Edith Stein: Christin, Katholikin und Karmelitin

Der Aufenthalt mit Gottesdienst in ihrer Taufkirche in Bad Bergzabern wurde zu einem nachhaltigen Erlebnis

Anlässlich des 100. Tauftages der Heiligen Edith Stein am 1. Januar 1922 besuchten einige Pfarreien und Gemeinden in diesem Monat die Pfarrkirche St. Martin der Pfarrei Heilige Edith Stein in Bad Bergzabern. Denn hier wurde sie getauft und ist vom Judentum zum Christentum konvertiert.

Während ihres Aufenthalts in Bad Bergzabern bei den befreundeten Philosophen Dr. Theodor und Hedwig Conrad-Martius, mit der sie in Göttingen studierte, las Edith Stein, die stets auf der Suche nach der Wahrheit war, im Jahre 1921 das 1919 neu aufgelegte Buch "Leben der hl. Teresa Avila, von ihr selbst erzählt". Es führte sie durch die Nacht in die Stunde der Entscheidung; denn als sie am Morgen das Buch schloss, soll sie gesagt haben: "Das ist die Wahrheit." So kam es, dass sie sich für die Nachfolge Christi entschied, indem sie sich dort zunächst selbst auf die Taufe und die Aufnahme in die katholische Kirche vorbereitete.

Auch in Schifferstadt ist sie seit 1. Januar 2016 die Patronin der Pfarrei. Dies wurde zum Anlass genommen, die Heilige mit einem Edith-Stein-Jahr und verschiedenen Veranstaltungen zu würdigen. Den Auftakt bildete nun am 22. Januar eine Fahrt zur Taufkirche nach Bad Bergzabern, in der zu Beginn ein Gottesdienst stattfand.

"Es ist schön, dass wir hier feiern dürfen, weil der christliche Weg von Edith Stein an diesem Ort mit der Spendung des Sakramentes der Taufe sichtbar begonnen hat", hob Pfarrer Dr. Georg Müller hervor. Ihr Weg zur inneren Vorbereitung zum Christentum und Taufe habe jahrelang gedauert und sei weit gewesen, der jedoch in den dreifachen Beschluss mündete, Christin, Katholikin und Karmelitin zu werden.

Doch die Wege zu Gott seien unterschiedlich und oft so weit wie bei Edith Stein. "Wir beginnen Wege und wissen manchmal nicht, wo sie enden, wohin sie uns führen. Da braucht es immer wieder großes Gottvertrauen. Denn als Getaufte dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott mit uns geht, uns führt und unsere Wege mit Gott zum Ziel führen", hob er hervor.

Die Taufe und das Leben als Christinnen und Christen sei ein Weg des Heils, so sage man in der Kirche, in der Theologie und in der Verkündigung, aber auch in vielen Fällen, wenn man auf den Lebensweg von Edith Stein blicke. Hier könne gesagt werden, dass das Ziel schwer zu tragen sei. Denn ihr Lebensweg habe mit vielen anderen Menschen in die Vernichtung und Auslöschung ihres Lebens ins KZ von Auschwitz-Birkenau geführt.

"Auch bei den Menschen in unserer Pfarrei gibt es Schicksalsschläge, was uns die Frage stellen lässt, was der Weg ins Heil ist. Die Taufe und der Blick auf die Sakramente weitet unsere Augen in der Wahrnehmung auf Welt und Wirklichkeit", sagte er in seiner Predigt. Rein irdisch gesprochen gäbe es viele Wege des Unheils, der Vernichtung, des Todes und der Auslöschung. Aber der Glaube lasse auch auf die Wirklichkeit hinter den Dingen blicken, auf die Wege Gottes, auf die geistige Wirklichkeit, die alle Geschöpflichkeit und Materie entwickle und nicht im reinen Irdischen ende. Es nehme zwar nicht die Schärfe und den Schrecken, aber die Endgültigkeit und Ausweglosigkeit. Denn das endgültige Wort des Lebens aus dem Glauben heraus spreche Gott allein.

Zurückkehrend zu Edith Stein erinnerte er daran, dass auch die Nationalsozialisten den Namen von Edith Stein nicht löschen konnten. Ihr irdisches Leben habe zwar im KZ ein furchtbares Ende genommen, aber der eigentliche Plan sei nicht aufgegangen. "Im letzten sind es Gottes Pläne, die aufgegangen sind, aber die Sicht der Dinge ist eine Sicht des Glaubens", führte er weiter aus. "Edith Steins Leben auf der Erde ist zwar verloren gegangen, aber sie ist aufgehoben bei Gott und strahlt unvergessen in der Kirche und in der Welt bis heute", betonte er. "Denn die Wege Gottes reichen tiefer als die von uns Menschen, seine Wege führen zum Ziel. Dafür ist Gott Mensch geworden", fügte er abschließend hinzu.

Nach dem Gottesdienst gab der "Hausherr" der St. Martinskirche, Pfarrer Bernd Höckelsberger, interessante und beeindruckende Erklärungen über das Gotteshaus. Im Zentrum stand dabei der Taufstein, der auf einem großen roten Kreuz aus Persischem Travertin steht. "Auf dem Boden ist der Davidstern als Herkunftssymbol des Glaubens der Edith Stein", erläuterte Pfarrer Höckelsberger. Die Taufabdeckung ziert ein Buch des Lebens mit der Inschrift: "Gott, der Du das menschliche Wesen so wunderbar geschaffen und noch wunderbarer wiedergeboren hast". Die darauf befindliche Taube mit einer Perle im Schnabel symbolisiere den größten Schatz: das Evangelium. Über dem Taufstein schwebt eine Statue Edith Steins, "die vom Kreuz Gesegnete" (als Karmelitin trug sie den Namen Teresia Benedicta a Cruce).

Auch die moderne Ikone des Künstlers Makarios Tauc in der Nische beim Taufstein zeigt Edith Stein im Karmelitinnengewand, in der Hand hält sie das Märtyrerkreuz. Unterhalb der Ikone ist ein Stein aus dem Lager Auschwitz-Birkenau eingelassen.

Text und Bilder: Inge Schade