"Christus ist das Licht für die Menschen und die Welt"
Christmetten, Kinderkrippenfeiern und Ökumenische Gottesdienste erinnerten an die Menschwerdung Gottes
An den Weihnachtstagen feierten die katholischen und evangelischen Christen in zahlreichen Gottesdiensten das Fest der Geburt Jesu Christi. In diesem Jahr war ein besonders guter Besuch dieser Gottesdienste festzustellen. Denn Corona hatte zumindest den "positiven" Effekt, dass nun zusätzlich mehr ökumenische Gottesdienste angeboten werden. Neben dem schon länger eingeführten ökumenischen Gottesdienst in der Seniorenresidenz St. Johannes am Vormittag des Heiligen Abends, gab es um 14 Uhr eine ökumenische Krippenfeier für Familien im Vogelpark und um 22 Uhr einen vom Ökumeneausschuss gestalteten Gottesdienst in Herz Jesu. Dazu fand in dieser Gemeinde bereits um 16 Uhr eine Messfeier zum Heiligen Abend und in St. Jakobus eine Kinderkrippenfeier statt, in der Kinder und Jugendliche der Jungen Kantorei, Kommunionkinder und eine kleine Band das Singspiel "Wie die Weihnachtsbotschaft in die Welt kam" oder "Das versteht doch kein Schaf" aufführten, das von allen Ausführenden herzerfrischend und mit viel Weihnachtsfreude in der St. Jakobuskirche dargeboten wurde. Die musikalische Leitung oblag Eva Oberling und Georg Treuheit, die Liturgie hatte Pfarrer Stefan Mühl übernommen.
Am Abend hatten dann die Gemeinden St. Jakobus und St. Laurentius zur traditionellen Christmette eingeladen.
Gemeinde St. Jakobus
"Wir haben uns eingefunden in der dunklen Nacht, um zu erspüren, wie das Licht Christus geboren ist und um seine Geburtsstunde zu feiern. Denn Christus ist das Licht für die Menschen und für die Welt," hob Pfarrer Albrecht Effler in seiner Begrüßung hervor.
In seiner Predigt stellte er den Traum des Propheten Jesaja "Jahwe zerbricht das drückende Joch. Durch seine Herrschaft hat der Fried kein Ende" in den Mittelpunkt und das Bild "Christus zerbricht das Gewehr" aus von 1950 von Otto Pankok. "Er zerbricht den Stock des Treibers, den Stock der Unterdrückung und Gewalt, der Ungerechtigkeit", so seine Beschreibung. "Doch Jesajas Vision sehe vor, dass Schwerter zu Pflugscharen werden. Ohne diese Vision würden Waffengewalt und Krieg zum Normalfall werden", so der Pfarrer. In diesem Zusammenhang erwähnte er zunächst Michail Kalaschnikow, den Entwickler des meistgebauten Sturmgewehrs, von dem über 100 Millionen verkauft und der Inbegriff von Zerstörung und Terror wurden. Nun müsse man seit 10 Monaten erleben, wie vor allem in der Ukraine Menschen mit solchen Waffen tyrannisiert und getötet würden. "Was ist das für eine Welt, in der die Waffe in der Hand eine Selbstverständlichkeit ist und man Konflikte damit austrägt?", fragte er. Die Gegenwart lehre leider schmerzlich, dass es wohl ohne Waffen nicht gehe. Bedeute dies, dass die Vision des Propheten also eine Utopie sei? "Oder schaffen wir es, unsere Energie, Gedanken und unseren Erfindungsgeist statt für zerstörerische jetzt für fruchtbringende Dinge einzusetzen?" fügte er hinzu. Sei es möglich, Soldaten und Waffen in die Kriegsgebiete zu liefern, durch Verhandlungen und Ausbildung, mehr Gerechtigkeit in die Welt zu bringen und zugleich achtsam zu sein für Vorgänge in der Welt, bevor Waffen zum Einsatz kommen und durch Vertrauen mehr Frieden in die Welt zu bringen? Mit Jesus Christus habe das begonnen. "Denn in der Stadt Davids ist uns der Retter geboren, der das Reich durch Recht und Gerechtigkeit stützt. Lasst uns mit diesem Kind eine Welt bauen, Gerechtigkeit und Vertrauen wachsen lassen, so dass ein Stock des Treibers, ein Gewehr überflüssig werden", gab er den Gottedienstbesuchenden mit auf den Weg.
Die Christmette wurde musikalisch festlich gestaltet vom Kirchenchor St. Jakobus unter Leitung von Dekanatskantor Georg Treuheit und Christoph Niederer an der Orgel.
Gemeinde St. Laurentius
Auch Pfarrer Stefan Mühl ging in seiner Weihnachtsbotschaft auf den Propheten Jesaja ein, mit Bildern vom Krieg, wie sie in der Ukraine derzeit tagtäglich Realität sind. Deswegen sei auch die Botschaft der Engel vom "Frieden auf Erden" nur schwer anzunehmen, die eine gern zitierte Vision sei, aber selten Wahrheit. Und doch sei das Licht in die Welt gekommen, um das Dunkel zu überwinden. Das Licht des Friedens, symbolisiert in der kleinen Flamme, die vor ein paar Wochen in Bethlehem entzündet worden sei und seitdem die Welt umkreise. Es brenne voller Hoffnung trotz allem, was dagegen stehe. "Gottes Licht kam in die Welt, in jener Nacht in Bethlehem. Die Geburt des Kindes, welche die Engel verkündeten, sagt uns: Friede ist möglich Liebe ist möglich!", so der Pfarrer. Dies sei keine Fiktion. Dieses Kind, dieser Mensch Jesus gäbe einem die "Waffen" in die Hand, die den Krieg besiegen können: bedingungslose Liebe, Barmherzigkeit, Erbarmen und Mitgefühl. Das Heil komme letztlich nicht aus politischen Bündnissen oder durch Waffengewalt, sondern allein von Gott. Doch angesichts des brutalen Angriffs der großen Nation auf die kleine Ukraine scheine es aber, dass es vor allem Waffen brauche, um zu bestehen, dass das Bündnis der westlichen Staaten und der Beistand der Nato Überlebensgarantie für das ukrainische Volk ist.
Und dennoch: wann auch immer der Friede komme, wenn er nur durch die Macht der Waffen entstehe, nur durch Verhandlungen und Verträge, Machtkalkül und Abschreckung gesichert würde, dann werde es ein brüchiger Frieden sein. Es brauche neben all dem, was politisch geboten und notwendig sei, eine andere Basis für diesen Frieden: eine Friedensbewegung, die vom Kind in der Krippe ausgehe. "Die Engel verkündeten einen Frieden, der nur dadurch entsteht und dauerhaft sein wird, wenn es der Friede Gottes ist, der auch verzeihen und vergeben kann, der nicht auf Stärke beruht, sondern auf der Schwachheit eines Kindes, der von echter Nächstenliebe getragen ist, die bereit ist, dem anderen die Hand zur Versöhnung zu reichen", ist die Überzeugung von Pfarrer Stefan Mühl. "Wenn wir alle, die sich Christen nennen, gleich ob katholisch, protestantisch oder orthodox, uns zugleich erheben würden gegen diesen Krieg, welche Macht könnte dahinter stehen! Schließen wir uns dieser Friedensbewegung, die von Bethlehem ausgeht, an. Werden wir zu Menschen seines Friedens, indem wir immer mehr so zu leben versuchen, wie er es uns gesagt und vorgelebt hat. Sagen wir die Botschaft der Engel weiter und vor allem, leben wir sie", so sein Weihnachtswunsch.
Ökumenischer Gottesdienst in Herz Jesu
"Gerade in diesem Jahr gewinnt natürlich die Botschaft 'Friede auf Erden' eine besondere Bedeutung, sowie 2015, als die ersten wirklich großen Flüchtlingsströme nach Europa und Deutschland kamen", wies Pfarrer Michael Erlenwein darauf hin. Dies sei vergleichbar mit der Botschaft "keinen Raum in der Herberge zu bekommen". Man könne die große Politik und das eigene Leben immer wieder in die Weihnachtsgeschichte einzeichnen.
Besonderer Aufmerksamkeit legten er und der Ökumeneausschuss auch auf die Geschichte "Das Paket Gottes" von Bertold Brecht, in der es letztlich um das Geschenk geht, das dem Gast in einer Kneipe aus menschlicher Sicht ganz unbeabsichtigt zugespielt wird. Sein Weihnachtsgeschenk ist die Befreiung von einem alten Schuldverdacht. Dazu hörten die Gottesdienstbesuchenden auch sein Gedicht "Die gute Nacht", in dem Bertold Brecht den Kern der Weihnachtsgeschichte trifft: Gott wird ganz Mensch, mit allem, was dazugehört, ganz unromantisch, ohne Idealisierung. Dass am Ende der Wind sich etwas legt, dass die heilige Familie satt, warm im Stall schlafen kann und alles in Ordnung war. Dies bezeichnete Pfarrer Michael Erlenwein als eine kleine Idylle, die man ab und zu brauche, besonders in diesem Jahr.
Bericht: Inge Schade im Schifferstadter Tagblatt
Bericht über die Orchestermesse am zweiten Weihnachtsfeiertag: hier.