"Die Krippe ist unser Eingangstor in die unsichtbare Welt Gottes"
Weihnachtsgottesdienste: Trotz Corona hat Gott seine Menschwerdung nicht abgesagt
"Weihnachten anders erleben", hieß es vielerorts und auch hier in Schifferstadt mussten coronabedingt die Weihnachtsgottesdienste anders als gewohnt gefeiert werden. Um möglichst vielen Menschen Gelegenheit zu geben, daran teilnehmen zu können, wurde das Gottesdienstangebot erweitert, da durch die Corona-Abstände nur eine bestimmte Anzahl an Gläubigen in die Kirche kommen dürfen.
So fand bereits am Heiligen Abend um 14 Uhr ein Ökumenischer Gottesdienst am Vogelpark statt. Ein zweiter Ökumenischer Gottesdienst in Herz Jesu begann um 16 Uhr. Auch gab es zwei Kinderkrippenfeiern, um 14 Uhr und um 16 Uhr in St. Jakobus. Des weiteren wurde in St. Laurentius um 16 Uhr ein Gottesdienst zum Heiligen Abend angeboten. Die Christmetten konnten zeitlich wie gewohnt in jeder Pfarrkirche mit entsprechender Personenanzahl gefeiert werden.
Alle Gottesdienste, die unter strengen Hygienevorgaben und Abstandsregelungen gefeiert wurden, hatten eine gute Resonanz, wobei der Ökumenische Gottesdienst am Vogelpark mit 100 Gläubigen am besten besucht war.
Gemeinde St. Laurentius
"Kommt, wir gehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ", zitierte Pfarrer Dr. Georg Müller die Reaktion der Hirten auf die Botschaft des Engels aus dem Evangelium. Seit nunmehr 2000 Jahren gingen Menschen an Weihnachten diesen Weg, um zu sehen, ob die Erzählung vom fleischgewordenen Wort Wirklichkeit oder nur ein Märchen sei. Dies geschehe in Friedens- und Kriegszeiten, in Freude und Leid, mit Trauer im Herzen oder Lachen im Gesicht, gesund in Dankbarkeit oder krank mit der Hoffnung auf Heilung.
"Das Geheimnis dieser heiligen Nacht ist, dass die Bibel im Glauben an die Jungfräulichkeit Mariens zum Ausdruck bringt, dass dieses Kind nicht aus dem Willen des Menschen, sondern aus dem Willen Gottes kommt, wie es der Johannesprolog sagt", betonte er. Doch es komme darauf an, mit welcher Haltung man in die Krippe blicke: Sei es wie in ein Schaufenster, in dem Waren zum Kauf angeboten werden, wie in einen Spiegel, der den Blick nur auf sich selbst zurückwirft, mit Sehnsucht oder Mitleid, voll Freude oder Zweifel oder in dem Bewusstsein, dass es vielleicht ganz nett, aber im letzten für das Leben nicht notwendig sei, was in Epidemiezeiten als systemrelevant gelte. Oder werde es sogar gebraucht? Dazu komme es darauf an, ob sich die Menschen von diesem Kind anblicken ließen und es als Perspektive Gottes in das eigene Leben einlassen.
"Die Krippe ist unser Eingangstor in die unsichtbare Welt Gottes", sagte er. Dies sei eine der grundlegenden Botschaften der Kirche: Hier ist der "Gott mit uns". Der christliche Glaube an die Menschwerdung Gottes müsse ernst genommen werden. Denn es läge Kraft und Stärke darin, diese Wahrheit anzunehmen, dass in diesem kleinen Kind Gott selbst zu den Menschen gekommen sei. Sie erfülle alles, was Menschen je in Mythos und Legende geglaubt hätten. Aber sie mache diesen Mythos zur Wirklichkeit, wandele ihn und fülle ihn mit neuem, ewigem Leben. "So bleibt das Kind in der Krippe das ewig junge Geheimnis unseres Lebens und unserer Erlösung. Verzichtbar oder gar langweilig ist höchsten, was wir Menschen daraus machen, aber nie das göttliche Kind", hob er hervor.
Gemeinde Herz Jesu
"Es ist nicht selbstverständlich, am späten Abend noch das Haus zu verlassen und sich in die unwirtliche Dunkelheit zu begeben", meinte Pfarrer Gerhard Grewer zu den Christmettenbesuchenden. Es sei aber genauso wenig selbstverständlich gewesen, dass damals in der Heiligen Nacht die Hirten ihre Herden im Stich ließen, um sich über die Felder auf den Weg zu machen, weil sie die Botschaft von den Engeln vernommen hatten: "Euch ist heute ein Heiland geboren, Christus der Herr", in der Stadt Davids, in Bethlehem.
Diese Botschaft sei bis heute von Generation zu Generation weitergegeben worden in dem Glauben, dass in dieser Nacht nicht nur die Geburt eines Kindes gefeiert werde sondern eines Menschen und eines Gottes, der die Schwächen, Leiden und Sorgen der Menschen teile und mit ihnen trage. "Dabei sind Sie nicht alleine, alle suchen ihn, auch wenn das längst nicht alle erkennen: Die nach Wahrheit forschen, die nach Glück hungern, die nach Liebe verlangen, die sich nach Heim und Geborgenheit sehnen und die, die Unruhe ihres Herzen umtreibt, suchen ihn" wandte er sich wieder an die Gläubigen. Doch gerade in einem unscheinbaren Stall in der Krippe, dem baufälligen Haus seiner Christenheit, die unter sich uneins und gespalten sei, in seiner Kirche, die so wenig Fortschritte mache in ihrer Erneuerung, könne man ihn entdecken. Genauso lasse sich Gott unter den unscheinbaren Gestalten von Brot und Wein finden. Er strecke seine Hände aus nach denen, die ohne Hoffnung seien, die nicht mehr lieben können und nach denen, die nicht geliebt werden.
"Mein Weihnachtswunsch für uns alle lautet: dass wir Gott im Stall erkennen wie auch in der Gestalt von Brot und Wein, dass wir an die Liebe Gottes glauben, der sich so klein gemacht hat, dass auch der ärmste Hirte und das kleinste Kind sich zu ihm hin trauen können und auch der letzte Sünder die wunderbare Botschaft hört und glaubt: Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine großen Freude, die allen Menschen zuteil wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, Christus, der Herr", gab er den Gläubigen mit auf den Weg.
Gemeinde St. Jakobus
"Menschwerdung in die Erlösungsbedürftigkeit" hatte Pfarrer Albrecht Effler seine Weihnachtsbotschaft überschrieben. Doch sein Augenmerk richtete er aber auch auf viele frustrierende und coronabedingte Absagen von Veranstaltungen, die akribisch und mit viel Liebe vorbereitet worden seien, darunter auch leider festliche Gottesdienste mit Gesang. Aber nicht abgesagt habe Gott seine Menschwerdung, die nicht perfekt in einem Palast sondern im Stall geschah. Leider könne die Freude über Jesu Geburt in diesem Jahr im Gottesdienst nicht wie sonst zum Ausdruck kommen, wie man es gerne möchte. "Doch die Not macht erfinderisch, wie dennoch die Weihnachtsfreude gefeiert werden können, weil die Kraft, die darin liegt, uns zum Feiern dieses Ereignisses drängt", meinte er auch im Hinblick auf die Gottesdienste während der Weihnachtstage.
Jesus sei nicht in den Pampers des Wohlstands gewickelt, sondern in zerrissenen Windeln gewickelt gewesen. "Er ist in unsere Erlösungsbedürftigkeit hinein geboren, um mit uns die Tiefen unseres Lebens mitzugehen. Und da ist es gut, auf kleine Lichter zu achten, die die Dunkelheit erhellen", meinte der Pfarrer, auch im Zusammenhang mit den Christmetten-Kerzen, welche die Pfarrkirche zusätzlich erhellten. Wo die Würde der Menschen zertreten werde, herrsche Finsternis, wo den Menschen ein klein wenige Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt werde, gehe dieses kleine Licht der Erlösung auf.
Evangelische Kirchengemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde feierte am Heiligen Abend ihre Weihnachtsgottesdienste in der Gustav-Adolf-Kirche um 14.30 Uhr, 17.30 Uhr, 21 Uhr und 22.30 Uhr, jeweils mit Pfarrer Michael Erlenwein.
Bericht: Inge Schade
Ökumenischer Gottesdienst am Heiligen Abend
Erstmals wurde unter der Federführung des Ökumeneausschusses der Prot. Kirchengemeinde und der Pfarrei Hl. Edith Stein am Heiligen Abend in der Herz Jesu Kirche auch ein ökumenischer Gottesdienst angeboten. Dessen Leitung übernahmen Lektor Wedigo von Wedel und Pfr. Dr. Georg Müller.
In der stimmungsvoll mit großen und kleinen Kerzen erleuchteten Herz Jesu Kirche versammelten sich Gläubige jeden Alters. Sie alle wurden eingeladen, beim Gang vorbei an der Krippe Weihrauchkörner in eine Schale zu legen und so dem Geschehen im Stall ein Zeichen der Ehrfurcht zu bringen. Der Weihrauchduft erfüllte im nu und angenehm den Kirchenraum.
In einer lebendigen Ansprache blickte Wedigo von Wedel auf die damalige Zeit zurück: "Irgendwann, es war einmal, es war vor 2020 Jahren: (...) Das Regime war ein hartes - es gab sogar Tote. Zudem die Steuern - noch mehr Gesetze! Gerüchte, Berichte und Untergangsstimmung. Und ob sie wohl weiter den Tempel noch schonen? Schilder und Sperren, machtlos, gegängelt. 'Wo bleibt unsere Rettung - neu, groß und mächtig?' 'Der Messias eben, wo gibt es hier Gott?' Die Welt wie sie war ging jetzt wohl zu Ende."
Zum Schluss ging seine Frage an uns alle: "Was machen wir mit diesem Fest?"
Er verwies auf die Hirten, die "erst mal das machten, was heute hir und hierher passt. Es heißt, sie 'kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten'. Damit geben sie den Ton vor, in dem auch wir eingeladen sind, Weihnachten zu feiern: Voll Freude darüber, dass Gott uns nahe gekommen ist in dem Kind im Stall."
In den Fürbitten, die von Mitgliedern des Ökumeneausschusses vorgebracht wurden, kam der Wunsch zum Ausdruck, dass die Engel von der Krippe heute kommen zu allen, die wir lieb haben, die heute krank sind, zu den Kindern und zu Menschen, die es heute schwer haben. Es wurde auch um Engel gebetet für Menschen, die in den Krankenhäusern sind - gerade am Heiligen Abend, Patienten, Pfleger, Seelsorger, Hausmeister.
Ein Engel für die Fröhlichen, für die, die Geschenke bringen und für die Familien durfte nicht unerwähnt bleiben.
In ökumenischer Verbundenheit die Geburt von Jesus Christus zu feiern, war ein beeindruckendes Erlebnis für viele Gläubigen.