Glanzvolle Interpretation einer Mozartmesse berührte die Herzen

Feierlicher Abschluss der Weihnachtsfeiertage zu Ehren des Heiligen Stephanus

Ein feierliches Hochamt am zweiten Weihnachtsfeiertag 2022 in der St. Jakobuskirche bildete den Abschluss der zahlreichen Gottesdienste rund um das Weihnachtsfest.

"Am 24. und am 25. Dezember haben wir einen der lieblichsten Momente im Kirchenjahr gefeiert und uns über das göttliche Kind in der Krippe gefreut", hob Pfarrer Stefan Mühl dabei hervor. "Es sei schön, Weihnachten zu feiern, denn es ist etwas, was uns zutiefst in unserem Herzen anrührt. Es sind Momente, die gut tun und die wir brauchen in schwierigen Zeiten", betonte er. Es sei auch schön zu beobachten, wie Menschen, und vor allem auch Kinder, vor und nach den Gottesdiensten zur Krippe gehen und sich an ihr erfreuen.

"Heute aber werden wir unmittelbar damit konfrontiert, dass diese frohe Botschaft, die wir an Weihnachten hören, tödliche Konsequenzen haben kann, dass sie Menschen zu Zeugen des Glaubens werden lässt, die in ihrer Lebenswelt auf Widerstand stoßen", fügte er hinzu. Im Falle des ersten Märtyrers Stephanus, dessen Fest an diesem 2. Weihnachtsfeiertag gefeiert wurde, sogar auf tödlichen Widerstand. "Dieses Fest bewahrt uns vor einem zu naiven, arglosen Glauben, der das biblische Geschehen verklärt und für uns zum harmlosen Krippenspiel werden lässt. Lassen wir uns durch das Beispiel von Stephanus und das Beispiel vieler Glaubenszeugen bis in unsere Zeit neu bestärken in unserem Glauben, damit wir ihn auch dann leben, wenn die festlichen Tage wieder vorbei sind", erklärte er.

Anstelle einer Predigt ließ er die Gottesdienstbesuchenden an den heiter-besinnlichen Gedanken des 1999 verstorbenen Pfarrers und geistlichen Dichters Hermann-Josef Coenen über den Heiligen Stephanus teilhaben:

"Wenn ich Stephanus hieße, würde ich meinem Namenspatron alle Ehre machen.
Dann würde ich mich - wie er - sozial engagieren. Aber so richtig, nicht bloß so ein bisschen sozialen Touch. Nein, ganz praktisch.

Wenn ich Stephanus hieße, dann wäre ich Diakon.
Nicht mit Weihe, aber der inneren Haltung nach.

Wenn ich Stephanus hieße, wäre ich Zeuge.
Dann kriegte ich Ärger, weil ich Christ bin. Im Betrieb etwa. Dann würden die Leute merken, dass ich Profil habe und Biss. Dass ich nicht alles mitmache, dass es irgendwo Grenzen gibt für mich - von meinen Werten her. Und ich würde kein Hehl daraus machen, warum. 'Weil ich Christ bin', würde ich sagen. Auch wenn sie mich dann mitleidig belächeln und mich nicht mehr einladen zu ihrer Silvesterparty. Oder wenn sie mich bei der Beförderung übergehen. Das nähme ich in Kauf. Da hätte ich meinen Stolz.

Auch wenn sie Steine werfen würden - dann erst recht.
Ich würde nicht umfallen. Ich bliebe ein Zeuge. Ich bliebe konsequent - wenn ich Stephanus hieße.

Ach wie gut, dass jeder weiß, dass ich doch nicht Stephanus heiß!"

Glanzvoller musikalischer Abschluss der Weihnachtsfeiertage bildete die festliche "Missa brevis in C-Dur" von Wolfgang Amadeus Mozart, auch bekannt unter dem Namen "Orgelsolomesse". Ausführende waren der Kirchenchor St. Jakobus, Angela Hinderberger (Sopran), Gabriela Gomez (Alt), Andreas Seibert (Tenor) und Michael Dettlaff (Bass), das Kammerorchester Metropol, ein Holz- und Blechbläserensemble und Michael Filsinger an der Vleugelsorgel. Die musikalische Gesamtleitung hatte Dekanatskantor Georg Treuheit.

Diese Mozart-Messe zeichnet sich aus durch ein romantisches Harmoniegefühl mit fein gearbeiteten, polyphonen verästelten Chorsätzen. Der Kirchenchor St. Jakobus hat dies wiederum mit sehr viel Einfühlungsvermögen aber auch Strahlkraft wiedergegeben. Besonders ist auch der filigrane Charakter der Chorstimmen hervorzuheben, der vor allem im ergreifend feinsinnig interpretierten "Kyrie" hervortrat, lebte aber auch vom Wechsel Chor-Solistenquartett. Das lebhaft gesungene "Gloria" erstrahlte danach geradezu in Festlaune. Das "Credo" erklang kraftvoll und virtuos, wobei im "et incarnatus est de Spiritu Sancto" von den Solisten Abschnitte von höchster Eindringlichkeit, wohlklingend und überzeugend zu hören waren. Das kurz gehaltene "Sanctus" begann mit einer wunderschönen Adagio-Einleitung, das die Anfangsworte wie herausgemeißelt hingestellt hat und von jubelnden "Hosanna-Rufen" weitergeführt wurde.
Ihren Beinamen verdankt die Messe einer Besonderheit, nämlich ein dem Chorsatz des "Benedictus" untergelegtes Orgelsolo, das diesem sonst meist lyrisch behandelten Stück ungewöhnliche konzertante Brillanz verliehen hatte. Der erste Teil des "Agnus Dei" wirkte mit seiner pizzicato begleiteten Violinmelodie wie eine schöne Serenade und leitete dann in eine eindringlich bittende "Dona nobis pacem"-Fuge (gib uns Frieden) über, die den festlichen Abschluss dieser wunderschönen Mozart-Messe bildete. Die ergreifende Schönheit und Schlichtheit dieser Messe fand als tönendes Gotteslob Zugang in die Herzen der Gottesdienstbesuchenden. Abgerundet wurde dieser besonders feierliche Gottesdienst durch weihnachtliche Choräle, unter anderem mit dem herrlichen Chorsatz "Stern von Bethlehem" von John Rutter.

Begleitet wurde der Chor von einem hochmusikalischen Solistenquartett, das von Angela Hinderbergers höhensicherem und leuchtendem Sopran überstrahlt, vervollständigt wurde durch die schöne Altstimme von Gabriela Gomez, dem strahlenden Tenor Andreas Seibert und dem profunden Bass Michael Dettlaff.
Das Kammerorchester Metropol und das Holz- und Blechbläserensemble musizierten stilsicher und klangschön und beeindruckten mit schön differenzierter Dynamik. Aber auch Michael Filsinger erwies sich als einfühlsamer Begleiter an der Vleugels-Orgel.

Bericht: Inge Schade für das Schifferstadter Tagblatt

Ausführlicher Bericht über die Gottesdienste am Heiligenabend: hier.