doch auch die beste Wissenschaft werde nie erklären können, was die letzte oder erste Ursache ist, WARUM Leben entstanden sei.

"Naturwissenschaft und Glaube widersprechen sich nicht, sondern können sich ergänzen", erläuterte er. Der Glaube an einen Gott als Urheber des Lebens sei nicht zwingend, sondern eben Glaube. Aber die Naturwissenschaft widerlege ihn nicht. Doch das individuelle Leben sei auch Gefahren ausgesetzt, durch Krankheiten und Kriege und auch die Schöpfung als Ganzes sei bedroht durch den riesigen menschengemachten Klimawandel und den Raubbau an der Umwelt. Selten sei die Gefahr größer gewesen, dass der Mensch sich selbst die Lebensgrundlage entziehe. "Gott schenkt Brot – aber längst nicht alle werden satt. Gott schenkt Leben – aber es ist bedroht und gefährdet und als drittes schenkt Gott das Brot des Lebens", führte er weiter aus. An Fronleichnam gehe es um ein kleines Stück Brot, das doch zum Zeichen für das Leben geworden sei und Jesus zu seinem Vermächtnis gemacht habe. Dieses Brot weise darauf hin, dass Essen und Trinken allein nicht genügen würden, um den Lebenshunger zu stillen. Dieses Brot bedeute Hingabe, Für-einander-da-sein, Liebe. "Wir empfangen in der Kommunion nicht Nahrung für den Leib, sondern für die Seele. Brot, das uns stärken will, damit wir klarer sehen und empfinden, was Not tut. Es will uns stärken, um aufzustehen gegen alles, was das Leben bedroht, Kraft geben für den Einsatz für Gerechtigkeit auf unserer Erde, gegen Hunger, Kriege und Menschenverachtung. Es will uns Kraft geben für den Einsatz gegen den Klimawandel, die Zerstörung unserer Erde und des Lebens auf ihr, uns einzusetzen für gutes Leben für alle, für einen lebenswerten Planeten, für Liebe, Gerechtigkeit und Frieden", fasste er abschließend zusammen.

Auf Einladung der beiden Pfarrer gab erstmals Bürgermeisterin Ilona Volk als Repräsentantin der Stadt einen "Impuls" zum Fronleichnamsfest. "Die Erschaffung der Welt hat nicht ein für alle Mal stattgefunden, sie findet unabwendbar alle Tage wieder statt", zitierte sie dabei den französischen Schriftsteller Marcel Proust zum Thema "Schöpfung". So sei es auch eine Aufgabe als Christen, sich für den Schutz der Erde stark zu machen. Es sei sicher allen bewusst, dass die Ressourcen der Erde begrenzt seien und ein Umdenken stattfinden müsse, um die Lebensqualität auch für die kommenden Generationen nachhaltig zu sichern und die Schöpfung zu bewahren. "Wir Menschen haben die Schöpfung als Geschenk erhalten, die ein Prozess ist. Und wer glaubt, ist aufgerufen, ihn mitzugestalten, kreativ und liebevoll, fürsorglich und achtsam", so die Bürgermeisterin.

Der Gottesdienst wurde musikalisch mitgestaltet von Sängerinnen und Sängern des Chors der Herz Jesu Kirche, dem St. Jakobuschor und dem Ökumenischen Chor unter Leitung von Silke Winkler sowie Dekanatskantor Georg Treuheit am E-Piano und Birgit Remmel an der Querflöte.

Anschließend hatte der DJK Phönix zur Reunion eingeladen, den Ordnungsdienst für den reibungslosen Ablauf des Tages hatten dankenswerterweise die Kolpingsfamilie, die Freiwillige Feuerwehr, der Malteser Hilfsdienst und Ehrenamtliche der Pfarrei Heilige Edith Stein übernommen.

Bericht: Inge Schade für das Schifferstadter Tagblatt