"Sechs Jahre gehen nicht einfach vorüber sondern hinterlassen Spuren"

Festgottesdienst zur offiziellen Verabschiedung von Pfarrer Dr. Georg Müller mit großer Resonanz

Ein schönes Zeichen der Wertschätzung gegenüber Pfarrer Dr. Georg Müller zeigte die große Teilnahme an seinem offiziellen Verabschiedungsgottesdienst am Sonntagmorgen, 17. Juli vor Ort in der St. Jakobuskirche und virtuell in der Liveübertragung. Das Gleiche entboten die zahlreichen Messdienerinnen und Messdiener aus allen drei Gemeinden, sowie die Chöre an St. Jakobus und Sängerinnen und Sänger des Ökumenischen Chors, die aus diesem Anlass die festliche „Messe in C“ von Anton Bruckner unter der Leitung von Dekanatskantor Georg Treuheit gemeinsam mit einem Streicherensemble und Christoph Niederer an der Orgel aufführten.

Unter großer Anteilnahme der Pfarreiangehörigen: Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Dr. Georg Müller.

"Sechs Jahre gehen nicht einfach vorüber sondern hinterlassen Spuren, begründen Beziehungen. In vielen Situationen im Leben der Gemeinde und im Leben von einzelnen habe ich da sein dürfen als Priester, als Seelsorger," erklärte der scheidende Pfarrer in seiner Begrüßung.

In seiner Predigt ging er auf das Lukas-Evangelium mit den Schwestern Marta und Maria ein, das in der Geschichte christlicher Spiritualität eine große Wirkungsgeschichte entfaltet, wurden doch die Verhaltensweisen von den Schwestern den beiden Grundformen christlichen Glaubens und Lebens zugeordnet. Denn während Maria zu Füßen Jesus sitzt und seinen Worten lauscht, ist Marta ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. "Sie zeigen die Kirche als einen nicht starren, sondern miteinander lebenden, webenden und atmenden Organismus. Dem einen ist das Beten verwehrt, der andere kann stellvertretend da sein", erläuterte er. So komme es zu einer Balance im gesamten Körper der Kirche, in der es die einzig richtige Ausdrucksform des Glaubens nicht gäbe. Keine Form könne aber auf das Wort Jesu verzichten, hinein gesprochen in das Leben durch die Heilige Schrift und seine Kirche. "An unserem Leben darf sich zeigen, dass wir eben gerade an mehr glauben als an dieses Leben, nämlich an die Wirklichkeit der göttlichen Welt, von der uns Jesus Kunde gebracht hat, und auf die wir zugehen. Das wünsche ich Ihnen, als Einzelne und als Pfarrei zum Ende meiner Zeit als Pfarrer. Suchen Sie gemeinsam und allein im Gebet und in der Feier, besonders der Eucharistie, eine lebendige Beziehung zu Christus. Das soll uns nicht genommen werden", hob er am Ende seiner Predigt hervor.

Gruß- und Verabschiedungsworte

Dazu gab es im Anschluss an den Gottesdienst Gelegenheit. Die Junge Kantorei erfreute dazwischen mit einem musikalischen Gruß und überreichte Pfarrer Dr. Georg Müller zum Abschied Rosen.

"Sechs Jahre Pfarrer in Schifferstadt sind sechs Jahre voller Arbeit, vieler Begegnungen und großer Verantwortung für Menschen Ihrer Obhut, als Seelsorger, Vorgesetzter, Verantwortung für finanzielle Mittel und kirchliches Handeln vor Ort," fasste Bürgermeisterin Ilona Volk zusammen. Sie selbst habe ihn immer als angenehmen, kompetenten Gesprächspartner erlebt, der ein offenes Wort schätze und dem sie Vertrauen schenken konnte.

Einen herzlichen Gruß von der Protestantischen Kirchengemeinde und des Presbyteriums überbrachte Pfarrer Maik Weidemann. "Dieser Gruß geht in eine Richtung und ist ein Fingerzeig an Pfarrer Dr. Georg Müller persönlich und an die versammelte Gemeinde", meinte er im Hinblick auf die im Altarraum befindliche Kreuzigungsgruppe. Pfarrer Dr. Müller habe es sehr gut auf den Punkt gebracht in seinen Worten von Maria und Marta. Denn da seien Zwei, die Jesus ganz unterschiedlich dienen: zu Füßen oder in der Küche, beide gleichberechtigt, beide mit dem Fingerzeig weg von sich hin zu dem, dem wirklich die Ehre gebührt. "Und so verstehen wir unseren Dienst als Pfarrerinnen und Pfarrer gleichberechtigt neben allen Gliedern unserer Kirche, gleichberechtigt als Fingerzeiger Gottes. Ich wünsche Ihnen für ihren weiteren Dienst, dass Sie dies beibehalten mit dem Hinweis auf den, dem es gilt, nachzufolgen," betonte er.

Pfarreiratsvorsitzende Dorothea Jansen hob unter anderem hervor, was Pfarrer Dr. Georg Müller besonders auszeichne: die große Liebe zur Liturgie, die Freude an der Musik, seine Ernsthaftigkeit, die Fähigkeit, sich zu entziehen, aber genauso die sofortige Bereitschaft zu seelsorgerischer Hilfe, sein Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit, sein Durchhaltevermögen, großen Respekt vor der Freiheit des Anderen und Standhaftigkeit, auch wenn die eigene Position unbequem war oder angefochten. "Gerade in Verwaltungsangelegenheiten sind diese Eigenschaften sehr hilfreich und nötig gewesen. Außerdem hat die missliche Situation der Arbeit der Regionalverwaltung und der mehrmonatige Ausfall des Außendienstes die Arbeit vermehrt und große Geduld verlangt", führte sie weiter aus.

Sein Anliegen sei der Gedanke einer Vision gewesen, die Pfarrei im Wachstum im Glauben zu unterstützen, qualitativ aber auch quantitativ.
In diese Richtung habe er begonnen, Angebote zu machen, gegebene Gelegenheiten und bestehende genutzt, besonders aber auch neue Vorschläge von Gläubigen unterstützt. 2019 sei dann der Anfang vom Ende gewesen: die Ernennung zum Offizial. Dass 50 Prozent Offizial und 50 Prozent leitender Pfarrer nicht gut gehen können, habe man damals schon erahnen können.

Nach intensiver Auseinandersetzung im Seelsorgeteam und Pfarreirat wurde in seiner Zeit die Neukonzeption der Sakramentenkatechese angegangen mit dem Ziel, nicht länger nur kurzfristig Kindern vom Glauben zu erzählen mit Blick aufs bevorstehende Fest, sondern in der ganzen Familie die Freude am gemeinsamen lebenslangen Wachstum im Glauben zu wecken. Doch mitten in diesen Aufbruch hinein sei Corona gekommen und habe mit einem Schlag das pfarrliche Leben verändert. Inzwischen wäre es wieder möglich, dass in vielen Bereichen neu angefangen werden könne und man sich mit neuer Kraft auf Gottes Plan für die Pfarrei ausrichten müsse, allerdings ohne Pfarrer Dr. Georg Müller.

Im Namen der Kindertagesstätten Herz Jesu, St. Jakobus und St. Konrad bedankte sich Kita-Leiterin Martina Baumann für seine große Unterstützung. Er habe stets ein offenes Ohr für gehabt, sei immer bereit zur Zusammenarbeit gewesen und nach besten Lösungen zu streben, auch bei Problemen, bei denen die Kitas teilweise selbst keine Lösungen fanden.

Julian Niederer, Corinna Franz und Hanna Jüttner von den Messdienern der Pfarrei Heilige Edith Stein bezeichneten den Pfarrer als freundlich und geduldig, der sich immer Zeit genommen habe, zuzuhören und selbst die kritischsten Fragen zu beantworten, immer zügig erreichbar gewesen sei und adäquate Antworten parat gehabt Dazu gaben sie aber auch einige lustige Anekdoten zum Besten.

"Wenn ein Pfarrer in einer Gemeinde mit viel Engagement und viel Herzblut wirkt, strukturiert, zielorientiert und kompetent arbeitet, wobei es gilt, ein breites Spektrum abzudecken, dann ist es klar, dass derjenige für größere Aufgaben bestimmt ist", brachte es Pfarrer Albrecht Effler auf den Punkt. In der Kirche würden dies die Glocken verkünden. Deutlich machte er es anhand origineller Beispiele der Glocken aller Kirchen in Schifferstadt. Auch in England würde dies so gehandhabt. Und wie sich das anhört, brachte Georg Treuheit auf der Orgel zu Gehör, nämlich mit der "Carillon de Westminster", eine Fantasie über das Westminster-Glockenspiel, von Louis Vierne, die er brillant mit imposantem Klangvolumen umsetzte.

Auch Pfarrer Dr. Georg Müller war es ein Anliegen, über seine Zeit in Schifferstadt zu sprechen. "Sechs Jahre in Schifferstadt, davon zwei Jahre durch Corona mitgeprägt und drei Jahre in doppelter Verantwortung, war eine schwierige Zeit, was ich immer versucht habe, offen zu kommunizieren", sagte er. Diese Zeit hätten auch Fehler bei ihm verursacht, er habe Dinge liegen lassen, sich zu spät gemeldet. Dafür bat er aufrichtig um Verzeihung bei allen, die es betroffen habe. Es stehe leider fest, dass zwei Leitungsposten in dieser Form auf Dauer nicht möglich seien. "Ich hätte gerne ein - verwaltungstechnisch gesehen - bestellteres Haus übergeben, doch die Verwaltungsbelastung für uns Pfarrer und die Seelsorge sind aus dem Lot", bedauerte er. Dass der Verwaltungsrat zur Zeit seine Arbeit ruhen lasse, sei im letzten die einzige Konsequenz gewesen. Dennoch sprach er die Hoffnung auf Besserung aus.

Nach dem offiziellen Teil fand ein Umtrunk auf dem Kirchenvorplatz statt, bei dem reichlich die Gelegenheit genutzt wurde, mit Pfarrer Dr. Georg Müller nochmals ins Gespräch zu kommen.

Bericht: Inge Schade im Schifferstadter Tagblatt
Fotos: Inge Schade und Norbert Strubel

Eindrücke von der Verabschiedungsfeier