Auferstehen gegen die Kultur des Todes für die Kultur des Lebens

In Osternachts- und Auferstehungsfeiern den Sieg über den Tod gefeiert

In festlich gestalteten Osternachts- und einer Auferstehungsfeier gedachten viele Christen der katholischen und evangelischen Gemeinden dem Leiden, Tod und der Auferstehung des Herrn. Denn Ostern ist das höchste Fest im christlichen Kirchenjahr, des Glaubens und des Heils. Voraus ging in den katholischen Gemeinden jeweils eine Lichtfeier auf dem Vorplatz der Kirchen, in denen am Osterfeuer die Osterkerzen entzündet und in die Pfarrkirchen hineingetragen wurden. Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste hatten die jeweiligen Chöre und Gruppen der Gemeinden übernommen.

Gemeinde Herz Jesu

Pfarrer Gerhard Grewer i.R. ging in seiner Osterbotschaft auf die Planbarkeit des Lebens ein, für die die Menschen vieles tun, um Geborgenheit zu bekommen, sich abzusichern für alle Eventualitäten. "Wir haben Therapien für jeden Krankheitsverlauf. Wir richten unser Leben ein wie unsere Wohnungen: Wir möblieren ein paar Räume mit schönen Dingen, unsere paar Stunden mit liebgewordenen Angewohnheiten und Abläufen, die uns das wohltuende Gefühl vermitteln, das Leben im Griff zu haben" beschrieb er den sogenannten Alltag. Dazu gehöre auch die Gewissheit, dass der Tod dazu gehöre, der das letzte Wort habe.
Doch an Ostern sei damals alles anders gewesen, diese Gewissheit sei mit dem leeren Grab genommen worden, habe Angst gemacht, manchmal noch heute. "Ostern ist aber das Fest für all diejenigen, denen dieses eingerichtete Leben nicht genügt, denen es darin zu eng ist, sich nicht abfinden wollen und erkennen: Es ist eine Illusion, das Leben im Griff zu haben", hob er hervor. Vielmehr bestehe der Wunsch, nicht leben zu wollen ohne die Hoffnung. Ostern erschüttere die Gewohnheiten, die vertrauten Rituale, die mit der Trauer verbunden seien und mit denen sich die Menschen über die Begrenztheiten ihres Lebens hinwegtrösteten. Aber auch die, die sich mit Hoffnungslosigkeit und Tod abgefunden und sich damit eingerichtet hätten, die nichts mehr erwarteten. Ostern sei eine heilsame Erschütterung, die alles aufbreche, was dem Leben im Weg stehe. "Es kann wehtun und Angst machen, wenn es gilt, Vertrautes loszulassen", so der Pfarrer. Doch dann habe das Leben freie Bahn, die Hoffnung blühe und die Freude wachse mit der Erkenntnis, dass es Ostern sei und das Leben den Tod besiegt habe.

Gemeindemitglieder trafen sich nach dem Osternachtsgottesdienst zur Agapefeier am Osterfeuer

Gemeinde St. Laurentius

Pfarrer Albrecht Effler erinnerte in seiner Osternachtspredigt an die Enzyklika "Evangelium vitae" von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahre 1995, in der es  um die "Kultur des Todes" (Nekro) und die "Kultur des Lebens" (Bio) ginge. Die "Kultur des Todes" beinhalte alles, was einen ins Grab bringe: nämlich wo Menschen fertig gemacht würden und wo Recht auf Leben verweigert werde. "Diese Haltung steckt auch dahinter, wenn man sogar noch Werbung für Abtreibung macht", fügte er hinzu. Betroffen sei aber auch die Vernichtung "unwerten" Lebens, was nicht nur die Nazi-Zeit betreffe, wo Wachstum den Klimaschutz ausbremse und wo nur der Profit zähle. Dem gegenüber stellte Pfarrer Albrecht Effler  die "Kultur des Lebens", die alles aufzeige, was einen auferstehen lasse, wie die Achtung der Menschen, das Recht auf Leben für alle, die Bewahrung der Schöpfung, weil sie Gottes Schöpfung sei, wo das Leben eine Qualität habe, die Gott gäbe und wo Frieden, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gelebt werde, weil es Gottes Maßstäbe seien.

Doch Christus habe die Fesseln des Todes gebrochen durch den Tod hindurch zu einem neuen Leben, zur Auferstehung. "Ostern ist eine zutiefst biophile – lebensbejahende Botschaft, nämlich die Liebe zum Lebendigen. Gott ist Liebhaber des Lebens. Was uns ins Grab bringt, ist entmachtet", erklärte der Pfarrer. Die österliche Botschaft laute: Zum Leben berufen, eine Kultur des Lebens zu bauen und der Welt diese Charakterorientierung zu geben. "Dann ereignet sich Ostern, das ist die Frucht der Auferstehung", so der Pfarrer. Sie sei da, wo man sich einander respektiere, Leben schütze, anderen Wertschätzung entgegen bringe, die Umwelt schütze und auf Gerechtigkeit baue.

Gemeinde St. Jakobus

"Ostern vereint, wie übrigens auch schon Weihnachten, Gegensätze, die wir mit rein menschlicher Logik nicht zusammenbringen können: Tod und Leben, Gott und Mensch, Leid und Freude – nicht nur nacheinander, wie jetzt an diesen drei Tagen, sondern gleichzeitig", erklärte Pfarrer Dr. Georg Müller in seiner Osterbotschaft. Bereits in der Fastenzeit werde immer wieder von der Freude, der Freude am Glauben, der Freude an der Auferstehung, der Freude am Leben gesprochen. Doch sei es möglich, Ostern zu feiern und zu glauben, während andere hungern, zugrunde gingen, oder angesichts des Hasses, des Terrors und des Krieges? Dieses Fragen seien aber in keiner Weise in einem moralisierenden Sinne gemeint, denn für die wenigsten Dinge könne man persönlich verantwortlich sein oder sie gar ändern. Eher könnte so mancher noch eine Erfahrung persönlichen Leids hinzufügen. Aber die Frage, wie man dann Gott überhaupt noch loben könne, gehe genauso ins Leere, weil sogar dort noch gebetet werde. "Weil es Menschen gab, die an die Stelle anderer traten und für sie ausgehalten, was diese vielleicht nicht mehr aushalten konnten, wie zum Beispiel Maximilian Kolbe, der in den Hungerrunker ging, Karl Leisner, der im KZ zum Priester geweiht wurde, oder der französische Polizist Arnaud Beltrame, den Frankreich nun als Helden feiert, weil er in der letzten Woche als gläubiger Katholik für jemand anderen in den Tod ging", gab er zur Antwort. Doch wenn die Freude nicht mehr wäre, dann habe der Teufel gewonnen. Auch Jesus sei weitergegangen. Sein Tod sei an Karfreitag still gefeiert worden, weil er das Kreuz nicht habe fallen lassen sondern weitergegangen sei an das Kreuz, weiter in das Reich des Todes, weiter in den Morgen der Auferstehung. "Ostern ist ein verklärtes Kreuz, eine Freude, die um den Preis unserer Erlösung weiß", fasste er abschließend zusammen.

Die Protestantische Kirchengemeinde in Schifferstadt feierte eine Auferstehungsfeier mit einem Osterfeuer am frühen Sonntagmorgen in der Lutherkirche mit Pfarrer Michael Erlenwein.

Bericht: Inge Schade