Ostern erklärt nicht – Ostern überwältigt
In Osternachts- und Auferstehungsfeiern den Sieg über den Tod gefeiert
In festlich gestalteten Osternachts- und einer Auferstehungsfeier gedachten viele Christen der katholischen und evangelischen Gemeinden seit Gründonnerstag dem Leiden, Tod und der Auferstehung des Herrn. Diese Feierlichkeiten bilden als österliches Triduum den Höhepunkt eines Kirchenjahres. Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste hatten die jeweiligen Chöre und Gruppen der Gemeinden übernommen.
Voraus ging in den katholischen Gemeinden jeweils eine Lichtfeier auf dem Vorplatz der Kirchen, in denen am Osterfeuer die Osterkerzen entzündet und in die Kirchen hineingetragen wurden. In St. Jakobus wurden dabei außerdem die am Karfreitag als Zeichen des eigenen Leides kleinen Holzkreuze, die bei der Kreuzverehrung niedergelegt wurden, ins Osterfeuer geworfen. "Sie verbrennen, werden zum Licht und gehen auf im Osterfeuer der Barmherzigkeit und Liebe Gottes", betonte Pfarrer Albrecht Effler dabei.
Gemeinde Herz Jesu
"Die Auferstehung des Herrn, die wir an Ostern feiern, ist Mitte und Höhepunkt des Heilsplanes Gottes, das Herzstück unseres Christlichen Glaubens. Im Geheimnis der Auferstehung Christi gründen alle anderen Glaubenswahrheiten", hob Pfarrer Gerhard Grewer i.R. hervor. Denn mit der Frage, ob Christus wahrhaft vom Grab auferstanden oder bei den Toten verblieben sei, stehe und falle das Christentum. Trotz aller Resignation vieler Mitmenschen, die fragen, wie Auferstehung denn überhaupt möglich sei, da doch alle Erfahrung dagegen spreche, feiern die Christen dennoch Ostern und bezeugten damit, dass die Auferstehung Jesu das Fundament ihres Glaubens sei. Im Osterglauben können man es wagen, sich im eigenen Leben und Sterben ganz auf Gott zu verlassen, der aus jedem Tod zum Leben führe, der sich auch in einzelnen bitteren Erfahrungen des eigenen Alltags ankündigen könne. Zu einer solchen Haltung bedürfe es einer großen Portion Mut. Doch die Osterbotschaft möchte dabei helfen. Die Auferstehung habe aber alle menschlich-geschichtliche Erfahrung überschritten und sei ein Geschehen, das grundsätzlich nur im Glauben zugänglich werde, weil es schon der neuen Welt Gottes zugehöre, "die am Ende der Geschichte auch uns erwartet".
Ostern stehe dafür, dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht und die Liebe über den Hass siegen werde. "Nicht, weil wir das wünschen, sondern weil Gott es so will", fügte er hinzu. In der Entscheidung für oder gegen den Osterglauben gehe es deshalb um das eigene Lebensprogramm. Gäbe es keine Auferstehung von den Toten, dann könne man sich nur mit der Endlichkeit der Welt tapfer oder resigniert abfinden. Glaube man aber, dass Jesus Christus von den Toten zu einem neuen, bleibenden Leben auferstanden sei, erhalte das Leben und die Welt einen neuen, größeren Horizont, über wirtschaftliche Nöte und gesellschaftliche Probleme hinaus.
Gemeinde St. Laurentius
Im Mittelpunkt der Kar- und Ostertage stand die Frage des Pilatus: "Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen?"- "Angesichts des furchtbaren Leidens und Sterbens Jesu ist die Frage mehr als berechtigt", meinte Pfarrer Dr. Georg Müller. In der Erfahrung von Leid weite sich für die Menschen diese Frage auch immer wieder auf Gott hin: Was hat Gott NICHT getan? Warum passiere dieses und jenes?!
Doch eine Antwort, in der alles aufgehe und passe, gäbe auch Ostern nicht. Gottes Antworten seien anders, und wie bei der Betrachtung des Leidens Jesu und der Heilsgeschichte brauche man Zeit, Geduld, Lern- und Leidensbereitschaft. Für Gott gehe es darum, dabei zu sein, mitzuleiden, überall gegenwärtig zu sein, wo gelitten werde, oft unerkannt. Er komme selbst, um aufzunehmen und zu tragen, indem er ganz weit zurückgehe, um die Sache grundsätzlich ins Reine zu bringen. Er fange nämlich bei Adam und Eva an, denn in Bezug auf Mensch und Schöpfung sei dies gut. Gott wolle nicht nur den Weg des Lebens mit den Menschen gehen und ihre Sünden und Leiden tragen, sondern möchte, dass das, was vor den Menschen geschehen sei, nicht belaste. Denn die Geschichte von Adam und Eva verbinde und sei ein Erbe, das eigentlich nicht gebraucht werde, eben seit damals, als sich die Menschen erstmals gegen Gott und für ihren eigenen kleinen Willen entschieden hätten. Weil es die Menschen nicht selbst vermögen, nehme Gott alles auf sich, in Gestalt seine menschgewordenen Sohnes, und stehe dafür vor Pilatus, der seine Entscheidung nicht an der Wahrheit ausrichtete sondern am menschlichen Eigeninteresse.
"Immer wieder treffen wir Menschen solche Entscheidungen wie Pilatus, weil der Glaube auch nach der Auferstehung kein Automatismus ist, sondern Entscheidung: für Jesus Christus, gegen Egoismus und Selbstsucht, gegen Hass und Menschenfurcht, gegen die Angst vor dem Tod", führte er weiter aus. "Jesus ist durch Nacht und Tod gegangen, um uns das Leben zu schenken und das auch tun will, weil er uns mit der Kraft seines göttlichen, am Kreuz für uns verwundeten Herzens, liebt", ist die Überzeugung des Pfarrers. "Ostern erklärt nicht, Ostern überwältigt und ruft uns zu, Glauben zu haben in diesen Auferstandenen, der unser Kreuz getragen hat", so sein Fazit.
Gemeinde St. Jakobus
In seiner Predigt stellte Pfarrer Albrecht Effler die Botschaft der Engel an die Frauen am Grab in den Mittelpunkt. Denn anstelle ihn in der Finsternis des Grabes, im Bereich des Todes, der Gottverlassenheit, suchen zu lassen, schickte er sie nach Galiläa, dort, wo er Heilsames gewirkt habe, um den Auferstandenen zu finden. Falsch sei, nicht unentwegt und wie erstarrt ins Negative zu schauen, auf das Vergängliche, auf Tod, Leid und Gewalt, sondern dorthin, wo Heil geschehe, Leben ist und was im Leben voranbringe, auch wenn es un-heilvolles immer geben werde. Ausblendbar sei auch nicht, was zwischen Gründonnerstag und dem ersten Tag der Woche geschehe, nämlich das Gefühl, von Gott verlassen zu sein, gequält zu werden und Träume zu begraben. Doch Jesus sei nicht am Tod vorbei gegangen sondern hindurch, um den Tod zu entmachten.
"Durch die Auferstehung können wir die Richtung ändern und brauchen uns nicht in die Enge treiben zu lassen, weil wir dadurch in die Perspektive des Lebens schauen", so der Pfarrer. "Sucht den Lebenden nicht bei den Toten", habe der Engel zu den Frauen gesagt, der sie bat, dies zu verkünden. Im Johannesevangelium sei es sogar der Auferstandene selbst, der diesen Auftrag am Ostermorgen Maria von Magdala und anderen Frauen erteilt habe. Denn sie seien ihm nicht nur nach Jerusalem gefolgt sondern mit ihm gegangen bis zum Ort seines Sterbens, anwesend bei seinem Tod und seiner Grablegung. Sie hätten den Auftrag zur Verkündigung des Auferstandenen erhalten und ausgeführt mit dem Hinweis: Ändert eure Perspektive.
"Dies gefiel den Aposteln gar nicht. Sie hielten die Botschaft von der Auferstehung für Geschwätz, ausgerechnet die fundamentale Botschaft des christlichen Glaubens, mit der das Christentum steht und fällt", meinte der Pfarrer. Weiterführend zitierte er die Dominikanerin Sr. Raphaela Gasser: "Den 'Aposteln' des römisch-katholischen Kirchenrechts gefällt es immer noch nicht, dass Jesus, der Herr, Frauen mit der zentralen Botschaft des Christentums beauftragt hat. Wann werden sie an DEN Jesus glauben, der Frauen zum Predigen bevollmächtigt hat?" und wiederholte "Was sucht Ihr den Lebenden bei den Toten? Ändert Eure Perspektive, lässt der Engel also durch die Frauen verkünden – damals und heute."
Bericht: Inge Schade im Schifferstadter Tagblatt
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