Gedenkfeier zum 100. Todestag von Kaplan Betz am 19. August in St. Laurentius

Seelsorger in Schifferstadt war Initiator der Gemeinnützigen Baugenossenschaft in Schifferstadt und Namensgeber für das "Betzendorf"

Anlässlich des 100. Todestages von Kaplan Peter Betz, dern in Schifferstadt seelsorgerisch tätig war, findet am Freitag, 19. August, um 19 Uhr in der St. Laurentiuskirche (Jägerstraße 14) eine Gedenkfeier statt. Dabei handelt es sich um eine Kooperationsveranstaltung des Vereins für Heimatpflege, der Pfarrei Heilige Edith Stein (Gemeinde St. Laurentius) und der Stadt Schifferstadt.
Die Begrüßung übernimmt der 1. Vorsitzende des Vereins der Heimatpflege, Werner Krämer, den Festvortrag hält Professor Dr. Hans Ammerich und Worte des Gedenkens spricht Bürgermeisterin Ilona Volk.

Herzliche Einladung zur Gedenkfeier
zum 100. Todestag von Kaplan Peter Betz
Freitag, 19. August, 19 Uhr
St. Laurentiuskirche (Jägerstraße 14)

Kaplan Betz, der Initiator der ersten gemeinnützigen Baugenossenschaft in Schifferstadt, ist neben Pfarrer Ernst Ripplinger ein katholischer Theologe und Geistlicher, der eine höchst fortschrittliche Prägung von Caritas in Schifferstadt, damals noch Dorf, durchgesetzt und verwirklicht hat, auch gegen die Vorstellungen der damaligen Amtskirche.

Als Kaplan Peter Betz am 11. Dezember 1917 nach Schifferstadt in die Pfarrei St. Jakobus kam, war er seit fünf Jahren als Seelsorger tätig. Geboren wurde er am 30. Januar 1885 in St. Ingbert, das damals zur Pfalz gehörte. Seine Studien absolvierte er in München, Straßburg und Speyer. Im Juli 1912 wurde er in Speyer zum Priester geweiht. In Ludwigshafen-Friesenheim trat er seine erste Kaplanstelle an und wirkte dort drei Jahre. Am 26. Juli 1915 erfolgte seine Versetzung als Kaplan nach Mittelbexbach. Doch schon ein Jahr später beruft ihn der Bischof, damals Michael von Faulhaber, als Kaplan nach Dudenhofen. Danach begann seine Zeit in Schifferstadt. Ein großes Anliegen war ihm aber neben seinem geistlichen Beruf der soziale Wohnungsbau, um die Not auf diesem Sektor zu lindern und auch Arbeitern zu Wohnungseigentum zu verhelfen. Durch sein beharrliches Engagement konnte bereits vier Monate nach seinem Zuzug in Schifferstadt am 5. Mai 1918 eine Wohnungsbaugenossenschaft gegründet werden. Der Vorstandschaft gehörten unter anderem an Bürgermeister und Ökonomierat Georg Josef Mayer, Zimmermeister Philipp Kamb, Kaufmann Friedrich Wunder und Buchdruckereibesitzer Emil Geier.

Es entstanden auf Initiative von Kaplan Peter Betz im Jahr 1919 die "Arbeiterwohnungen" an der Speyerer Straße zwischen Ostring und Amselweg, Anfang Ostring rechts und Anfang Amselweg links. Es war die "Keimzelle" des ehemaligen Ortsteils "Betzendorf", eine Bezeichnung, die älteren Bürgerinnen und Bürgern wohl noch in Erinnerung ist. Kaplan Peter Betz war zu einer Zeit zur sozialen Selbsthilfe geschritten, wo in der Kirche ein solches Handeln durch geistliche Personen noch nicht gut geheißen wurde. Trotzdem gründete er noch in mehreren Orten Wohnungsbaugesellschaften auf genossenschaftlicher Basis. An seine Tätigkeit in Schifferstadt erinnert die Betzstraße zwischen Ostring undAmselweg.

Einige Jahre später, Im April 1925, erschien im "Rehbach-Bote", dem heutigen ► Schifferstadter Tagblatt, ein Bericht zur Bausituation in Schifferstadt, der auch Bezug auf das "Betzendorf" nimmt: "Mit Beginn des Frühjahres hat hier eine lebhafte Bautätigkeit eingesetzt. Wenn soeben die Geldknappheit nicht gar so groß wäre, würde man wohl noch mehr bauen, weil die Wohnungsnot noch so drückend ist, dass man Schulsäle zu Wohnungen verwenden musste. Den größten Eifer im Bauen gewahrt man an der Speyerer Straße, dem sogenannten 'Betzendorf'. Die vor fünf Jahren entstandene Siedlung hat bereits die Größe eines ansehnlichen Dorfes und man schickt sich an, dort selbst auch Geschäftshäuser, Kaufläden, Metzgereien, Bäckerei und Wirtschaft einzurichten. In nicht ferner Zukunft muss man wohl auch an ein Schulhaus und vor allem an eine Eisenbahnhaltestelle denken."
Weitere Wohnungen wurden an der Speyerer Straße und den angrenzenden Straßen gegenüber dem heutigen Südbahnhof errichtet.Da die im 19. Jahrhundert von Nord nach Süd fortschreitende Bebauung Ende des Jahrhunderts etwa in Höhe der Schillerstraße endete, lag die Siedlung weit außerhalb der damaligen Bebauung. Zu einem Entwicklungsschwerpunkt entwickelte sie sich zunächst aber nicht. Der zeichnete sich 1928 mit dem Bau der St. Laurentiuskirche weiter nördlich ab. Auch die Einrichtung einer schon 1918 in Aussicht gestellten Eisenbahnhaltestelle gegenüber dem Betzendorf erfolgte erst 1949. Die Betzendorf-Siedlung wurde in den kommenden Jahrzehnten, besonders durch das umfangreiche Siedlungsprogramm der Nationalsozialisten in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre und durch die heranrückende Bebauung entlang der Speyerer Straße in das allgemeine Wohnungsgebiet integriert. Trotz aller Umbauten und Modernisierungen sind die Häuser, die ehemals „Betzendorf“ genannt wurden, noch heute zu erkennen. Leider fand der ehemalige Vorschlag von Heimatforscher Dr. Emil Sold, zur Erinnerung an die Siedlung den Bahnhof Schifferstadt-Süd in Schifferstadt-Betzendorf umzubenennen, keine Beachtung.

Auch während seiner anschließenden Kaplanszeit in Herxheim und Lautzkirchen, setzte er sich für die Milderung der Wohnungsnot ein und gründete Gemeinnützige Baugenossenschaften. Er hatte die Idee Friedrich WilhelmRaiffeisens (1818 bis 1888) der solidarischen Selbsthilfe, die für die landwirtschaftlichen Genossenschaften so fruchtbar geworden sind, aufgenommen und auf den Bausektor übertragen. Da Kaplan Betz durch sein Engagement viel unterwegs war, er sich viele Freiheiten herausgenommen hatte, die eines Kaplans der damaligen Zeit "unwürdig" ist, blieben seine Bemühungen um Pfarrstellen ohne Erfolg. Nach neun Kaplansjahren war er gesundheitlich angeschlagen und auch müde. Am 19. August 1922 starb er im Alter von 37 Jahren an Herzinsuffizienz und Sepsis der Lunge. Drei Tage später wurde er in Kirchheimbolanden beigesetzt.

Quellen:

  • Rehbachbote 1918, 1925
  • Christlicher Pilger 1922
  • Protokolle des Gemeinderates 1918
  • Unterlagen von Dr. Emil Georg Sold
  • Landesarchiv Speyer
  • Stadtarchiv Schifferstadt
  • Schifferstadter Tagblatt 2008, Gerhard Sellinger

Die Veröffentlichung des Textes (von Inge Schade) und der Bilder erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Tageszeitung ► Schifferstadt Tagblatt.
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