Unsere Pfarreipatronin: Edith Stein

Wer war eigentlich Edith Stein?

Jüdin, Atheistin, Katholikin – Edith Stein hat sich in ihrem Leben häufig mit dem Glauben beschäftigt. Zusammen mit anderen Konvertiten jüdischer Abstammung wurde sie von den Nationalsozialisten nach Auschwitz gebracht und vor über 80 Jahren ermordet.

Edith Stein kurz erklärt. Heiligenportraits - ein Animationsfilme aus der Reihe von katholisch.de - hier noch mehr davon.

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Edith Stein gehört zu den bedeutenden Frauen und herausragenden religiösen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

Am 12. Oktober 1891 wird sie in einer jüdischen Familie in Breslau (jetzt Wroclaw) geboren. Schon in der Schulzeit zeigt sie ihre außerordentliche intellektuelle Begabung. Auf der Suche nach einer eigenen religiösen Orientierung legt sie ihren Kinderglauben ab und setzt sich während ihres Studiums (Philosophie, Geschichte, Germanistik, Psychologie) einem jahrelangen geistigen Ringen um Klarheit und Wahrheit in der Sinnfrage des Lebens aus. Ihr Studium schließt sie 1916 bei Edmund Husserl an der Universität Freiburg mit der Promotion zum Dr. phil. „summa cum laude“ ab. Als Assistentin bei Husserl 1916-1918 und anschließend verfasst sie wichtig phänomenologische Studien. Ihr Wunsch, eine Universitätslaufbahn einzuschlagen, erfüllt sich nicht, zunächst weil sei eine Frau ist, später wegen ihrer jüdischen Herkunft.

Schon in ihrer Studienzeit beschäftigt sie sich mit dem Christentum, besucht auch evangelische Gottesdienste. Die Begegnung mit überzeugenden Christinnen und Christen in ihrem Freundeskreis, ihr redliches, an der Phänomenologie geschultes Denken, ihre Suche nach einem philosophisch verantworteten Glauben und die Auseinandersetzung mit dem „Leben“ Teresas von Avila führen sie 1921 zur Entscheidung, sich der katholischen Kirche zuzuwenden (Taufe am 01.01.1922 in Bergzabern, Firmung am 02.02.1922 in Speyer). Ihre Tätigkeit als Lehrerin an St. Magdalena in Speyer wird ab 1927 begleitet von öffentlichen Vorträgen zu Fragen der Pädagogik, besonders der Frauen- und Mädchenbildung, und zu Grundsatzthemen in Kirche und Gesellschaft. Sie übersetzt Werke von John Henry Newman, Thomas von Aquin, Bonaventura und Dionysius Areopagita. 1932 – 1933 lehrt sie als Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Diese Dozentur verliert sie aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze. Ein Appell von 1933 an Papst Pius XI. um eine Stellungnahme zur Verfolgung der Juden bleibt erfolglos.

Nun folgt sie einem lang gehegten Ziel und tritt im Oktober 1933 in Köln bei den Unbeschuhten Karmelitinnen ein. Ihr Ordensname „Teresia Benedicta a Cruce“ (die vom Kreuz Gesegnete) deutet ihre Spiritualität an, besonders ihre Nähe zum Gekreuzigten.

Auch im Karmel setzt sie ihre wissenschaftliche Arbeit fort, jetzt erweitert durch religionsphilosophische und religiöse Schriften. Wachsam verfolgt sie die politischen Verhältnisse in Deutschland und bleibt sich der Gefährdung durch die Judenverfolgung bewusst. Nach der Reichspogromnacht vom 09. November 1938 sucht sie Schutz in den Niederlanden im Koster Echt.

Nach einem mutigen Hirtenwort der holländischen Bischöfe gegen die judenfeindlichen Maßnahmen der NS-Besatzungsmacht wird sie mit ihrer Schwester Rosa infolge einer Racheaktion gegen jüdische Ordensangehörige am 02. August 1942 verhaftet, über das Sammellager Westerbork nach Auschwitz deportiert und dort vermutlich am 09. August 1942 ermordet. Aus ihrem Testament geht hervor, dass sie den Tod als Hingabe für das jüdische, auch für das deutsche Volk und für die Kirche verstanden an.

Edith Stein ist eine der großen Frauengestalten der Kirche des 20. Jahrhunderts. In einer von Gottvergessenheit und Menschenvernichtung geprägten Zeit ergreift sie in ihrem gedanklichen Ringen um Wahrheit den Weg des Glaubens und tritt mit ihrem Leben für die Wahrheit Christi ein. In ihrer Person als Frau, geborene Jüdin und entschiedene Christin überwindet sie Grenzen und schafft Verbindungen zwischen jüdischer und christlicher Existenz, zwischen wissenschaftlicher Leistung und gläubiger Hingabe. Heute gilt sie als bleibend aktuelle Gestalt von geistiger Kultur, tiefer Solidarität und schlichter Menschlichkeit für die Glaubenden besonders in Europa.

1998 wird sie in Rom heiliggesprochen und 1999 zur Patronin Europas ernannt.

Edith Steins Leben und Tod sind Zeugnis eines unbeirrt gelebten Glaubens. Frauen, besonders in akademischen Berufen, werden von ihr stark angesprochen. Menschen über die Religionsgrenzen hinweg schätzen ihre geistige Haltung, die sie selbst einmal auf die knappe Formel bringt:

„Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.“

Ihre Werke wurden seit dem Jahr 2000 systematisch erfasst, wissenschaftlich kommentiert und veröffentlicht als Edith Stein Gesamtausgabe (ESGA), herausgegeben im Auftrag des Internationalen Edith-Stein-Instituts Würzburg, ab 2008 herausgegeben vom Karmel Köln, im Verlag Herder, Freiburg. Die thematische Vielfalt reicht von philosophischen Abhandlungen und Übersetzungen über pädagogische und geistliche Vorträge, Vorlesungen und Aufsätze bis zu persönlichen Erinnerungen und Briefen. 

Hinweis der Homepageredaktion:

Wir danken herzlich der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland e.V. in Speyer für die freundliche Genehmigung der Überlassung dieses Textes. Für weitere ausführliche Informationen besuchen Sie bitte die Homepage der Edith-Stein-Gesellschaft unter www.Edith-Stein.eu.

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